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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Hassan al-Malik in Kerbela, und dann wieder kehrte er nach Barcelona zurück, sprach mit Bernat Montcusí und überreichte ihm für Laia die Sponsalici , die der habgierige Ratsherr von ihm verlangte. Darauf kam es ihm nicht an, er war bereit, jede Summe zu bezahlen, um die Einwilligung zu erhalten, damit er seine Geliebte heiraten durfte, selbst wenn es so viel wäre, dass er wieder von vorn beginnen müsste. Zu jeder vollen Stunde in dieser Nacht hörte er, mit den Gebetsrufen der Muezzins auf den Minaretten vermischt, die klangvollen Glocken, und ihre Töne brachten ihn wieder in sein geliebtes Barcelona zurück.
    Nikodemos klopfte zur vereinbarten Zeit an die Tür.
    Martí sprang aus dem Bett. Er rasierte sich nicht einmal, und kaum hatte er sich die Beinkleider angezogen, das Hemd verknotet und die Stiefel zugebunden, stürzte er die Treppe hinunter, um Hassan zu treffen, der sich im Speisesaal der Herberge befand. Nachdem er ihm die drei zeremoniellen Küsse gegeben und sich erkundigt hatte, wie es ihm seit ihrer letzten abenteuerlichen Begegnung ergangen war, holte der Mann zwei Pergamente aus der Tasche, die er Martí hinhielt. Auf dessen fragenden Blick antwortete er: »Ich kann nicht schreiben. Wenn ich eine Botschaft erhalte oder einen Brief aufsetzen muss, wende ich mich an einen guten Freund, einen koptischen Mönch, der mir vorliest und dem ich die Antwort diktiere. Mein Bruder allerdings versteht Eure Sprache. Mein Briefchen ist auf Lateinisch geschrieben, damit Ihr meine Botschaft versteht.«
    Martí nahm das Pergament, das ihm der Mann gab. Er ging ans Fenster und las:
    Lieber Rashid!
     
    Ich schreibe Dir diesen Brief, der beweist, dass ich noch in der Welt der Lebenden bin. Dieses Wunder verdanke ich dem Überbringer des Schreibens. Zwei Spitzbuben haben mich überfallen und im Hafen von Famagusta ins
Wasser geworfen, und hätte Martí Barbany, der Überbringer dieses Briefs, nicht so viel Mut und Entschlossenheit gezeigt, hätten mich schon die Geschöpfe verschlungen, die die Abgründe des Meeres bevölkern.
    In jener langen Nacht, in der ich mich in einem elenden Zustand befand und er mich nach Hause brachte, hatten wir Zeit, über vieles zu reden. Mein Wohltäter ist ein Kaufmann aus einer katalanischen Grafschaft, und er möchte mit der dicken Flüssigkeit aus dem See bei unserem Haus handeln, die Du mir hin und wieder schickst und mit der wir als Kinder gespielt haben, indem wir einen brennenden Kienspan daran hielten und ihre Blasen explodieren ließen. Ich habe ihm schon erklärt, wie schwierig ihr Transport ist und dass sie beinahe zu nichts taugt. Aber er glaubt, dass sie ihm und auch Dir Gewinne eintragen kann. Ich stehe tief in seiner Schuld, und auf diese Weise begleiche ich einen kleinen Teil davon.
    Erfülle ihm alle Wünsche, um die er Dich bittet, und beweise, dass wir Sassaniden rechtschaffene und dankbare Leute sind. Ich sähe es gern, nachdem Du nun unsere alte Mutter begraben hast und Dich nichts mehr in unserer Heimat zurückhält, wenn Du unseren Grundbesitz verkaufst, falls Du einen Käufer findest, und zu mir nach Famagusta kommst. Du weißt ja, warum ich nicht zurückkehren kann. Es würde mich freuen, wenn ich wüsste, dass Du Dein Leben nicht mehr an eine Jugenderinnerung bindest, die Zeit und Entfernung mit mythischem Glanz umgeben haben. Hier könnten wir am Meer leben; wir würden die Tage und Nächte vergehen lassen, indem wir der guten Zeiten gedenken, und zu den Klängen Deiner Balalaika würden wir die alten Lieder aus unserer Kindheit singen. Nichts könnte mich glücklicher machen, als wenn ich wieder mit Dir vereint wäre.
    Lass Dich, lieber Bruder, ganz herzlich von mir umarmen.
     
    HASSAN
    Sobald Martí den Brief gelesen hatte, blickte er seinen neuen Freund an.
    »Hassan, ich habe Euch schon gesagt, dass Ihr mir nichts schuldet.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ihr habt es mit Euren Lobesreden übertrieben.«
    »Ich habe lediglich die Wahrheit erklärt. Oder war es nicht so?«
    »Wenn sich hundertmal so etwas ereignete, würde ich hundertmal das Gleiche tun, und das noch bereitwilliger, weil ich nun Eure menschlichen Vorzüge kenne.« Martí lächelte ihn an und fragte kühn: »Entschuldigt
meine Neugier, aber welcher Grund hindert Euch daran, zu Eurem Bruder zu gehen?«
    Hassans Augen blickten traurig.
    »Lassen wir die Dinge, wie sie sind. Das sind unsere Angelegenheiten. Und nun gebt acht. Wir beglaubigen unsere Dokumente mit einem Zeichen, das ich jetzt

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