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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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groteske Spiel abbrechen sollte, doch seine Wut ebenso wie seine Erregung siegten. Er ging hinter sie auf die Knie und spuckte ihr abfällig auf jene Stelle, die er gleich für sich in Anspruch nehmen würde. Sein erster Stoß war so heftig, dass Oda lang aufstöhnte, doch sie entzog sich ihm nicht, sondern streckte sich ihm sogar noch weiter entgegen. Daraufhin packte Godeke ihre Seiten und vergrub seine Finger darin. Er begann sie heftig zu stoßen, immer den Gedanken im Kopf, dass es ihr gleich doch endlich zu viel werden musste. Doch sie ertrug es, was ihn noch zorniger werden ließ. Am Ende stieß er sie so ungestüm, dass sie sich mit den Händen weit von sich gestreckt am Boden abstützen musste, um nicht vornüberzufallen. Doch sie ertrug es weiter. Laut brüllend ergoss sich Godeke schließlich in ihr und zog sich gleich danach sofort aus ihr zurück. Mit wackeligen Beinen stand er auf und atmete schwer.
    Noch in dieser furchtbar unterwürfigen Haltung sagte Oda: »Danke, mein Gemahl.«
    Godeke sah ungläubig auf sie herab. Fassungslos fragte er: »Was? Warum, Oda? Warum bedankst du dich?«
    »Weil du mir gegeben hast, was ich wollte.«
    »Und was ist mit dem, was ich will?«
    Oda richtete sich soweit auf, dass sie ihre Röcke glatt streichen konnte, blieb aber auf dem Boden sitzen. »Hattest du eben etwa keinen Spaß?«
    Godeke wandte sich angewidert ab und zog sich die Bruche wieder an.
    Sie wollte nicht streiten – im Gegenteil, sie wollte, dass es ihm gefiel, doch das tat es offensichtlich nicht. »Godeke, wenn es das ist, was du willst, also … was du magst … dann kannst du es immer von mir haben.«
    Er fuhr herum. »Oda, was ich will, ist die Frau, die ich geheiratet habe. Eine liebreizende, sanftmütige Frau und keine lüsterne Dirne, die mir den Schwanz ableckt. Das … ist nicht … gottgefällig.«
    »Wir sind Mann und Frau!«, schleuderte Oda ihm jetzt lauter entgegen. »Dass du dich mir verweigerst, ist nicht gottgefällig. Beischlaf gehört zu einer Ehe, und ich fordere es!«
    »Du forderst es?«, wiederholte Godeke ungläubig. Er schüttelte den Kopf und zog sich weiter an. »Was ist nur los mit dir? Vor dir muss ein Mann sich ja regelrecht fürchten.«
    »Nur ein Schlappschwanz wie du.« Sofort bereute Oda, was sie gesagt hatte.
    Godeke schnellte auf sie zu, die Hand erhoben, doch er hielt inne. Er hatte Oda noch nie geschlagen und wollte es auch jetzt nicht tun. Zitternd vor Wut und mit schmalen Lippen ließ er die Hand wieder sinken. »Sei besser froh, dass ich so ein Schlappschwanz bin. Andere Männer würden dich jetzt grün und blau prügeln.« Dann wandte er sich zur Tür.
    Oda konnte nicht glauben, was sie da gesagt hatte. Es tat ihr schrecklich leid, doch es war zu spät. »Godeke. Verzeih mir. Wo willst du hin?«
    Dann fiel die erste Tür ins Schloss, kurz darauf die zweite, die nach draußen führte. Godeke blieb davor stehen und stemmte die Arme in die Seiten. Er versuchte, sich zu beruhigen, bevor er zu Ava hinüberging. Gedankenversunken starrte er auf die Straße vor seinem Haus. Hamburg erstrahlte heute im schönsten Winterwetter. Die ganze Stadt war in ein zauberhaftes Weiß gehüllt, und der Himmel hielt sichtlich noch mehr Schnee bereit. Unter anderen Umständen hätte er sich an dem Anblick erfreut. Missmutig fuhr er sich mit der Hand durch die Haare und atmete durch. Nach einiger Zeit hatte sich sein Herzschlag verlangsamt und er ging hinüber.
    Ehler öffnete ihm die Tür.
    »Guten Morgen«, sagte Godeke zu dem sauertöpfisch dreinblickenden Elfjährigen. »Bist du bereit für deinen großen Tag?«
    Die Antwort war ein Schulterzucken. Ehler hätte es wahrscheinlich niemals zugegeben, doch er war überaus froh darüber, dass seine Mutter und Godeke ihn an seinem ersten Tag ins Marianum brachten. Was er nicht wusste war, dass sein Gesichtsausdruck und sein Verhalten ihn verrieten. Der Junge sprach kaum ein Wort, war blass und klagte über Bauchweh. Alle diese Anzeichen gaben Auskunft über sein Innerstes: Er hatte Angst!
    Dann trat Ava an die Türschwelle. Sie lächelte Godeke gewinnend an und sagte: »Danke, dass du uns begleitest.«
    »Das mache ich gern«, gab er zurück und meinte es auch so. »Geh vorsichtig, Ava. Es ist glatt.«
    Ava hakte sich bei ihm unter, um nicht zu fallen. Normalerweise wäre eine solche Geste für nicht miteinander Verwandte etwas zu gewagt, doch bei diesem Wetter schauten selbst die Kirchenmänner ausnahmsweise nicht so genau hin.
    Die

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