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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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den Hof oder würde man ihm die Möglichkeit geben, in Graf Johanns Dienst zu treten? Sein Schicksal lag jetzt nicht mehr in seiner Hand.
    Der Reiter hielt genau auf Eccard zu. Noch war nichts zu erkennen. Erst als er nur eine Pferdelänge von ihm entfernt stoppte, streifte der Berittene seine Kapuze ab und gab sein Gesicht zu erkennen.
    »Gräfin Margarete?«, rief Eccard vollkommen verblüfft.
    Sie ging nicht darauf ein, sondern befahl nur: »Kommt. Schnell!«
    Gemeinsam galoppierten sie zum Haupthaus und stiegen von den Pferden, die ihnen sogleich von zwei Dienern abgenommen wurden.
    »Öffnet die Tür«, rief die Fürstin laut und pochte dagegen, worauf zunächst ein Bewaffneter durch einen Spalt herausspähte, bevor er diese aufschob.
    Die Gräfin schaute sich noch einmal um und wies Eccard dann hineinzugehen. Daraufhin drehte sie sich zu dem Wachmann um und sagte: »Verlass auf keinen Fall deinen Posten. Sobald dir etwas verdächtig vorkommt, gib Bescheid.«
    Der Mann deutete eine Verbeugung an: »Sehr wohl.«
    Eccard folgte der Gräfin wortlos. Sie schritt durch das Haus, ging durch einen Hintereingang wieder hinaus, über einen Hof mit einem mächtigen, sechseckigen Taubenschlag in der Mitte, der auf einem dicken Pfahl stand, und dann in ein steinernes Gebäude, in dem sich die Küche befand. Erst hier, wo ein loderndes Feuer brannte, vor dem grobe Holztische und Bänke standen, Kessel und allerlei Kräuter von der Decke hingen, erst hier wurde ihr Ton wieder weicher.
    »Verzeiht, dass ich so unhöflich war, Ritter Eccard, doch die Umstände ließen es nicht anders zu.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ist Euch auch niemand gefolgt?«
    »Auf jeden Fall nicht bis in diese Küche.«
    Einen Wimpernschlag lang wurde das Gesicht der Gräfin wieder ernster. Dann sagte sie: »Ich wünschte, auch mir wäre zum Scherzen zumute, doch das Gegenteil ist der Fall.«
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen.
    Eccard legte sofort die Hand auf seinen Schwertknauf, bereit es zu benutzen, als er sah, wer es war. »Propst Albrecht!«
    »Ritter«, sagte dieser nur und nickte ihm zu.
    »Nun sind wir komplett«, sprach die Gräfin. »Setzt Euch, meine Herren.« Alle beide gehorchten. Dann brachte einer der Wachmänner, der kurzzeitig die Aufgaben einer Magd übernahm, damit es für dieses Treffen nicht allzu viele Zeugen gab, den Wein.
    Als sie etwas Warmes zu trinken in den Händen hielten, ergriff Eccard zaghaft das Wort. Noch immer wusste er nicht, was genau mit ihm geschehen würde, doch um sein Leben fürchten brauchte er offenbar nicht. »Gräfin, Euch habe ich hier nicht erwartet …«
    »Ich musste Hamburg heimlich verlassen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, darum habe ich mein Kommen nicht angekündigt.« Margarete von Dänemarks Gesicht war noch immer ernst – mit schmalen Lippen und Sorgenfalten. »Ihr habt uns viel Kummer beschert, Ritter Eccard. Ich bin mir sicher, Graf Gerhard hat Euch mit Freuden darüber berichtet: Mein Gemahl hatte nach der Sauhatz keine Wahl, als die Fehde zu erklären, auch wenn sie ihm zuwider ist.«
    »Ja, ich weiß davon«, ließ Eccard tonlos verlauten.
    »Eure Tat war überaus … herausfordernd, doch war sie auch so kühn, dass Graf Gerhard Euch mit Sicherheit nun voll vertraut.«
    »So scheint es jedenfalls. Doch was ist mit Eurem Gemahl? Ist er mir zugetan?«
    »Ich wäre nicht hier, wäre das nicht der Fall.«
    Erst nach diesen Worten war klar, dass Eccard nicht mehr zu bangen brauchte.
    Margarete sah dem Ritter seine Erleichterung an, was sie als weiteres Zeichen seiner Ergebenheit deutete. Sie war sich sicher, nun den richtigen Schritt zu tun. »Ihr habt bewiesen, dass Ihr bereit seid, Euren Kopf zu riskieren, und deshalb will Graf Johann Euch als seinen Vasallen. Das heißt, wenn auch Ihr noch wollt.«
    Eccard atmete hörbar aus. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Nach allem, was passiert war, würde er sich endlich von Gerhard II., den er mittlerweile so sehr verachtete, lösen können. »Natürlich will ich, Gräfin.«
    »Und Ihr seid Euch auch bewusst, was das bedeutet? Euer Bruch mit Gerhard II. lässt Euch Haus und Hof verlieren und macht Euch zu seinem Feind.«
    »Das ist mir klar.«
    »Gut!« Margarete von Dänemark erhob sich und stellte sich mit erhabenen Bewegungen in der Mitte der Küche auf. »Kommt zu mir«, forderte sie.
    Eccard trat vor Margarete, die in diesem Moment die Würde der Königstochter ausstrahlte, die sie ja auch war. »Kniet nieder,

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