Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)
Ritter.«
Er tat es und blickte ihr dabei tief in die Augen. Dieser Moment würde sein zukünftiges Leben verändern. Er war sich sicher, das Richtige zu tun, und ebenso sicher war er sich, dass dieser Schritt noch nicht abzuwägende Folgen haben würde.
»In Ermangelung eines Schwertes soll uns dieses Messer als Zeichen des Euch gleich übertragenen Lehens mit den dazugehörigen Rechten und Pflichten dienen. Und da mein Gemahl nicht zugegen ist, schwört mir anstelle hier und jetzt auf meine Hand die Lehnstreue. Gott ist unser Zeuge.« Sie machte eine kurze Pause und hielt Eccard die Hand hin. »Schwört Ihr, Ritter Eccard, Eurem Herrn Johann II. von Holstein-Kiel, die Treue? Gelobt Ihr, ihm mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen und ihm immer hold und gegenwärtig zu sein?«
Eccard ergriff die schlanken Finger der Gräfin und sprach: »Bei meiner Ehre gelobe ich, Eccard Ribe, Euch, Gräfin Margareta von Dänemark anstelle Eures Gemahls, die Lehnstreue. Ich werde alle Lehnspflichten erfüllen, ihm als Vasall mit meinem Schwert zur Seite stehen und jeden Feind damit bekämpfen. Ich schwöre, treu zu sein, hold und gegenwärtig, so wahr ich ein Ritter bin, und so wahr mir Gott helfe.«
»So schwöre auch ich, anstelle meines Gemahls, der Euer Lehnsherr sein wird, Euch Schutz und Schirm zu gewähren, wenn es Euch danach verlangt.«
Jetzt küsste er ihre Hand. Es war besiegelt.
»Erhebt Euch als Vasall meines Gemahls, Ritter Eccard.«
Er stand auf und sah die Gräfin zwei Atemzüge lang an. Erst jetzt bemerkte er, dass er ihre Hand noch immer festhielt. Hastig ließ er sie los.
Sie nickte ihm zu und sagte: »Nehmt nun dieses Messer als Zeichen Eures Lehnseides.«
Eccard nahm die schmucklose Klinge, die ihm dennoch so kostbar erschien, als wäre sie aus purem Gold.
»Und nun beweist, was Ihr soeben geschworen habt, Ritter, und berichtet mir von Plön, auf dass wir unseren Feind bekämpfen können. Lasst uns keine Zeit vergeuden, wir müssen heute noch zurück nach Hamburg, damit niemand etwas bemerkt.«
Nachdem sie wieder um den Tisch herumsaßen, fragte die Gräfin ihren neuen Gefolgsmann: »Was hat der Vetter meines Gemahls vor?«
»Gerhard hat Pläne, zunächst das Gebiet an der Eyder anzugreifen. Ich sollte die Gegend für ihn erkunden und habe die Burg zunächst auch Richtung Westen verlassen. Als ich jedoch außer Sichtweite war, schlug ich den Pfad nach Süden ein.«
Was das bedeutete, war allen klar. »Es wird also nicht lange dauern, bis er merkt, dass Ihr nicht zurückkommt. Glaubt Ihr, es ist ihm ernst?«
»Ich befürchte schon. Seine Worte ließen kaum Grund zum Zweifel. Er sagte, er habe vor, niemanden zu verschonen, auch nicht Kinder und Frauen.«
»Heilige Maria, dazu darf es nicht kommen.«
Jetzt meldete sich der Propst zu Wort. »Was hat er zur Bitte des Rates nach Waffenstillstand gesagt?«
Eccard schüttelte nur den Kopf.
»Dann sollten wir uns auf Kämpfe einstellen«, schloss Albrecht von Schauenburg.
»Vielleicht nicht«, entgegnete Eccard. »Er erwähnte noch etwas. Eine Möglichkeit, alles abzuwenden.«
»Wie?«, fragte die Gräfin mit hoffnungsvollem Gesicht.
»Eine Sühne.«
Bei dieser Antwort lachte sie bitter auf. »Ja. Eine Sühne …!« Eccard wollte noch etwas sagen, doch die ruckartig erhobene Hand der Gräfin gebot ihm zu schweigen. Sie hatte einen in sich gekehrten Blick, als sie die nächsten Worte sprach. »Es war abzusehen, dass Gerhard diesen Vorschlag machen würde. Die Frage lautet also, wie bekommt man einen in seiner Ehre gekränkten Fürsten dazu, seinem Feind von selbst ein Friedensangebot zu unterbreiten, richtig?«
Angesichts dieser Verdeutlichung, die das Ausmaß des Problems aufzeigte, wussten weder Eccard noch der Propst etwas dazu zu sagen. Doch beide Männer kannten den Scharfsinn der Gräfin und beobachteten sie genau. Verzagen passte nicht zu ihr, und sie sollten mit ihrer Vermutung recht haben.
Margarete sog tief den Atem ein und stieß ihn gleich wieder aus – so als wolle sie sich selbst einen Ruck geben. »Ich habe diese Schwierigkeiten bereits kommen sehen.« Nun sah sie den Geistlichen an. »Doch Ihr, Propst Albrecht, könnt helfen. Lasst mich darlegen, was ich mir erdacht habe.« Ausführlich erklärte sie ihren Plan, der mit viel Geschick auch gelingen konnte. Dann gab sie das Zeichen zum Aufbruch.
Die drei Reiter hatten das Tor des Gehöfts schon erreicht, da gab die Fürstin Eccard ihren vorerst letzten Befehl. »Ritter, hier trennen
Weitere Kostenlose Bücher