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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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alten Erich. Er hat sich nun lang genug den Weibergesprächen gestellt und will sich nun sicher etwas am Kamin aufwärmen.«
    Alle lachten über Alberts ehrliche Worte.
    »Schon gut, schon gut. Wir hören ja schon auf. Es wird wohl Zeit, dass die schwangere Burgherrin zurückkommt«, bemerkte Alusch. »Dann lassen wir dich jetzt mal in Frieden, Erich. Aber wenn du dich am Kamin wärmen willst, muss ich das Feuer erst entzünden.«
    Albert schaute verwundert auf. Er hätte schwören können, dass es bereits brannte. Doch ein Blick auf den Kamin bestätigte seinen Irrtum. Bewusst sog er jetzt noch einmal Luft durch die Nase ein, und abermals nahm er den Geruch von Feuer wahr. In diesem Moment sprang Albert vom Kopf der Tafel auf. Er nahm die Entfernung zu seinem Ziel mit wenigen großen Schritten und stürmte regelrecht zu einer der schmalen Luken in den mannsdicken Steinwänden, dieses Mal zu jener, die ihm den Blick auf den Stall freigab. Was er sah, ließ ihn aufstöhnen. Dicker, dunkler Rauch quoll aus dem länglichen Gebäude. Noch waren keine Flammen zu sehen, doch das würde sich jeden Moment ändern. »Schnell, der Stall brennt. Alle nach unten, wir müssen die Tiere freilassen. Greift euch jeden Eimer und Kessel, den ihr finden und tragen könnt, und fangt an zu löschen.«
    Sofort hasteten alle hinaus. Während sie den Burgturm über die Brücke verließen, schrie Albert den Wachmännern Befehle zu. Sie sollten sich um das Löschwasser aus dem Brunnen und dem Graben kümmern. Er und Erich liefen so schnell sie konnten auf den Stall zu, wo sie die ängstlichen Pferde schrill wiehern hören konnten.
    Der eben noch schreckstarre Jons war ihnen gefolgt. Jetzt stürmte er an den beiden Männern vorbei. Schnell wie der Wind schoss er auf den Eingang des Stalls zu, aus dem jetzt die ersten züngelnden Flammen schlugen.
    Albert hatte den Jungen noch davon abhalten wollen, einfach in den Stall zu rennen, doch das wäre sinnlos gewesen. Nur wenig später rannten auch schon die ersten Pferde hinaus, die Jons erfolgreich freigelassen hatte – direkt an Albert und Erich vorbei, die sich gerade noch in Sicherheit bringen konnten, bevor die panischen Tiere sie überrannten.
    Die Männer betraten den Stall und kämpften sich langsam vor. Überall knackte und knarrte es. Die Hitze war fast unerträglich. Das Stroh des Daches hatte bereits Feuer gefangen und rieselte in glühenden Stücken auf Mensch und Tier herab.
    Jons hatte es geschafft, die komplette linke Seite der Boxentüren zu öffnen, als ein brennender Querbalken krachend zu Boden ging und in einen der nun leeren Unterstände fiel. Alle drei duckten sich vor lauter Schreck und hielten sich schützend die Arme über den Kopf.
    »Wir müssen hier raus!«, schrie Albert Jons entgegen, der gerade die Boxentür der braunen Mutterstute öffnete. Sie hatte solche Panik, dass sie sich keinen Schritt vorwagte. Vergeblich zerrte der Junge an ihrer Mähne und versuchte, sie zum Fliehen zu bewegen.
    »Jons! Komm endlich!«, schrie Albert erneut, der mit Erich zwischenzeitlich die restlichen Pferde freigelassen hatte. Sie alle waren jetzt draußen, bis auf die Braune und ihr Fohlen.
    »Ich lass sie nicht zurück!«, brüllte der Junge trotzig, der schon überall von den glühenden Funken gezeichnet war. Flehend sprach er wieder und wieder auf die Stute ein: »Komm schon, du musst hier weg, sonst wirst du sterben. Du musst dein Fohlen hier rausführen. Komm schon …!«
    In diesem Moment krachte ein weiterer brennender Balken herab und versperrte den Ausgang der Box, in der sich der Page befand.
    Erich schrie auf. »Nein! Jons!«
    Albert wollte gerade zu der Box stürmen, als er zwischen den Flammen sah, wie der Junge auf den Rücken der Braunen kletterte. Er hielt sich an ihrer Mähne fest und trieb sie vorwärts, doch die Braune ging immer weiter zurück, bis ihr Hinterteil die Holzwand berührte.
    Albert schrie langgezogen: »Jons! Steig ab, komm raus hier.«
    In jenem Moment trat der Junge der Stute fest in beide Seiten, sodass sie sich mit den Hinterläufen abstieß, über den Balken sprang und hinausgaloppierte. Einen Wimpernschlag später krachte der hintere Teil des brennenden Stallgebäudes ein.
    Albert und Erich konnten sich gerade noch nach draußen retten, bevor die Flammen auch den Rest auffraßen. Hustend und mit kleineren Verbrennungen an Händen und Gesicht fielen sie auf die Knie. Der Rauch hatte ihnen den Atem genommen, doch sie waren alle am Leben.
    In einiger

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