Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)
du erzähltest von ihnen …« Oda streifte ihr dünnes Untergewand ab und schlüpfte unter die Decke.
»Ich habe sie heute im Badehaus getroffen und wir sprachen stundenlang über den Handel …« Auch Godeke war nun nackt. Er schlug seine Laken zurück und gesellte sich zu seiner Frau ins Bett. Dann löschte er das letzte Licht. »… diese reichen Friesen sind sonderbare Leute. Letzten Sommer habe ich vergeblich versucht, mit ihnen Geschäfte zu machen, doch ich bin nicht an sie herangekommen. Jetzt, auf einmal, schien es so, als könnten sie es nicht erwarten, mit mir zu handeln. Sie haben mir mehrere Vorschläge für das kommende Frühjahr gemacht. Ich sage dir, das hat etwas damit zu tun, dass ic h jetzt Mitglied des Rates bin und …«, Godeke hielt inne. Langsam wandte er den Kopf nach rechts, wo Oda lag. Es war so dunkel in der Kammer, dass er ihr Gesicht nicht erkennen konnte, doch ihre Hand auf seinem Bauch, die spürte er genau. Sie glitt tiefer und tiefer, bis sie seine empfindlichste Stelle erreichte. Vorsichtig tasteten die Finger sich voran. Es war nichts zu hören, außer dem Geräusch ihrer aufeinanderreibenden Laken.
»Du hattest einen anstrengenden Tag, mein Gemahl. Sicher sehnst du dich nach Zerstreuung«, hauchte sie ihm ins Ohr, während sich ihre Hand Finger für Finger um sein Gemächt schloss.
Godeke lag einfach nur da. Er wusste, dass er sich eigentlich darüber freuen sollte, dass seine Frau ihm so zugetan war und sich stets willig im Ehebett zeigte, doch tatsächlich stieß er mittlerweile an seine Grenzen. Es war ihm nicht entgangen, wie sehr sich ihre Lust seit der Nachricht von Margaretas Schwangerschaft gesteigert hatte. So war es immer, wenn eine Frau in ihrem Umfeld schwanger wurde. Oda wünschte sich so sehr ein Kind, dass Godeke sich manchmal fragte, ob ihr Verhalten möglicherweise schon eine Sünde war. Immer wieder verführte sie ihn so lange mit all ihren Reizen, bis er sich ihr hingab. Jetzt, nach zwei Wochen durchgängigem Liebesspiel am Abend und häufig auch noch am Morgen, verwehrte seine Mitte ihm plötzlich den Dienst. »Oda«, begann er zunächst sanft und nahm ihre Hand von seinem Schoß. »Heute nicht!«
Stille folgte. Trotz der Dunkelheit spürte er ihren verletzten Blick auf sich ruhen. Sie war es nicht gewohnt, von ihm abgewiesen zu werden.
Trotzig entzog sie ihm ihre Hand, wandte ihm dem Rücken zu und sagte: »Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, dass du mich nicht willst.«
Godeke rollte mit den Augen und richtete seinen Oberkörper auf. »Was soll das denn heißen? Du hast nichts falsch gemacht. Ich will dich, und ich begehre dich, doch in letzter Zeit ist dein Verlangen … nun, wie soll ich sagen … etwas zügellos.«
»Ich … ich versuche bloß, meine Pflichten als Christenfrau zu erfüllen«, log sie ungeschickt.
»Oda …«, erwiderte Godeke etwas belustigt, »du weißt genauso gut wie ich, dass dein Verhalten andere Gründe hat …«
»Andere Ehemänner würden sich glücklich schätzen!«
»Ich schätze mich glücklich …« Godeke wusste, dass er vorsichtig sein musste. So wenig weinerlich seine Frau sonst auch war, bei dieser einen Sache kam sie ihm vor, als sei sie aus Glas. »… und doch wirst du es so nicht erzwingen können!«
»Das habe ich eben gemerkt«, spielte sie bissig auf Godekes schlaffes Glied an.
Nun war es auch ihm zu viel. Er ließ sich wieder mit dem Rücken auf seine Bettstatt fallen und sagte: »Hüte deine Zunge, Oda, und lass deine Verzweiflung nicht an mir aus. Vielleicht ist dir mal in den Sinn gekommen, dass auch ich mir ein Kind wünsche. Doch mache ich dir weder Vorwürfe, noch kränke ich dich mit derartigen Sprüchen. Statt fortwährend zu Gott zu beten und ihn um ein Kind anzuflehen, solltest du vielleicht an deinem Liebreiz arbeiten, damit du deinen Gemahl nicht verschreckst.«
Nach diesen Worten drehte auch Godeke seiner Frau den Rücken zu. Er hörte zwar, wie sie leise weinte, doch er empfand an diesem Abend kein Mitleid. Immer wieder hatte er Verständnis für sie aufgebracht und sie getröstet, wenn ihre Sehnsucht nach einem Kind mal wieder übermächtig war. Doch in den letzten Wochen erkannte er sein Weib kaum wieder. Sie schien geradezu besessen von dem Wunsch, schwanger zu werden. Godeke merkte, wie diese Sache sie langsam entzweite.
Am nächsten Morgen würdigten die Eheleute sich keines Blickes. Schweigend saßen sie sich gegenüber, während sie eine kleine Mahlzeit einnahmen. Kurz
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