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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Einlass gewährt hatte, nervös in dem engen Raum zusammen, stellten sich auf die Zehenspitzen und reckten die Köpfe, um einen Blick auf das Gelege des Obersten Drachen zu erhaschen.
    Die Nachricht vom Besuch des Drachen hatte sich, allen Geheimhaltungsversuchen zum Trotz, schnell herumgesprochen. Ganz Mitheynanda war auf den Beinen, die Straßen und Gassen um den Drachentempel herum dicht bevölkert.
    Es lag nicht nur an der frühen Morgenstunde und den Nachwirkungen reichlich genossenen Weins – auch im Königspalast war das Frühlingsfest ausgelassen gefeiert worden –, dass Gaurok nicht die gewohnte Selbstsicherheit und ruhige Gelassenheit verströmte, die ihn sonst auszeichneten.
    »Ein viertes Ei?«, fragte er unsicher. »Schwarz und viel größer als die anderen, sagt Ihr? Warum ist es nicht hier?«
    »Das magische Tor hat sich geschlossen, gleich nachdem meine Gehilfen und ich das dritte Ei in den Tempel gebracht hatten, Majestät«, erklärte Djofar. »Es liegt nicht in meiner Macht, es wieder zu öffnen. Deshalb habe ich Euch benachrichtigen lassen, um Euren Rat einzuholen.«
    Der König kratzte sich nachdenklich am Kopf. Sein Unbehagen war unübersehbar. Nie hätte er es sich träumen lassen, dass sein Reich unter das Drachenpatronat gestellt werden könnte, und nun, da ihm und seinen Untertanen die unerwartete Ehre widerfahren war, wurde seine Freude durch die unterschwellige Furcht getrübt, einen unverzeihlichen Fehler zu begehen und den Obersten Drachen zu erzürnen. Doch Gaurok war nicht nur der unumschränkte Herrscher Runnterums, sondern auch ein geschickter Diplomat, und so wusste er, dass es für einen Mann unter bestimmten Umständen klüger war, die Verantwortung für eine knifflige Situation einem Untergebenen zu übertragen. Muthel, sein beleibter Kanzler, teilte offenbar die Meinung des Königs, jedenfalls starrte er wie gebannt auf seine Fußspitzen und zog es vor zu schweigen, wie so oft in letzter Zeit. Selbst Fontinaal, der im letzten Jahr während einer Kampfabstimmung zum Sprecher seiner Gilde gewählte ehrgeizige Magier, schien sich plötzlich mehr für den richtigen Sitz seiner Robe als dafür zu interessieren, die Welt mit seinen gefürchteten Ratschlägen zu beglücken.
    »Nun… Ihr seid der Drachenpriester des Reiches, Djofar«, sagte Gaurok schließlich langsam und respektvoll. »Ihr habt mit dem Drachen gesprochen. Ratet Ihr uns, was wir tun sollen. Ihr müsst wissen, was die Schriften für einen solchen Fall vorsehen.«
    »Es gibt keine Anweisungen für die vorliegende Situation, Majestät«, erwiderte Djofar wahrheitsgemäß, »und der Drache hat nichts von einem vierten Ei erwähnt. Vielleicht wünscht er, dass es in der Höhle bleibt. Warum hätte das magische Tor sonst erlöschen sollen, bevor wir das schwarze Ei in den Tempel bringen konnten? Vielleicht aber will er uns auch prüfen, um so zu entscheiden, ob wir seines Patronats würdig sind.«
    Die versammelte Menschenmenge begann aufgeregt zu flüstern.
    »Im Buch der alten Überlieferungen von Findriew dem Älteren heißt es, der Oberste Drache würde eines Tages ein Zeichen setzen, um den uralten Streit über die Frage zu schlichten, wie die Gunst der drei Drachen eines Patronats auf seine Bewohner verteilt ist und wo die Grenzen innerhalb der Bevölkerungsschichten verlaufen«, meldete sich aus dem Hintergrund ein kräftiger Mann mit schütterem Haar zu Wort, Bunydal, einer der geachtetsten Philosophen Runnterums, der in seiner Jugend die beschwerliche Pilgerreise ins ferne Revonnah unternommen hatte, um die heiligen Schriften im Kloster Nomam zu studieren. »Vielleicht ist das vierte Ei dieses Zeichen.«
    Einen Moment lang herrschte gespanntes Schweigen, das nur von leisen Atemzügen und einem unterdrückten Hüsteln unterbrochen wurde. Dann trat Fontinaal einen Schritt vor, richtete sich gerade auf, um größer zu erscheinen, als er war, reckte die spitze Nase in die Höhe, räusperte sich vernehmlich und breitete die Arme weit aus.
    »Die Drachen beherrschen die Magie«, begann der kleine Magier, »und der Oberste Drache kennt all ihre Geheimnisse. Schon seit langem fordern die Vertreter unserer Zunft – zu Recht, wie ich betonen möchte –, nicht zu den Mündeln des Roten Drachen gezählt zu werden. Und was wäre ein passenderer Patron für die Magier, Zauberer und Hexen, als ein Schwarzer Drache? Schließlich wird die Magie von so manchem« – er warf Ura, dem Hohepriester Tonas, der die oberste

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