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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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zu kommen.«
    Der Drache bittet mich, dachte Ladya wie betäubt. Er könnte mir befehlen, aber er bittet mich. Welch eine Ehre!
    Und dann schoss ihr ein zweiter Gedanke durch den Kopf, der ihr den Atem raubte.
    Wenn der Oberste Drache Runnterum zu seinem Patronat auserkoren hat, ist Djofar frei! Ihn hat das Orakel gemeint, als es sagte, ich würde in diesem Frühjahr meinen Mann finden und ihn noch vor Sommerbeginn heiraten! Deshalb die kurze Verlobungszeit!
    Sie warf sich ihm in die Arme und ignorierte die verwunderten Blicke der Umstehenden. Allerdings würde sie Djofar vorher noch ein Geständnis machen müssen, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt. »Lass uns gehen«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Es kostete ihn große Überwindung, sich aus ihrer Umarmung zu lösen. »Da ist noch etwas, das der Drache mir aufgetragen hat«, sagte er. »Außer dir wünscht er noch eine blonde und eine rothaarige Jungfrau zu sehen, hübsche Mädchen, die für ihn tanzen sollen.«
    Ladya schloss einen Moment lang die Augen und überlegte. Djofars Worte konnten so oder so interpretiert werden. Aber wer war sie, sich dem Wunsch des Drachen zu widersetzen und das Problem erst mit Djofar auszudiskutieren? Hieß es nicht, der Oberste Drache sei allwissend?
    Wenn er es war, kannte er ihr Geheimnis, und er hatte trotzdem ausdrücklich nach ihr verlangt. War er es nicht, würde sie ihn vor seinem eigenen Priester bloßstellen, wenn sie Djofar ins Vertrauen zog.
    Ein Gelehrter hätte wahrscheinlich viel Zeit benötigt, um das Für und Wider seiner Entscheidung ausgiebig zu durchdenken und alle möglichen Fallstricke in Betracht zu ziehen, aus Furcht, einen Fehler zu begehen. Doch Ladyas Klugheit entsprang nicht dem Wissen aus Büchern, und so traf sie ihre Entscheidung mit Besonnenheit, aber ohne zu zaudern. Sollte sie den Drachen erzürnen, würde sie sich seinem Zorn mit der gebührenden Demut stellen und die Konsequenzen tragen, doch ohne Unterwürfigkeit.
    Sie öffnete die Augen wieder. »Dann lass uns die Mädchen suchen«, erwiderte sie mit fester Stimme.
     
     
    Die Höhle wurde nicht nur durch das magische silberne Licht, sondern zusätzlich durch den warmen Schein von zwei Öllampen erhellt. Djofar stand direkt am Ausgang und sah entrückt zu, wie Ladya und die anderen beiden Mädchen tanzten.
    Sie wiegten sich im Rhythmus der Musik, die der Drache selbst machte. Er blies die Luft langsam durch seine drei Nasenlöcher aus, die sich weiteten und verengten und weiche Töne wie die legendären Opalpfeifen von Ursk erzeugten. Mit dem dreigeteilten Schwanz schlug er den Takt dazu auf den Felsboden. Es war eine fremdartige und bezaubernde Melodie.
    Die drei Mädchen waren anmutig wie Gazellen, biegsam wie Weidengerten und schön wie die Orchideen in den Lustgärten des Kaiserpalastes von Sabuula, und sie bewegten sich mit einer Grazie, die selbst die Tänzerinnen am Hof des Großkhans von Kabiri beschämt hätte. Jede Einzelne von ihnen hätte das Herz eines jeden Mannes höher schlagen lassen, doch Djofar hatte nur Augen für Ladya.
    Und der Drache schien seine Ansicht zu teilen, denn als er zufrieden war, bedankte er sich bei allen mit lobenden Worten und schickte das blonde und das rothaarige Mädchen mit Djofar fort, Ladya aber bat er, noch eine Weile bei ihm zu bleiben.
    »Eigentlich hatte ich ja drei Jungfrauen verlangt«, sagte er, als sie allein waren, »aber ich will nicht kleinlich sein.«
    Ladya hielt seinem prüfenden Blick stand, ohne die Augen niederzuschlagen. Sie schämte sich nicht für das, was sie getan hatte.
    »Heißt das, Ihr habt nicht gewusst, dass ich keine Jungfrau mehr bin?«, fragte sie leise. Ihre Stimme zitterte kaum merklich.
    »Ist es so wichtig, ob ich es erst jetzt bemerkt habe?«, fragte der Drache ruhig zurück. »Nein«, kam er ihrer Antwort zuvor. »Man sagt, wir Drachen seien weise, und das ist richtig. Man sagt auch, der Oberste Drache sei allwissend, aber das ist falsch. Niemand ist allwissend, selbst die mächtigen Götter sind es nicht. Vielleicht waren es die Urgötter einmal, wer weiß das schon?«
    Er ergriff den letzten Laib Käse, brach ihn auseinander und schnüffelte genießerisch daran. Dann schob er sich die Stücke ins Maul, kaute bedächtig, spülte den Käse mit dem Rest Met hinunter und rülpste grollend.
    »Verzeihung«, murmelte er und tupfte sich das Maul mit einem großen weißen Leinentuch ab. »Meine Manieren lassen nach. Das Alter…« Er seufzte. »Wann willst du es

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