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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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liegt nicht nur an dir. Es ist wie das Geheimnis des Lebens. Etwas, das du erreichen musst. Du bist der Pfeil, der den Bogen verlassen hat, um sein Ziel zu finden. Unser ganzes Leben lang sind wir dieser Pfeil.»
Er blickte ihn an.
«Nur du selbst kannst das Rätsel lösen. Sicher wird der Abt dir weiterhin zur Seite stehen. Aber auch er kann dich nur immer wieder auf deinen Weg zurückführen, dich bestärken. Deine Fragen wird er nicht beantworten können.»
«Und wenn ich das Geheimnis gefunden habe, wenn ich es ihm mitteile, wie wird er dann reagieren?»
«Er wird sofort bemerken, dass es geschehen ist.» Alanus überlegte einen Augenblick.
«Vielleicht wird er lächeln», sagte er und lächelte.
    Johannes hatte an diesem Tag im Scriptorium gearbeitet. Die Zahl der Kontrakte schien nie kleiner zu werden. Da boten die Stundengebete eine willkommene Unterbrechung. Sie gaben die Möglichkeit, den Geist und die Sinne zu sammeln.
    Nach der Sext hatte Johannes etwas Zeit, und er beschloss, den Bogen zu nehmen und auf dem Platz hinter dem Bischofspalast seine Übungen fortzusetzen. Gerade wollte er das kleine Zimmer verlassen, da fiel sein Blick auf das Schwert, das ihn auf seiner langen Reise immer begleitet hatte und nun eingehüllt in einer Decke neben dem Bett lag. Wie ungewöhnlich war es doch, gerade den Weg des Bogens zu gehen. In Loccum hatte er ein Schwert erhalten, und er war in die Welt gezogen, erfüllt von dem Gedanken, sich dieses kostbaren Geschenks würdig zu erweisen. Doch alles war anders gekommen. Das Kriegshandwerk der Schwertführung hatte er nicht erlernt. Stattdessen eine Kunst, die in seiner Heimat nahezu unbekannt war und die dort wohl niemand meisterlich beherrschte. Überhaupt schienen die Erfahrungen der letzten Monate darauf hinzudeuten, dass alles Üben und alle Vorbereitung auf seltsame Weise das verfehlten, was die Zukunft forderte. Immer dann, wenn er sich erwartungsvoll auf den Weg begeben hatte, war es anders gekommen, als er es sich vorgestellt hatte. Es erschien ihm nun geradezu, als wäre jede Vorbereitung, jedes vorausblickende Sinnen, notwendig falsch gewesen oder doch zumindest voreilig. Dieser seltsame Gedanke beschäftigte ihn noch, als er sich längst auf den Gassen Laons befand. Es beruhigte ihn allerdings die Erfahrung, dass all die unerwarteten Wendungen ihn doch so weit gebracht hatten, dass er sich offenbar auf der letzten Etappe seiner Suche und seiner Ausbildung befand. Zugleich schien es ihm wahrscheinlich, dass er sich auf dieser letzten Etappe noch einmal verwandeln musste. Es gab nichts Festes, keine Heimat.
    Die Schüsse mit dem Bogen gelangen vorzüglich. Wenn nichts sicher ist, dachte er, als er sich auf dem Rückweg befand, bleibt dieses Sich-Sammeln des Bogenschützen auf eine einfache, gleichmäßige Bewegung und auf die Welt.
    Johannes erreichte die Kathedrale und beschloss, dort einen Augenblick zu verweilen. Er bemerkte die verwunderten Blicke der Menschen nicht, die einen Mönchsritter in Bewaffnung die Kathedrale betreten sahen.
    Am späten Nachmittag stand die Sonne weit im Westen. Die Kathedrale war vom Eingang her erleuchtet, und so erblickte Johannes Vierung und Chorraum in klaren Umrissen. Dies kam ihm sehr entgegen, denn er wollte sich heute nicht der Faszination des Lichtes hingeben, sondern die Steine sehen, von denen der Abt gesprochen hatte. Nicht im Licht, sondern in den Steinen sollte das Geheimnis zu finden sein. Johannes war sich noch immer völlig unschlüssig, wo er die Suche beginnen konnte. Er wusste durch Alanus von der Bedeutung der Zahlen, die überall in der Kathedrale auffindbar waren und diesen Ort bedeutungsvoll machten. Doch schien das bloße Wissen um deren Bedeutung nicht auszureichen, um zu verstehen. Johannes spürte, dass er etwas übersehen oder noch nicht gesehen hatte, etwas, das nicht sofort zu erkennen war, aber doch so erkennbar in diesem Raum vorhanden sein musste, dass es sich dem wissenden Blick offenbaren konnte.
    Er schritt langsam durch das Hauptschiff, betrachtete die Säulen, die Fassaden, die sich rechts und links erhoben, und ließ für einen Moment den Gedanken in sich wirken, dass jeder Stein ein Teil dieses mächtigen Bauwerkes war, dass jeder Stein nötig war, um das Gebäude aufrecht erstehen zu lassen. Vielleicht lag hier der Schlüssel zum Geheimnis. Johannes nahm sich vor, von nun an die Steine zu betrachten.
Als sich die Mönche am späten Abend zur Komplet versammelt hatten, wandte Johannes seine

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