Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Sabrinas Schultern. Sabrina saß im weißen Bademantel auf einem bequemen Stuhl und blickte aufs Meer. In der Ferne sah man einen Küstenstreifen. Vor einigen Tagen waren sie in Rom gewesen. Eine beeindruckende Stadt, das fanden sie beide. Leider hatten sie nicht viel Zeit gehabt und hatten alles im Schnelldurchgang besichtigt: das Kolosseum, die Kaiserforen und den Petersplatz. Gavino und Sabrina waren sich einig gewesen, dass sie noch einmal nach Rom fahren würden, um sich alles anzusehen – aber dann mit mehr Zeit.
»Und mit Sheila«, hatte Sabrina hinzugefügt. »Die Stadt wird ihr bestimmt gefallen.«
Heute würden sie den ganzen Tag auf See sein und für morgen war ein Aufenthalt in Casablanca geplant.
Gavino küsste Sabrina auf den Scheitel. »Heute lassen wir uns richtig verwöhnen, ja?«
Sabrina nickte zwar, aber er merkte, dass sie in Gedanken war und ihm gar nicht richtig zuhörte. Wahrscheinlich dachte sie wieder an Sheila. Gestern war sie einigermaßen abgelenkt gewesen, doch jetzt forderte der Blick aufs weite Meer die Grübelei um Sheila geradezu heraus.
»Hältst du nach Delfinen Ausschau?«, fragte Gavino.
»Ja«, antwortete Sabrina mit einem Seufzer. Sie wandte Gavino ihr Gesicht zu. »Es tut mir leid, aber ich muss immer an Sheila denken! Ach, wenn sie nur bei uns wäre!« Tränen glitzerten in ihren Augen.
Gavino ging neben Sabrina in die Knie. Sie schmiegte sich an seine Brust, während sein Blick übers Meer glitt. Es war ja nicht so, dass er Sheila nicht vermisste. Manchmal hatte er solche Sehnsucht nach ihr, dass es in seiner Brust richtig wehtat. Doch dann sagte er sich, dass sie eine Meereswandlerin war und als Nachfahrin der Bewohner von Atlantis eine Aufgabe erfüllen müsse. Sie war sicher nicht nur zum Spaß mit Mario unterwegs …
Sabrina löste ihr Gesicht von seiner Brust und sah zu ihm auf. »Wärst du jetzt auch lieber ein Delfin anstatt dich hier an Bord zu langweilen?«
»Ich langweile mich nicht«, sagte Gavino.
»Sehnst du dich nicht ab und zu danach, dich zu verwandeln?«, bohrte Sabrina weiter.
Gavino holte tief Luft. »Doch«, gab er zu. »Manchmal wünsche ich mir, wieder ein Delfin zu sein. Aber ich kann mich ja nicht mehr verwandeln, es geht nicht mehr. Ich habe es dir doch erklärt. Seit Zaidons Tod …«
Sie unterbrach ihn. »Aber wenn du die Möglichkeit hättest, würdest du es tun?«
»Ja«, sagte er. Er lächelte. »So ein- oder zweimal in der Woche ein Delfin sein, das wäre die beste Entspannung!«
»Ach du!« Sie versetzte ihm einen zärtlichen Knuff. Dann wurde sie wieder ernst. »Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Sheila wird manchmal zu einem fremden Mädchen für mich. Ich kannnicht glauben, dass ich sie großgezogen habe. Wie soll das nur werden, wenn sie erwachsen ist? Was für ein Leben wird sie führen? Sie wird sich entscheiden müssen.«
»Mach dir doch nicht immer so viele Gedanken«, sagte Gavino leise.
»Ich kann nun mal nicht aus meiner Haut.« Sabrina seufzte wieder. »Hoffentlich lebt sie überhaupt noch.« Sie fing an zu weinen. Gavino umarmte sie fester.
»Ich will … doch nur noch mal … mit ihr reden …«, stammelte Sabrina, von Schluchzern geschüttelt. »Das kann es doch nicht schon gewesen sein! Sheila, meine Tochter … Wenn ich sie nicht wiedersehe … das halte ich nicht aus!«
Gavino wiegte Sabrina sanft hin und her. Er wusste nicht, wie er sie sonst trösten sollte. Wenn sie weinte, fühlte er sich immer so hilflos.
Allmählich beruhigte sich Sabrina. Sie löste sich von ihm, zog ein Papiertaschentuch aus ihrer Bademanteltasche und schnäuzte sich.
»Entschuldige«, sagte sie und versuchte, ein fröhliches Gesicht zu machen. »Wahrscheinlich gehe ich dir schrecklich auf die Nerven. Seit Sheila fort ist, bin ich eine richtige Heulsuse.«
»Unsinn!« Er zog sie vom Stuhl hoch. »Weißt du was, Liebling? Jetzt ziehst du dich schnell an, dann gehen wir frühstücken. Wir essen das ganze Büfett leer!«
»Das schaffen wir nicht.« Sabrina musste lachen.
»Hach, hast du eine Ahnung!«, witzelte Gavino. »Ich hab Hunger wie ein Bär. Wenn ich nicht bald etwas zwischen die Zähne bekomme, dann verwandle ich mich noch in einen gierigenGrizzly! Was glaubst du, was dann hier auf dem Schiff los ist!«
Sie gingen in ihr Zimmer. Sabrina warf ihm eine Kusshand zu und verschwand im Bad.
»Die NEW CALYPSO ist jetzt vor der afrikanischen Küste«, sagte Fortunatus zu Zaida. Er hatte im Internet nachgeschaut,
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