Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
wach. Sie drehte sich nur auf die andere Seite. Mario sah nicht, dass sich eine steile Falte auf ihrer Stirn gebildet hatte …
Sheila träumte. Sie lag mit Mario am Strand. Der Sand war weich und ganz warm. Vor ihnen glitzerte das blaue Meer.
Mario stützte seinen Ellbogen in den Sand und drehte sich zu ihr. Er grinste sie an.
»Du, Sheila, was ich dich schon lange mal fragen wollte …«
Wie er sie dabei ansah! Ihr Herz fing an zu klopfen.
»Dann frag doch!« Ihre Stimme zitterte vor Aufregung.
»Wenn dieses Abenteuer vorbei ist … was wirst du dann tun? Wirst du nach Hamburg zurückkehren?«, wollte Mario wissen.
Hamburg! Wie weit weg die Stadt zu sein schien! Die vielen Häuser, die Schule, Sheilas Klassenkameradinnen …
»Ich gehe nur nach Hamburg zurück, wenn du mitkommst«, sagte Sheila entschlossen.
Mario schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Das Leben in einer Großstadt ist nichts für mich. Ich könnte dich höchstens besuchen, für eine Woche oder so. Aber auf Dauer …«
Er sah sie an. Dieser Blick! Seine blauen Augen verwirrten sie.
»Ich will so gern mit dir zusammenbleiben«, flüsterte Sheila. Sie traute sich nicht, die Worte laut auszusprechen, so als wären sie ein Geheimnis. »Du bist mein bester Freund. Und nicht nur das.«
»Was bin ich noch für dich?«, fragte Mario lächelnd.
Sein Gesicht kam immer näher. Sheila wusste, dass er sie jetzt gleich küssen würde. Ihr Herz klopfte noch schneller. Dann berührten seine Lippen ihren Mund, ganz zärtlich …
Im gleichen Moment fiel ein Schatten über sie. Als Sheila aufschaute, stand Zaida neben ihnen. Sheila schrie vor Schreck auf.
»Ja, schrei nur!« Zaida lachte. Sie trug zwar das schöne Kleid, das sie auch im Palast angehabt hatte, aber die Ärmel waren jetzt kurz, und ihre Arme schauten hervor. Auf ihnen wuchs ein tiefschwarzer Pelz. Zaida hatte auch keine Schuhe an, und Sheila sah ihre hässlichen Spinnenbeine. Nur das Gesicht wirkte so wie immer, wenn auch der Mund vor lauter Hass verzerrt war.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte Sheila bang.
Zaida verschränkte die haarigen Arme. »Mich würde interessieren, ob du eigentlich an deinen Eltern hängst. Liebst du sie?«
Sheila runzelte die Stirn. Was für eine merkwürdige Frage! »Natürlich liebe ich meine Eltern!«, antwortete sie. »Meine Mutter hat sich dreizehn Jahre so gut wie allein um mich gekümmert. Meinen Vater habe ich erst letztes Jahr kennengelernt. Er ist sehr nett.«
»Mach dich schon einmal mit dem Gedanken vertraut, dass du deine Eltern nie wiedersiehst«, sagte Zaida.
Sheila starrte sie an. Was sollte das heißen? Hatte Zaida vielleicht einen Teil des Gesprächs mit Mario belauscht und mitbekommen, dass Sheila nicht besonders scharf darauf war, wieder in Hamburg zu leben? Aber deswegen liebte sie doch ihre Eltern trotzdem!
»Was bedeutet das – ich sehe sie nicht wieder?«, wollte Sheila wissen.
Zaidas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Deine Eltern machen gerade Urlaub«, sagte sie.
»Urlaub?« Sheila wunderte sich. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Eltern irgendwelche Pläne geschmiedet hatten. Merkwürdig …
»Sie sind auf einem Kreuzfahrtschiff«, erklärte Zaida. »Auf der NEW CALYPSO.«
Sheila spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Sie ahnte nichts Gutes. Ein Kreuzfahrtschiff. Dem Meer ausgeliefert …
»So ein Schiff ist ein riesiger Kasten«, sagte Zaida. »Nahezu unsinkbar.« Sie lächelte wieder. »Aber gegen Monsterwellen ist auch ein so großes Schiff machtlos. Leider.«
Sheila presste die Lippen zusammen. Das durfte Zaida nicht tun!
»Ich kann die Wellen beeinflussen«, sagte sie da schon mit einem triumphierenden Unterton in der Stimme.
»Schau her …« Sie fing an zu lachen. Es war ein unangenehmes Lachen, durchdringend und schrill. Sheila hatte das Gefühl, dass ihre Trommelfelle gleich platzten. Zaida drehte sich zur Seite und deutete aufs Meer.
Sheila fuhr senkrecht in die Höhe. Sie sah, wie in der Ferne eine riesige Welle erschien und auf den Strand zurollte. Die Welle war mindestens zwanzig Meter hoch, eine bedrohliche Wand. Sheila japste vor Angst und konnte den Blick nicht abwenden.
Die Welle kam näher und näher. Eine Flucht war sinnlos. Sheila rührte sich nicht vom Fleck. Vor Angst war sie wie gelähmt. Sie starrte die schreckliche Welle an, die in wenigen Sekunden den Strand erreichen und sie alle mit sich reißen würde.
Zaida lachte noch einmal, riss die Arme in die Höhe
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