Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
nervte. Er hatte einen sehr geringen Wortschatz, und Fortunatus musste die Hälfte der Botschaft erraten.
»Kallen Bio Tee«, sagte der Fisch. »Wollen hin.«
Fortunatus runzelte die Stirn. »Was? – Drei Delfine, ja, das habe ich verstanden. Und sie haben ein bestimmtes Ziel. Aber Kallen … Bio … was?«
Der Fisch öffnete und schloss sein Maul, ohne dass Töne herauskamen. Er strengte sich sehr an. Schließlich stotterte er: »Cora…allen…bi…biblio…tee.«
Jetzt ging Fortunatus ein Licht auf. »Korallenbibliothek! Ist es das, was du meinst?«
»Kann … sein«, stammelte der Fisch. »Wohl wahr.« Er zuckte unruhig, und Fortunatus hatte Angst, dass er hier vor ihm den Geist aufgeben würde. Das fehlte gerade noch. Schnell schickte er den Fisch durch die Schleuse wieder nach draußen. Dann nahm er das Headset ab und rieb sich müde das Gesicht.
»Was bedeutet das?«, bohrte Zaida nach. »Was ist mit der Korallenbibliothek? Was soll das überhaupt sein?«
Fortunaus holte tief Luft, bevor er antwortete: »Vor Australien gibt es ein großes Riff, davon hast du sicher schon gehört. Das Große Barriereriff. Dieses Riff ist aber nicht nur ein Lebensraum für Korallen und Fische. Es heißt«, er dämpfte unwillkürlichseine Stimme, »dass die Korallen eine riesige Bibliothek darstellen. Darin soll das Wissen der Welt gespeichert sein.«
»Eine Bibliothek?«, fragte Zaida misstrauisch. »Bücher unter Wasser? Das glaube ich nicht. Wie kann das sein? Wasser zerstört doch Papier.«
»Es sind keine Bücher.« Fortunatus schüttelte den Kopf. »Das Wissen ist in den Korallen gespeichert, so heißt es jedenfalls. Die Korallen sind Hüter des Wissens, sie bewahren es und passen auf, dass nichts verloren geht. Und sie erzählen jedem, der fragt, was er wissen will.«
»Sehr seltsam.« Zaida schritt unruhig im Raum auf und ab.
»Nicht seltsam, sondern genial«, widersprach Fortunatus. »Das ganze Wissen der Welt – an einem Ort. Bekanntes und Unbekanntes. Geheime Lehren. Die Korallenbibliothek soll dir jede Frage beantworten können. Das ist fantastisch!«
Zaida blieb stehen und verschränkte die Arme. »Wirklich jede Frage?«, vergewisserte sie sich.
»Ich weiß nicht.« Fortunatus zuckte mit den Schultern. »Aber ich denke schon.« Er sah, wie sich Zaidas grüne Augen verdunkelten. Ihr Mund wurde hart.
»Also auch die Frage, wie man mich besiegen kann!«, stieß sie zornig aus. »Die Korallenbibliothek muss vernichtet werden! Zu viel Wissen schadet nur. Niemand muss alles wissen. Deswegen ist ein Ort, an dem das ganze Wissen gesammelt wird, überflüssig. Und genau wie Wasser Papier vernichtet und Bücher zerstört, werde ich diese Korallenbibliothek vernichten und zerstören. Und du, Fortunatus, wirst mir dabei helfen.« Sie bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust. Ihr Blick war so eindringlich,dass Fortunatus nicht wagte zu widersprechen. In dieser Stimmung hatte er sie noch nie erlebt. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn umbringen würde, wenn er ihr nicht gehorchte. Bisher hatte er sie für eine faszinierende Frau gehalten, aber jetzt erkannte er, dass sie auch wahnsinnig war.
»WIE-KANN-ICH-DIESE-KORALLEN-TÖTEN?«, zischte Zaida ihn an. Bei jedem Wort versprühte sie Spucketröpfchen.
Fortunatus ächzte. Er wich so weit wie möglich zurück, aber Zaida rückte unerbittlich nach.
»Korallen sterben, wenn sich das Meer erwärmt«, antwortete er. »Oder wenn das Meer sauer wird. Und es wird immer saurer, weil nach wie vor zu viel Kohlendioxid an die Atmosphäre abgegeben wird und durch sauren Regen in die Meere gelangt. Die Korallen sterben ab, werden immer weißer – und zurück bleibt nur ihr Skelett. Das nennt man Korallenbleiche. Dieses Phänomen gibt es schon seit einigen Jahrzehnten und es sind bereits viele Riffe betroffen.«
»Und das Große Barriereriff?«, bohrte Zaida nach. »Die Korallenbibliothek? Es genügt mir nicht, dass nur ein Teil zerstört wird. Ich will auf Nummer sicher gehen. Das ganze Riff muss absterben. Von der Korallenbibliothek darf nichts übrig bleiben.« Sie griff nach Fortunatus’ Hemdkragen, drehte ihre Hand halb herum und schnürte seine Kehle zu. »Los, rede! Du weißt es doch!«
»Wenn sich das Wasser … am Großen Barriereriff … um ein bis drei Grad erwärmt, dann ist das Riff in drei Monaten tot«, keuchte Fortunatus. »Es gibt auch noch … den giftigen Dornenkronenseestern. Der frisst Korallen. Wenn dieser Seestern … inMassen auftritt …
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