Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
verengten sich, als er Calvyn mit neu erwachtem Interesse musterte.
»Und du hast ganz bestimmt keine anderen Gründe, zu uns zu kommen, junger Mann? Ärger mit dem Gesetz? Oder bist du von Zuhause weggelaufen?«
»Nein, Sir. Nichts dergleichen. Meine Familie ist tot. Sie wurden alle von Demarrs Rebellen niedergemetzelt. Ich möchte in der Lage sein, mich zu verteidigen, damit mich nicht ein ähnliches Schicksal ereilt. Nach der Ausbildung will ich die geforderten zwei Jahre dienen und wieder auf Reisen gehen – vielleicht als Begleiter für ein Handelsunternehmen.«
Der Sergeant stieß ein amüsiertes »Ha« hervor und bedachte Calvyns letztes Eingeständnis mit einem anerkennenden Lächeln.
»Wenigstens bist du ehrlich«, brummte Dren, der sich für den Moment mit Calvyns Antworten zufriedenzugeben schien. »Viele junge Kerle und sogar einige der Mädels, die sich hier melden, beteuern bei der Ankunft ihre unerschütterliche Treue gegenüber dem militärischen Leben, haben aber nicht die leiseste Ahnung, worauf sie sich einlassen. Aber sei vorsichtig mit dem, was du hier über Demarr sagst, und sogar über die Hitzköpfe, die ihre Schreckensbande nach ihm benannt haben. Für viele in dieser Gegend ist Demarr ein Held, der nach der Macht gegriffen hat, weil er die Ordnung im Norden wiederherstellen wollte. Falls du also Rachegedanken hegen solltest, dann behalte sie lieber für dich. Wir dulden hier keine Prügeleien. Wir bilden Soldaten aus, keine Straßenbengel. Hast du das verstanden?«
»Ja, Sir«, versicherte Calvyn. Er wollte den Furcht einflößenden Mann keinesfalls verärgern.
Sergeant Dren senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern.
»Falls du wissen willst, was ich denke: Ich glaube, dass Demarr einen furchtbaren Fehler begangen und seine Strafe verdient hat, und mehr als das. Der Baron ist ein treuer Anhänger der Krone, aber für einige seiner Hauptleute möchte ich mich nicht verbürgen.«
»Die Burg genießt in allen Dörfern ringsum hohes Ansehen«, pflichtete ihm Calvyn bei.
»Das bedeutet aber nicht unbedingt das, was du denkst«, deutete Dren rätselhaft an. »Aber gut«, rief er jetzt wieder in seiner üblichen Lautstärke, »ich werde deine Einberufungspapiere aufsetzen. Die nächste Ausbildungseinheit beginnt übermorgen. Bis dahin wirst du andere Aufgaben
übernehmen. Sämtliche Wertsachen müssen dem Quartiermeister übergeben werden. Wir versuchen, dem Problem des Diebstahls entgegenzuwirken, indem wir jede Versuchung aus dem Weg räumen.«
»Entschuldigt, Sir, aber was soll mit meinen Pferden geschehen?«
»Pferde? Du hast mehr als eines?«, erkundigte sich Dren überrascht.
»Zwei«, erklärte Calvyn. »Eins ist eine edle, reinrassige Stute, das andere ein Kutschpferd. Ich würde ja gerne beide behalten, aber die Kosten für die Unterstellung werde ich wohl kaum lange bezahlen können.«
»Wenn die Stute ein so gutes Pferd ist, wie du sagt, kauft sie dir vielleicht der Baron oder einer der Hauptleute ab. Aber was das Kutschpferd angeht …«
»Von ihm möchte ich mich eigentlich nicht trennen, solange es sich vermeiden lässt. Der Baron kann gerne die Stute kaufen, aber Sachte und ich sind nun schon eine Weile zusammen unterwegs, und ich möchte sie lieber nicht abgeben, wenn es sich vermeiden lässt.«
»Futter und Pflege sind nicht billig«, wandte Dren ein.
»Ich werde so lange dafür aufkommen, wie ich kann. Vielleicht ergibt sich ja etwas.«
»Na schön. Wenn du so versessen darauf bist, den Gaul zu behalten, dann werden wir schon etwas finden. Einer meiner Freunde besitzt hier in der Nähe einen Bauernhof. Vielleicht ist er bereit, sie im Austausch für ihre Dienste aufzunehmen«, schlug der Sergeant vor.
»Das wäre wunderbar«, freute sich Calvyn.
»He! Ich habe gesagt vielleicht . Mach dir nicht zu große Hoffnungen. Ich werde für dich nachfragen, aber ich kann nichts versprechen. Na dann, Rekrut, jetzt lauf zum Quartiermeister und gib deine Sachen ab. Die Tür zu seinem
Lager findest du hinter den Stallungen. Ich schicke dann jemanden dorthin, der vor dem Mittagessen einen kleinen Rundgang mit dir macht.«
Calvyn bedankte sich bei dem Sergeanten für seine Freundlichkeit und lief zurück zu den Pferden. Der Stallbursche zeigte ihm, wo seine Satteltaschen hingen, und half, sie vor die Tür zum Reich des Quartiermeisters zu schleppen. Drinnen, hinter einem Pult, erwartete ihn ein nörgeliger alter Mann mit den Rangabzeichen eines Sergeanten, der
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