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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Korporalin Derra. Und Trupp drei: Korporal Beren. Diese edlen Soldaten werden eure Ratgeber, Lehrer und eifrigsten Unterstützer sein, wenn ihr die Ausbildung hier ernsthaft verfolgt. Sie werden aber auch eure Richter, Geschworenen und Henker sein, wenn das nicht der Fall sein sollte. Verstanden?«
    »Jawohl. Sergeant!«

    »Sehr gut. Korporale, übernehmt eure Trupps.«
    Die Angesprochenen nahmen blitzschnell Haltung an, vollführten eine halbe Drehung und gingen vor ihren Rekruten in Position. Korporal Gan ließ seine Gruppe auf der Stelle links um wenden und zum nördlichen Rand des Exerzierplatzes wandern. Korporal Beren führte den dritten Trupp zum südlichen Rand der Freifläche. Korporalin Derra aber blieb stehen und musterte Calvyn und die anderen aus Trupp zwei mit ihren großen braunen Augen. Trupp zwei starrte gebannt zurück.
    Bei Derra lohnte sich ein zweiter Blick, entschied Calvyn, als er ihre beeindruckende Gestalt betrachtete. Sie war etwas größer als der Durchschnitt und hatte nicht ein Gramm Fett am Körper. Ihre langen Beine waren wohlgeformt und nicht zu muskulös. Spitzwinklige, dichte Augenbrauen wölbten sich über ihren dunklen Augen und das stoppelig kurz geschnittene Haar verlieh ihrem kantigen Gesicht einen Anflug von Strenge.
    Ohne ein Wort zu sagen, verschränkte Derra die Hände auf dem Rücken und ging die Reihe der Rekruten ab. Die Korporalin bewegte sich mit der Grazie eines Panthers, geschmeidig und lautlos. Hinten hatten die beiden anderen Korporale ihre lautstarke Einführung in den Drill begonnen, aber Derra fuhr damit fort, ihre Rekruten zu inspizieren. Ihr herausfordernder Blick schien jedem Einzelnen von ihnen in die Seele zu schauen.
    Calvyn wartete ab. Er war fasziniert von der harsch wirkenden Kor poralin. Seit dem Abschied von seinem Dorf war er kaum Frauen begegnet – außer jenen, die an seinem Marktstand eingekauft hatten. Es war aber ganz sicher keine dabei gewesen, die irgendeine höhere Stellung innegehabt hätte. Das Warten hatte schnell ein Ende. Derra stand vor ihm und starrte ihn ausdruckslos an. Calvyn versuchte,
ein leichtes Lächeln aufzusetzen, aber unter dem kalten Blick der glitzernden Augen wollten ihm seine Lippen nicht gehorchen. Der Atem schien ihm in den Lungen zu gefrieren, während er sich so stramm aufrecht hielt, wie er konnte. Dann war Derra auch schon vorüber und bei ihrem nächsten Opfer. Calvyn atmete langsam aus, um nicht zu zeigen, dass er die Luft angehalten hatte.
    Derra schloss die Inspektion der Truppe ab, trat zurück und stellte sich vor die zwanzig erwartungsvollen Rekruten.
    »Hat irgendjemand Einwände, von einer Frau ausgebildet zu werden? Dann möge er oder sie es jetzt sagen«, verlangte Derra. Ihre Stimme besaß einen leicht rauen, kratzigen Ton, der ihr Volumen noch verstärkte.
    Alle schwiegen.
    »Gut! Dann fangen wir an.«
    »Hohn und Spott gehören wohl dazu«, dachte Calvyn, als er sich eine Stunde später zum Frühstück einreihte. Während der vergangenen sechzig Minuten hatte Derra immer wieder die geistigen Fähigkeiten und die Herkunft ihrer Rekruten in den Dreck gezogen und sich über ihre Unfähigkeit lustig gemacht, den einfachsten Anordnungen zu folgen. Doch Calvyn musste zugeben, dass ihr Drill recht effektiv war, denn der Trupp konnte die einfachen statischen Manöver inzwischen schon viel flüssiger und präziser ausführen als zu Beginn.
    »Beim Zeh des Großen Tarmin! Die ist aber eine Eierquetsche, was?«, raunte ihm ein Mitglied seines Trupps zu und ließ die Augen in Richtung Korporalstisch rollen. Calvyn erinnerte sich, dass der junge Mann Tyrrak hieß und während der vergangenen Tage zu den gesprächigeren seiner Zimmergenossen gehört hatte.
    »Ich glaube, die Korporale sind alle aus demselben Holz geschnitzt«, antwortete Calvyn diplomatisch.

    »Junge! Du musst halb blind sein! Diese Frau ist der Wahnsinn. Sie wird uns bei lebendigem Leib auffressen, ohne mit der Wimper zu zucken. Wir werden hier eine verdammt schwere Zeit haben, und diese Hexe wird uns durch die Hölle gehen lassen. Am meisten Mitleid habe ich mit den Mädchen.«
    »Welchen Mädchen?«
    »Du weißt schon, mit den drei Angehörigen des anderen Geschlechts, die in unserem Zimmer schlafen und draußen mit uns herummarschieren. An welche Mädchen hast du denn gedacht?«
    »Ich hab’s kapiert«, murmelte Calvyn, leicht irritiert von dem spöttischen Ton des Rekruten. »Aber wieso tun sie dir leid?«
    »Weil Derra die Hölle aus ihnen

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