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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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den beiden Flurenden und einer am Treppenabsatz -, aber das Zimmer, in das der Wirt sie führte, war auch nur wenige Schritte von der Treppe entfernt. Er nahm einen dicken Schlüsselbund vom Gürtel und hielt ihn sich im trüben Licht vor die Augen.
    »Das ist er«, sagte er, steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. »Es ist nicht besonders groß, aber für einen müden Reisenden dürfte es bequem genug sein. Warte einen Augenblick, dann bringe ich dir eine Lampe.«
    Femke wartete an der Tür, während der Wirt zum Ende des Flurs trottete und die dort hängende Öllampe herunternahm.
    »Das Öl wird reichen, bis du gebadet hast und zu Bett gegangen bist. Im Flur hänge ich noch eine neue Lampe auf«, versicherte ihr der Wirt.
    Er führte sie in den Raum, stellte die Lampe auf ein
Tischchen, das neben dem Kopfende des großen Bettes an der Wand stand, strich sich die Schürze glatt und blickte sich um, ob alles in Ordnung war. »Jemand wird sich um dein Pferd kümmern und bei dir anklopfen, wenn das heiße Bad fertig ist. Das Badezimmer ist rechts am Ende des Korridors. Handtücher findest du in der obersten Schublade der Kommode und Seife neben dem Badezuber. Hättest du gern auch etwas zu essen?«
    »Nein, danke. Es ist alles wunderbar, danke«, erwiderte Femke.
    »Gut, dann gehe ich mal besser wieder in den Schankraum, sonst kriege ich Ärger mit meiner Frau«, erklärte der Wirt mit einem Lächeln, das die Traurigkeit nicht aus seinem Gesicht vertreiben konnte. Als sich die Tür hinter dem Wirt geschlossen hatte, ließ sich Femke erschöpft auf das Bett sinken, streckte sich darauf aus und schloss die Augen. Schon nach wenigen Sekunden hatte sie das merkwürdige Gefühl, schwerelos durch den Raum zu treiben. Gleichzeitig schienen ihre Glieder schwer wie Blei zu sein.
    Femke war allerdings noch viel zu aufgewühlt, als dass sie sich dem Schlaf hätte hingeben können. Sie überlegte, wofür Vallaine, sofern er tatsächlich den Platz des Kaisers eingenommen hatte, wohl sonst noch verantwortlich war. Femke war sich aus mehreren Gründen ziemlich sicher, dass das Vieh der Bauern nicht großen Raubtieren, sondern tatsächlich Dämonen zum Opfer gefallen war. Dass ihre Spur nach Thrandor führte, war einer jener außergewöhnlichen Zufälle, die einem Spion sofort ins Auge stachen. Femke hatte allerdings noch nie gehört, dass auch Zauberer Dämonen heraufbeschworen. Vallaine konnte es also wohl nicht gewesen sein.
    Da fiel Femke Barrathos ein, den sie aufgespürt und zum Kaiser gebracht hatte. Zum einen hatte er einige äußerst
seltsame Dinge in seinen Taschen gehabt. Und zum anderen hatte der Kaiser vorgehabt, sich eine gewisse Fähigkeit des riesigen Mannes zunutze zu machen. Wenn der Kaiser in Wahrheit ein Zauberer war, konnte doch Barrathos ein Hexenmeister sein!
    Es war aber auch möglich, dass die ganze Sache ein einziges riesiges Hirngespinst war. Dann war sie drauf und dran, Verrat zu begehen und des Kaisers Befehl zu missachten. Was, wenn der Kaiser gar kein Schwindler war und Barrathos nichts weiter als ein begnadeter Händler, den er mit einer Aufgabe betrauen wollte? Sah sie womöglich nur Gespenster? Wenn sie sich täuschte, würde sie eines Tages neben den Gouverneuren, die nach dem Thron gestrebt hatten, an der Stadtmauer hängen.
    Ein sanftes Klopfen an der Tür brachte das Leben zurück in Femkes schwere Glieder.
    »Wer ist da?«, fragte sie und setzte sich auf.
    »Der Stallbursche mit den Satteltaschen, Fräulein«, erklang eine Stimme.
    »Komm herein«, bat Femke und rieb sich die Augen.
    Ein Junge von vielleicht fünfzehn Jahren betrat den Raum, die Satteltaschen über der Schulter.
    »Wo soll ich sie hinlegen, Fräulein?«, fragte er und musterte sie mit unverhohlener Bewunderung.
    Femke hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Lächeln zu verbergen, und gab vor zu gähnen. Der Stallbursche befand sich offenbar mitten in den Wirren der Pubertät.
    »Auf den Stuhl neben dem Bett, danke«, erwiderte sie. »Wie geht es meiner Stute?«
    »Sie ist sehr erschöpft, Fräulein. Du musst sie ganz schön gejagt haben«, sagte der Bursche, hängte die Taschen behutsam über die Stuhllehne und sah Femke dann erwartungsvoll an.

    »Na ja, wir hatten einen weiten Weg. Es wäre nett von dir, wenn du sie mit Stroh abreiben und ihr eine Decke überlegen könntest.«
    Der Bursche nickte, blieb aber wie angewurzelt stehen.
    »Danke«, fügte Femke in einem Tonfall hinzu, der ihm klarmachen sollte,

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