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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Wasserschlüssel und schließlich den Luftschlüssel. In einer unersättlichen Gier nach magischer Macht und beseelt von dem Wunsch, sich der lästigen Wächter zu entledigen, zapfte er die unerschöpfliche Kraft der Elemente an.
    »Ah, du bist der Schlüssel!«, rief der größere der beiden Wächter überrascht. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Die beiden verneigten sich vor Selkor und traten beiseite, um ihn durchzulassen. Der shandesische Magier wusste nicht, ob er sich über diese Geste freuen oder ob er sich ärgern sollte, dass er nun keinen Grund mehr hatte, seine auf kochende Wut an den beiden Kämpfern auszulassen. Während die elementaren Kräfte seine Sinne erfüllten, erwog er kurz, die beiden doch noch zu vernichten. Mit eiserner Selbstbeherrschung widerstand er jedoch der Versuchung, denn er wollte seine Kraft nicht sinnlos vergeuden.
    Als ihn die Macht der Elemente verließ, geriet Selkor ins Taumeln. Während ihn die gewaltige magische Kraft in eine unbeschreibliche Hochstimmung versetzt hatte, war es nun, als stürze er von einer turmhohen Klippe. Das Heraufbeschwören
der Schlüssel hatte ihn bereits geschwächt. Er würde sich ausruhen müssen, ehe er das Tor öffnen konnte.
    »Dafür ist später auch noch Zeit«, murmelte er vor sich hin. »Jetzt muss ich zum Gipfel.«
    Selkor behandelte die beiden Wächter wie Luft und wankte stolpernd und unsicheren Schrittes, aber mit nach oben gerecktem Kinn und entschlossen leuchtenden Augen an ihnen vorbei. Er wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.
    Tief in seinem Innern wunderte er sich noch über die Anrede: der Schlüssel, mit der ihn die Wächter bedacht hatten. Er hatte einmal etwas darüber gelesen, wusste aber nicht mehr, was die Bezeichnung zu bedeuten hatte. Doch kaum war er durch das Tor geschritten, überlagerten die Stimmen in seinem Kopf, die plötzlich zurückgekehrt waren, jeden Gedanken. Mit großem Bedacht setzte Selkor einen Fuß vor den anderen und erklomm den steilen Pfad zum Gipfel.

    Femke war Surabar bisher nie begegnet. Sie ging zwar davon aus, dass er es gewesen war, den sie an dem Tag verfolgt hatte, als sich der seltsame Zwischenfall beim Sprung von Dach zu Dach ereignet hatte, doch beschwören konnte sie es nicht. Sein Ruf allerdings eilte ihm voraus. Er sei eine starke Führungspersönlichkeit, hörte man, seinen Untergebenen stets ein gutes Vorbild, intelligent, unvoreingenommen, besonnen – die Liste seiner Tugenden war lang und eindrucksvoll. Niemand, bei dem sich Femke erkundigt hatte, hatte auch nur ein schlechtes Wort über ihn verloren. Die meisten erfolgreichen Menschen machten sich auf dem Weg nach oben Feinde, doch
das schien für den General nicht zuzutreffen. Es sah tatsächlich so aus, als habe sich Shalidar auf die gute Seite geschlagen. Wenn Surabar Kaiser von Shandar würde, so wäre das sicher eine Wahl, die auch beim Volk gut ankäme, überlegte Femke.
    Auf dem Weg zu dem Haus, in dem Surabar und seine Kommandanten wohnten, ging Femke noch einmal ihren Plan durch. Der Ablauf der Ereignisse, die sie nun in Gang setzte, war schwer vorhersehbar. Wenn nur ein Glied in der Kette zu schwach war, konnte das für Femke böse enden. Sie hatte ein paar Fluchtmöglichkeiten in ihren Plan eingebaut, war aber wild entschlossen, die Sache durchzuziehen. Ihr Ziel war, Lord Vallaine zu entlarven und vom Thron zu stoßen. Die Frage, wer ihm als Kaiser nachfolgen sollte, hatte sie schwer beschäftigt, doch bald war sie zu dem Schluss gelangt, dass General Surabar der geeignetste Kandidat war. Vorher wollte sie ihn aber kennenlernen.
    Vor Surabars Haus angekommen, klopfte Femke entschlossen an und wartete. Sie kam sich vor wie ein vorlautes Schulmädchen, das auf der Schwelle ihres Direktors stand und Süßigkeiten forderte. Schon bald wurde die Tür von einem groß gewachsenen, uniformierten Wachmann mit Schwert und Dolch am Gürtel geöffnet.
    »Ja? Was kann ich für dich tun?«
    »Der Kaiser schickt mich mit einer Nachricht für General Surabar«, antwortete Femke, erleichtert und glücklich darüber, dass ihre Stimme selbstbewusst und überzeugend klang, denn innerlich war sie mehr als nur ein bisschen aufgeregt.
    »Und wie lautet die Nachricht?«
    »Die Nachricht ist für den General bestimmt«, erwiderte Femke unbeirrt. »Kann ich reinkommen und mit ihm sprechen?«

    Der Wachmann zögerte keine Sekunde. »Nein, kannst du nicht«, erklärte er nachdrücklich. Femke merkte, dass es keinen Zweck hatte, sich

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