Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
Vom Netzwerk:
der Feind aus der Burg kommt, werde ich die Anführer zu mir kommen lassen und mit einem besonders starken Zauber belegen. Ich baue darauf, dass ihr die alltäglichen Abläufe regelt, denn ich brauche meine gesamte innere Kraft, um die Thrandorier auf den Angriff auf Mantor vorzubereiten. Behelligt mich nur, wenn es unvermeidlich ist. Habt ihr verstanden?«
    »Ja, Mylord«, erscholl es aus dem Kreis um Shanier.
    »Hervorragend! Nun denn, meine Herren … stocken wir unser Heer noch ein wenig auf!«

    Die Straßen von Terilla waren breit, blitzsauber und von quadratischen Häusern gesäumt. Ein Torbogen führte jeweils auf eine große offene Veranda, auf der die Bewohner im Sommer saßen und die Welt an sich vorbeiziehen ließen. Nun, da der Winter schon seine eisigen Klauen ausstreckte, lagen sie verlassen da. Abgesehen von einer Handvoll Kindern, die mit einem faustgroßen Ball aus buntem Stoff
spielten, war die Straße, durch die Perdimonn seine alte Stute Sachte führte, still und verlassen.
    Dieser Teil der Stadt war schon immer recht beschaulich gewesen, auch damals, als die Magier hier ihre Akademie gegründet hatten. Die Bruderschaft der Magier blieb lieber unter sich und verhielt sich unauffällig. Deshalb hatte sie sich ja auch Terilla als Stützpunkt ausgesucht. Die Stadt lag abgeschieden in der Südwestecke Shandars, eingekeilt zwischen dem Vortaff-Gebirge im Süden und dem Großen Wald im Westen. Terilla war eine typische Provinzstadt, entstanden mit den Kupfer- und Eisenerzminen, aus denen die Schmieden des Reichs versorgt wurden. Weiter oben in den Bergen hatte man auch kleinere Edelsteinfunde gemacht, doch da sich der Abbau als zu gefährlich erwies, hatte man ihn nicht weiterbetrieben.
    Das Akademiegebäude war groß, aber nicht so groß, dass es in der Nachbarschaft aufgefallen wäre. Es hatte die typische Bauform, quadratischer Grundriss mit großer Veranda und Eingangstür aus Holz. Nichts deutete äußerlich auf seine Bewohner hin. Die Fassade unterschied sich nicht von den umliegenden Gebäuden, die erheblich jünger waren, und Perdimonn fragte sich, wie oft man sie der Umgebung wohl schon angepasst hatte.
    Perdimonn ging mit Sachte bis zur Haupttreppe, die zur Eingangstür führte.
    »Warte hier, altes Mädchen«, sagte er, tätschelte ihr den Hals und ließ das Führseil fallen. »Ich besorge dir nur rasch einen gemütlichen Stall und etwas Leckeres zu Fressen.«
    Die Apfelschimmelstute schnaubte, als wollte sie sagen: »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe«, blieb aber auf dem gepflasterten Gehsteig stehen, während Perdimonn die Treppe hinaufging und, oben angekommen, kräftig anklopfte. Schon nach wenigen Sekunden öffnete sich die Tür
nach innen. Ein Berg von einem Mann füllte die Türöffnung aus.
    »Ja?«, sagte er gedehnt. Die Stimme schien irgendwo aus der Tiefe des fassartigen Rumpfes zu dröhnen.
    »Ich komme in Frieden, meine Brüder zu besuchen und ihnen zu dienen«, sprach Perdimonn die Worte, die seit Urzeiten vom Magiermeister zum Lehrling weitergereicht wurden.
    »Als Diener beginnen wir alle«, kam die überlieferte Antwort. »Komm, Bruder Perdimonn. Ein Lehrling wird sich um dein Pferd kümmern. Folge mir bitte. Aber sicher kennst du den Weg noch.«
    »Ich war länger nicht mehr hier, Bruder Lomand«, erwiderte Perdimonn. »Da bin ich dankbar, wenn du mich führst. Die Akademie ist für mich immer ein bisschen wie ein Labyrinth.«
    Lomand nickte schmunzelnd. Er wusste sehr wohl, dass Perdimonn keinen Führer brauchte, doch der alte Magier hatte wohl einen Grund, ihn von seinem Türdienst wegzulocken. Der hünenhafte Mann nahm eine Silberglocke von dem Tischchen, das neben dem Eingang stand, und läutete zweimal. Umgehend sausten zwei junge Burschen um die Ecke und kamen rutschend vor ihm zum Stehen.
    »Ja, Bruder Lomand?«, riefen sie im Chor.
    »Du bringst Bruder Perdimonns Pferd in den Stall, und du bleibst an der Tür und passt auf, bis ich zurückkehre«, befahl Lomand und deutete jeweils mit dem Finger auf den betreffenden Jungen.
    Die beiden Burschen taten, wie ihnen geheißen, und Lomand machte sich mit Perdimonn auf den Weg.
    »Wie ich sehe, hat sich nicht viel verändert«, sagte Perdimonn, in Richtung der beiden Jungen nickend.
    »Ach, ich weiß nicht«, erwiderte Lomand. »Die Neuen
kommen mir jedes Jahr jünger vor und sie sind immer noch ein bisschen ungeduldiger als die davor.«
    »Du wirst eben alt, Bruder Lomand«, lachte Perdimonn und klopfte dem Magier

Weitere Kostenlose Bücher