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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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unterhalten, aber seit Jenna sich am Tag zuvor entschlossen hatte, nicht zu ihren Kameraden zurückzukehren, hatte sie mit niemandem
mehr gesprochen. Pferde sind ja angeblich ziemlich intelligent, dachte sie. Während sie sich langsam rückwärts gehend entfernte, versuchte es Jenna also mit ein paar Befehlen.
    »Halt! Hoh, steh. Bleib stehen«, sagte sie mit fester Stimme. Das Pferd blieb stehen, doch sobald Jenna ihm den Rücken zukehrte, folgte es ihr wieder. Jenna versuchte es noch mehrmals, immer ohne Erfolg. Mit einem Schulterzucken ging sie weiter und versuchte, den Apfelschimmel zu vergessen.
    Nach einem halben Tagesmarsch durch offenes Gelände folgte ihr das Pferd immer noch wie ein Hündchen. Jenna wollte sich wahrlich nicht noch mehr Ärger einhandeln, doch ihre Rippen schmerzten mittlerweile so heftig, dass sie sich nicht mehr um die möglichen Folgen scherte.
    »Na gut, altes Mädchen. Du hast gewonnen. Komm her.«
    Jenna hatte schon geraume Zeit darüber nachgedacht, was sie mit der Stute anfangen konnte. Sie war nicht gesattelt, trug weder Trense noch Halfter. Mit Jennas Verletzungen wäre es schon schwierig gewesen, mit Steigbügeln aufs Pferd zu kommen, aber ohne Sattel und beladen mit dem schweren Gepäck war es nahezu unmöglich. Es sei denn, sie konnte von einer erhöhten Stelle aufsteigen.
    Eine Weile schon hatte sie nach einer solchen Aufsteighilfe gesucht und da war sie endlich: In einer Hecke war ein Baum gefällt worden und der Stumpf stand noch da. Mühsam kämpfte sie sich durch das Gebüsch und kletterte hinauf. Nun musste sie das Pferd dazu bringen, zu ihr zu kommen und sich richtig hinzustellen.
    »Hier, mein Mädchen. Komm her, hierher. So ist es gut. Und halt. Steh!«
    Sie packte die Stute an der Mähne, schwang ein Bein über den breiten Rücken und landete dann mit einem unschönen
Plumps auf dem großen Pferd. Die Stute rührte sich auch nicht vom Fleck, als sich Jenna nach hinten legte, um den Rucksack abzusetzen. Rasch verlängerte sie die Riemen, damit das Gewicht auf der Pferdekruppe ruhte statt auf ihrem Rücken. Anschließend richtete sie sich wieder auf und setzte sich zurecht.
    »Gutes Mädchen«, sagte sie dankbar und tätschelte das Tier am Hals. »Dann mal los. Wir haben noch einen langen Ritt vor uns.«

    Korporalin Alana hätte sich Angenehmeres vorstellen können, als nach ihrer Rückkehr zur Burg den Hauptleuten Bericht zu erstatten. Das erbärmliche Häuflein Soldaten, das von dem vierzig Mann starken Spähtrupp noch übrig war, bot keinen schönen Anblick. Keiner war unverletzt, und Alana bereute mittlerweile ihre Entscheidung, mit dem Rest ihres Trupps über Nacht zu bleiben. Die Suche nach Überlebenden am Ort des Überfalls hätte sie rückblickend doch besser einem anderen Spähtrupp überlassen sollen. Doch es war müßig, darüber nachzudenken.
    Das Burgtor öffnete sich geraume Zeit, bevor Alana und ihre Leute dort ankamen, und die Helfer aus dem Krankenlager eilten mit ihren Tragen hinaus. Für Alana war die Lage umso unangenehmer, als die Einheiten der anderen Barone, die vor der Burg lagerten, ihre schmachvolle Rückkehr beobachteten.
    Alana befahl ihrem Trupp anzuhalten, solange die Schwerverwundeten auf die Tragen gelegt wurden, und ließ sie dann in drei Reihen zum Tor marschieren. Die Träger brachten ihre Patienten derweil im Eilschritt ins Krankenlager.

    Alana sah die Sergeanten Derra, Dren und Capello schon am Tor auf sie warten. Hauptmann Tegrani war bei ihnen und empfing sie, wenig überraschend, mit grimmiger Miene.
    Alana salutierte vor dem Hauptmann. Er entgegnete ihren Gruß.
    »Bist du verwundet, Korporalin?«, fragte er, als ihm die Risse in ihrer Uniform ins Auge fielen.
    »Nur ein paar oberflächliche Kratzer, Sir. Nichts Ernstes«, erwiderte sie. Sie wollte die unausweichliche Strafpredigt möglichst schnell hinter sich bringen.
    »Gut. Dann lass die Leute abtreten. Diejenigen, deren Wunden versorgt werden müssen, sollen sich sofort in der Krankenstube melden. Wenn ich sie mir so ansehe, dürften das fast alle sein«, sagte er mit einem trübseligen Blick auf die Soldaten. »Dann erstattest du uns in Sergeant Drens Dienststube Bericht, die liegt am nächsten.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Alana und salutierte erneut.
    Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen und machte schwungvoll kehrt.
    »Spähtrupp, ab-treten!«, brüllte sie.
    Die achtzehn verbleibenden Soldaten machten sich humpelnd und hinkend auf den Weg in die Krankenstube.
    Alana

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