Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
Vom Netzwerk:
Dabei rieselte ein glitzerndes Pulver aus dem Beutel und hinterließ eine merkwürdig schimmernde Linie am Boden.
    »Der Kreis ist vollendet«, donnerte Barrathos. Seine Stimme war plötzlich viel voller und lauter. Das Wissen, dass sein Leben vom Gelingen des Unterfangens abhing, schien ihm Kraft zu verleihen. »Solange niemand über die Kreislinie tritt, wird auch der Dämon im Kreis gebunden sein. Gebunden, nicht aber gebändigt. Ihr wollt, dass der Gorvath die Seele dieses jungen Mannes verschlingt, ohne seinem Körper etwas anzuhaben. Ein Gorvath beugt sich
den Menschen nicht freiwillig. Seid stark, seid von einem Geist. Noch schwieriger wird es werden, ihn zurückzuschicken, ehe sein Appetit gestillt ist. Bis er satt ist, braucht er mehr als eine Seele. Wir bieten ihm einen schmackhaften Leckerbissen und versagen ihm dann das Festmahl. Wenn Ihr Eure Willenskraft eint, wird es mir gelingen, ihn durch das Tor zurückzustoßen. Gelingt es Euch nicht, so werden einige von uns, wahrscheinlich alle, sterben.«
    Calvyns schlug das Herz bis zum Hals. »Dämon … die Seele verschlingt.« Die Worte trafen ihn wie Schwerthiebe, doch so verzweifelt er auch gegen seine unsichtbaren Fesseln ankämpfte, er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Die Panik vernebelte ihm den Verstand. Er suchte verzweifelt nach einem magischen Spruch, egal welchem, der ihn aus dieser Zwangslage befreite, und zwar schnell.
    »Und eine letzte Warnung«, setzte Barrathos hinzu, »nehmt Euch in Acht vor den Augen.«
    Der alte Hexenmeister machte eine wirkungsvolle Pause.
    »Seht einem Dämon nie in die Augen, denn dort liegt seine Macht. Wenn er Euren Blick an sich zieht, seid Ihr in seiner Gewalt, und nur ein Geist von unzähmbarer Kraft könnte sich ihm dann noch entziehen. Ich schlage vor, Ihr schließt die Augen oder blickt zu Boden, auf eure Füße oder an die Höhlendecke – irgendwohin, nur nicht auf den Gorvath. Nebenbei bemerkt, ist es ohnehin müßig, ihn anzusehen. Der Gorvath ist ein Gestaltwandler. Er wird wahrscheinlich nicht in seiner wahren Form erscheinen, daher verpasst Ihr nichts.«
    Barrathos wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn und räusperte sich lautstark.
    »Sind alle bereit?«, fragte er.
    Calvyn wollte herausbrüllen, er solle aufhören, wollte fragen, warum sie ihm das antaten, wollte dieses groteske
Vorhaben irgendwie aufhalten, doch er war vollkommen machtlos.
    »Wir sind bereit«, bestätigte Vallaine.
    Barrathos schloss die Augen, streckte die Arme mit gespreizten Fingern zur Seite aus und schloss die Augen. Dann setzte der hünenhafte Mann zu einem tiefen, kehligen Singsang in einer Calvyn gänzlich unbekannten Sprache an.
    Zunächst geschah gar nichts. Auf Calvyn hatte der sonderbare Singsang eine hypnotische Wirkung. Er schien sich ständig zu wiederholen, doch in Wahrheit waren keine zwei Strophen gleich. Jede unterschied sich in einer oder zwei Silben von der letzten und diese winzigen Veränderungen gruben sich tief ins Bewusstsein der Zuhörer.
    Nach und nach bemerkte Calvyn drei oder vier Schritte von ihm entfernt ein Schimmern in der Luft, etwa wie ein Hitzeflimmern, das allerdings auf eine Stelle beschränkt war. Panik stieg in ihm auf und er suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Dann kam ihm die Idee, einen magischen Schutzschild zu errichten wie in der Schlacht bei Mantor. Er hatte nicht viel Zeit. Mit eiserner Entschlossenheit zwang er sich zur Ruhe, sprach im Geiste die Runen und bildete sie innerlich ab. Schon bald tat der Spruch seine Wirkung. Eine leuchtend grüne Hülle aus magischer Kraft umfing ihn, entzog allem, was ihn umgab, die Energie und verstärkte sich mit jeder Rune.
    Kaum war der Schutzschild fertig, als sich dort, wo noch wenige Augenblicke zuvor das Flimmern aufgetreten war, ein graues formloses Etwas zu bilden begann. Es wuchs wie ein großer Teigklumpen, der von unsichtbaren Riesenhänden geformt wird und wieder und wieder die Gestalt verändert, bis Calvyn neben ihm zwergenhaft klein war.

    Ungeachtet der wogenden grauen Masse lenkte Calvyn seine gesamte Stärke auf den Schutzschild, der bereits so viel Energie gebunden hatte, dass er sprühte und zischte.
    Dann, plötzlich und überraschend, verwandelte sich der Klumpen in eine riesige Kreatur, einem Bären ähnlich. Doch statt Fell hatte sie panzerartige überlappende Schuppen und die spitzen Krallen und nach innen gebogenen Zähne suchten in der natürlichen Welt ihresgleichen.
    Der Dämon gab ein ohrenbetäubendes

Weitere Kostenlose Bücher