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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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vielleicht von den Augen. Doch wer auf die Augen zielt, fällt ziemlich sicher dem Dämonenblick zum Opfer. Nein, aber es gibt eine wirkungsvolle Waffe. Es ist ein seltener Kristall, den die Leute hier Dämonstod nennen. Der Kristall ist so ziemlich das Einzige, das durch die Haut eines Dämons dringt, zumindest in unserer Welt.«

    »Und du besitzt ein Stück von diesem Kristall?«, fragte Jenna aufgeregt.
    »Du redest wohl nicht lange um den heißen Brei herum?«, sagte Gedd mit einem Lächeln. »Ja, nicht viel, aber aus einem kleinen Splitter, den ich entbehren kann, habe ich dir die hier gemacht.«
    Gedd ging zu Jennas Langbogen, der noch an der Kleiderpresse lehnte, und hob etwas vom Boden auf, das Jenna bis dahin nicht hatte sehen können. Es war einer ihrer Pfeile, doch an der Stelle der üblichen Metallspitze saß ein spitz zulaufender facettenreicher Kristall.
    »Schieß nicht daneben«, sagte Gedd, noch immer lächelnd. »Du hast nur den einen Schuss.«

15
    In den folgenden Tagen lernte Jenna die kleine Familie näher kennen. Alix war schwer beeindruckt, dass Jenna den Dämon gejagt hatte. Immer wenn es ihre Mutter erlaubte, saß sie an Jennas Bett und fragte sie aus. Jenna spielte ihre Erlebnisse herunter, denn sie merkte schnell, dass das Mädchen sie zu einer Art Heldin verklärte. Das Letzte, mit dem sie ihr Gewissen belasten wollte, war, dass Alix Reißaus nahm, um ihr nachzueifern.
    Umgekehrt erfuhr Jenna nach und nach, was bei ihrer letzten Begegnung mit dem Dämon geschehen war. Die Geschichte, die Alix ihr erzählte, stimmte zwar sicher nicht bis in die letzte Einzelheit, weckte aber in Jenna eigene Erinnerungen an den schrecklichen Tag.

    Die Verwandlung des Gorvaths von einem Menschen in einen Bären und das Bild von den entsetzlichen Krallen, die sie fast das Leben gekostet hätten, verfolgten Jenna bis in den Schlaf. Von Alix wusste sie auch, dass Gedd eine Stimme gehört hatte. Zuerst dachte Jenna, der Gorvath habe sie gerufen, doch dann erwachte tief in ihrem Inneren die Erinnerung an eine Männerstimme und es war nicht Calvyns Stimme gewesen. Stundenlang zermarterte sie sich das Gehirn, aber als sie Gedd danach fragte, zuckte er nur die Achseln.
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte er. »Der Mann klang, als wollte er die Aufmerksamkeit des Dämons auf sich ziehen. Wer so etwas tut, hat entweder von Dämonen keine Ahnung oder ist lebensmüde. Als ich zu dir kam, waren beide verschwunden, der Mann und der Gorvath. Ich konnte nicht hinterher, denn du brauchtest dringend meine Hilfe.«
    Jenna kramte tief in ihren Erinnerungen, wo sie die Stimme schon einmal gehört hatte. Sie war ihr so bekannt vorgekommen. Vielleicht war es jemand aus einem der Dörfer, durch die sie gereist war? Nein. Aber es würde ihr schon noch einfallen, sie musste sich einfach gedulden.
    Die Bauchverletzungen heilten unter Kerys’ fürsorglicher Pflege so rasch, dass es Jenna schon fast wie Magie vorkam. Trotzdem ging es ihr nicht schnell genug, denn am liebsten hätte sie gleich wieder die Fährte des Gorvaths aufgenommen, zumal sie nun eine Erfolg versprechende Waffe hatte.
    Kerys wurde dem Ruf als Heilerin, den sie in der Gegend genoss, vollauf gerecht, fand Jenna, als sie vorsichtig den Verband betastete. Zum Glück mussten die klebrigen Breiumschläge nicht mehr regelmäßig aufgetragen werden, und Kerys erlaubte Jenna mittlerweile, sich frei im Haus zu bewegen.
    »Hände weg!«, schimpfte Kerys jetzt. »Willst du nun
gesund werden oder nicht? Also wirklich! Du bist ja fast so schlimm wie ein Mann! Es wird wunderbar heilen, wenn du nicht ständig daran herumtatschst.«
    »Tut mir leid, Kerys«, murmelte Jenna zerknirscht.
    Gedd lächelte ihr hinter Kerys Rücken belustigt zu, legte aber die Stirn sofort in missbilligende Falten, als Kerys sich zu ihm umdrehte.
    »Und du brauchst nicht glauben, dass du mich auf den Arm nehmen kannst, Gedd Arissalt«, warnte sie ihn. »Ab mit dir! Besorg uns was zum Abendessen.«
    Gedd schüttelte ungläubig den Kopf, folgte ihrer Anweisung aber unverzüglich. Er zog sich die Stiefel an, nahm den Bogen zur Hand und befestigte eine Schlinge am Gürtel. »Die Frau hat Augen im Hinterkopf«, grummelte er gutmütig.
    Nachdem sie etwa eine Woche bei den Arissalts gewesen war, kam Jenna zu dem Schluss, dass es in der Gegend entweder vor Wild nur so wimmelte oder Gedd ein begnadeter Jäger war. Er war selten länger als eine halbe Stunde weg und kehrte stets mit ausreichend Fleisch für vier

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