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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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gespielt hat.“
    „Na schön. Ihr wollt die Wahrheit wissen, und ich werde sie euch sagen.“ Noch während sie sprach, schien Julie sich aufzurichten. Jetzt wurde sie ruhig – und selbstgerecht. „Ich hasse euch. Ich hasse jede Minute, die ich mit euch verbracht habe …“ Sie schien die Worte zwischen den Zähnen zu zerbeißen. Dann griff die Erregung auf ihre Hände über. Sie ließ den Motor aufheulen und jagte unwiderruflich hinaus aus der Bucht, während die Männer im Kielwasser tanzten.
    Als er den Wellenbrecher erreichte, war Simeon außer Atem und blutete aus mehreren Schürfwunden. Er schwang sich hinauf und stolperte der Lücke entgegen, ohne auf die Leute zu achten, die überall in der Sonne lagen. Gebannt starrte er auf das offene Meer hinaus und suchte das Boot mit den beiden Männern dahinter. Als er sie endlich weit draußen entdeckte, fuchtelte er wild mit den Armen.
    Dann knickte er plötzlich zusammen. Das Bild verschwamm und tauchte unter. Das Salz, das auf seinen Lippen festgebacken war, verursachte einen Brech- und Würgereiz.
    Er wischte die Haare aus dem Gesicht und wurde sich zum ersten Mal seiner nassen Kleider bewußt und der Tatsache, daß er eine merkwürdige Figur abgeben mußte. Diese Entdeckung brachte freilich keine Beschämung. Er konnte ohnehin an nichts anderes denken als an das Boot, das da draußen eine Kurve drehte und jetzt auf die Wellenbrecher zuraste.
    Irgend etwas beunruhigte Simeon, als er das Boot beobachtete. Es fuhr viel zu schnell. Natürlich warf ein Rennboot eine Bugwelle auf, aber keine so hohe wie dieses. Es hinterließ keine klar geschnittene Spur auf der Meeresoberfläche, ein deutlicher Kurs war nicht erkennbar und auf die Stabilität des Bootes wurde offenbar keinerlei Rücksicht genommen. Willkürlich, unbeherrscht und tückisch jagte es über die See. Seine Spur glich dem Gekritzel eines Kindes auf leerem Papier.
    Jetzt flog es pfeilgerade auf die Lücke zwischen den Wellenbrechern zu. Simeon sah, wie schnell es die Entfernung verschlang. Es waren kaum mehr dreihundert Meter. Simeon stand auf. Bittend erhob er die Hände.
    „Simeon will, daß ihr weiterlebt“, rief er. „Simeon hat die Antwort. Simeon will …“
    Zweihundertzwanzig Meter. Simeon sah das kastanienfarbene Haar im Winde flattern, das bleiche Gesicht des Mädchens am Steuer und die fliegenden Männer dahinter, die rhythmisch hin- und herschwangen, um mit ihrem Körpergewicht die Stöße der Wellen aufzufangen.
    „Simeon will, daß ihr lebt.“
    Einhundertfünfzig Meter. Die Gesichter wurden erkennbar. Julie, fast blind, mit zusammengebissenen Lippen; Henny und Zak mit glänzenden, bleichen Gesichtern, die Augen fest auf den Bug des Bootes gerichtet.
    „Henny … Zak … Julie … Kinder …“
    Nur noch fünfzig Meter jetzt. Die gespannten Gesichter waren deutlich zu sehen. Drei Augenpaare, die auf die heftig gestikulierende Gestalt auf den Felsen gerichtet waren.
    „Schaut mich doch nicht an. Paßt auf den Kanal auf. Loslassen! Loslassen!“ Dreißig … zwanzig … zehn …
    „Looooslassen!“
    Obwohl er nichts mehr erkennen konnte, wußte er jetzt mit Sicherheit, daß die Finger der Männer sich lockern, daß sie loslassen würden. Das Boot donnerte durch die schmale Einfahrt und besprühte ihn mit Gischt. Er beobachtete Julies Gesicht und las die Flü che von ihren Lippen. Er sah die Männer ins Meer sinken. Eines der Seile peitschte über seinen Arm und hinterließ eine brennende Wunde, aus der etwas Blut tropfte.
    Aber sie lebten noch alle. Er sank auf die Knie und erbrach sich, während das aufgewühlte Meer sich wieder beruhigte.
    Als er hochkam, warteten Henny und Zak.
    Erst jetzt bemerkte er, daß sie ungefähr das gleiche Alter hatten wie er selbst. Diesen Leuten eine grundlegende, allmächtige Philosophie anzubieten, eine Wahrheit, die geheimnisvoll genug war, um ihrem Intellekt zu entgehen …
    Er sah die Fragen in ihren Augen. Du hast uns einen Grund zum Weiterleben versprochen – was für einen? Du hast uns gerade in dem Moment den Tod gestohlen, als wir ihn ehrenhaft hätten umarmen können – warum?
    „Der Tod ist so – endgültig“, sagte er schwach.
    Dann lachten sie. Und hörten gar nicht mehr auf zu lachen, ehe nicht jeder verkrampfte Nerv sich wieder entspannt, ehe nicht die Tränen, die ihnen trotz der Fröhlichkeit über die Wangen stürzten, sich wieder verloren hatten.
    „Aber weshalb hast du uns zurückgehalten?“ fragte Henny, als sie zur Küste

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