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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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wateten. Simeon ging zwischen ihnen. Wenn er zögerte oder zu stolpern schien, stützte ihn sofort eine Hand, meistens zwei. Links und rechts.
    „Ich glaube nicht, daß ihr es verstehen werdet“, sagte er. „Ich weiß nicht einmal, ob ich es selbst gut genug verstehe, um es in Worte zu fassen … Solange es sich nur um eine Mutprobe wegen Julie gehandelt hat, war es mir egal. Ich nehme an, sie hat euch einen Haufen böser Dinge über mich erzählt, und soweit es sie betrifft, hat sie wahrscheinlich auch recht. Ich war nicht sehr nett zu ihr. Es gibt auch einen Grund dafür. Man muß ein bißchen nachdenken, aber es gibt ihn. Wenn ich sicher sein könnte, daß sie ihn versteht, würde ich ihn sagen … Solange das der einzige Gesichtspunkt war, blieb ich schon aus Gewohnheit kalt. Als mir jemand unterstellte, ich hätte das ganze nur arrangiert, um euch aus dem Wege zu schaffen, habe ich es zur Kenntnis genommen. Aber so ehrlich bin ich mir selbst gegenüber noch nicht, daß mich das allein schon in Bewegung gebracht hätte … Nein, erst als ich erfuhr, wieviel ihr über die Situation wußtet, wur de ich aufmerksam. Und als ich hörte, daß ihr euch absichtlich um bringen wolltet, war das einfach zuviel für mich. Fragtnicht, warum … Ich war einfach dermaßen kaputt, daß ich alles tun mußte, um es zu verhindern.“
    „Ein sympathischer Zug“, sagte Henny.
    „Es tut mir leid.“
    „Es war einfach der gemeinsame Nenner. In unserem Problem haben Sie Ihr eigenes wiedererkannt. Und wir erkannten unseres in Ihrem. Sehen Sie, auch wir wollten etwas Wichtiges tun – und als wir merkten, daß wir zu spät kamen, daß unsere Geste nicht mehr relevant war, dachten wir sofort, daß wir uns zusammen mit unserer erschöpften Vision zerstören müßten. Vielleicht haben Sie auch schon manchmal daran gedacht. Vielleicht besitzen Sie auch etwas, worin Sie immer wieder neuen Halt, einen neuen Brennpunkt finden. Ich wünschte, Sie würden uns davon erzählen.“
    Sie erreichten die Küste und wendeten ihre Schritte in wortloser Einmütigkeit zur Bar von Joe. Simeon zog sein Hemd aus und preßte beim Gehen das Wasser heraus. Der heiße Sand bildete eine helle Schicht auf seinen Hosen und trocknete sie.
    „Ihr habt mir heute geholfen. Ich wußte nicht, daß es etwas zu erzählen gibt. Jetzt merke ich, daß es Worte dafür gibt. Ich bin froh, daß ich sie an euch weitergeben kann. Ich weiß nicht, ob sie etwas nützen.
    Zunächst möchte ich noch einmal wiederholen, daß ich selbst erst die ganze Tiefe meines Glaubens erforsche. Ihr sagt, ich fände einen neuen Brennpunkt. Bis jetzt ist es noch nicht so einfach. Ich überrasche mich selbst noch – und nicht immer angenehm. Manche von den Dingen, die ich lerne – zum Beispiel, wieviel vom Alten ich los werden muß –, sind schlimmer als ein Alptraum bei Tage.
    Wenn ihr eine Philosophie von mir hören wolltet, müßte ich sagen: ‚Erkenne dich selbst.’ Ich sage euch: Die Verzweiflung kommt schnell. Die kleinste Enttäuschung und schon ist sie da. Wenn ich daran denke, wie viele Menschen Selbstmord begehen, weil ihnen niemand ein zärtliches Wort gibt … der Geist gerät in eine Falle. Man bildet sich dann alles mögliche Unglück ein. Man rennt mit der Idee herum, daß man einfach nicht weiterleben könne, wenn nicht dieses oder jenes unterbewußte Haar geglättet wird. Man muß darauf achten. Es gibt nichts auf der Welt, was die Selbstzerstörung rechtfertigen könnte. Die Leute machen sich nicht klar, daß sie den Schöpfer beleidigen, wenn sie den Körper zerstören, den er ihnen gab. Wenn die Leu te dem Sonnenaufgang mehr vertrauen würden, gäbe es vielleicht weniger – Morde. Das machen sich die Leute meistens nicht klar, daß ‚Selbstmord’ auch Mord ist.
    Als ihr heute Morgen ruhmreich ins Grab brausen wolltet, habt ihr euch etwas angemaßt, was euch nicht zustand. Ich will nicht den Anschein erwecken, als ob ich euch kritisieren wollte, denn in gewisser Weise habe ich euch ja sogar noch bestärkt, und das war mei ne Sünde. Ich behaupte nicht, daß das die ganze Erklärung ist oder daß sie auch nur oberflächlich ausreicht – aber wenn ihr euch fragt, warum ihr weiterleben sollt, könn tet ihr vielleicht von dieser Tatsache ausgehen.“
    Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Pflichtbewußt bewegten Henny und Zak die Worte Simeons in ihren Gedanken. Es würde zwar einige Zeit in Anspruch nehmen, bis sie sich neu orientiert hätten, aber sie

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