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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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gefunden hat.«
    »Leiche?«, sagte Will.
    »Leiche?«, sagte Mill.
    Sie starrten erst mich und dann sich gegenseitig an.
    Sie wurden tatsächlich leicht grün. Vielleicht lag es aber auch bloß an Chucks Beleuchtung, die über ihre endlich mal verdatterten Gesichter fuhr.

55. KAPITEL
    Ich rief im Büro des Sheriffs an und bekam Maureen an die Strippe. Der Sheriff sei am Schauplatz des Verbrechens, und Donny hole im Rainbow gerade Donuts. Sie würde den Sheriff sofort über Funk kontaktieren. Er würde die Waffe natürlich identifiziert haben wollen. »Aber ab-so-lut!«
    Zwanzig Minuten später kam ein Polizeiauto die Auffahrt heraufgedüst, dass beim Bremsen der Kies spritzte. In Anbetracht der Tatsache, dass es Donny war, staunte ich, dass er nicht mit Sirenengeheul und Dienstwaffe im Anschlag anrückte.
    Er stieg aus, knallte lautstark die Autotür zu und polterte die Verandatreppe hoch ins Hotelfoyer. Er hatte einen kleinen schwarzen Schulterbeutel in der Hand und eine bedrohliche Miene aufgesetzt, die er vermutlich immer vor dem Spiegel übte.
    »Wo ist die alte Paradise? Wir müssen feststellen, wem dieser alte Revolver gehört.« Er hielt den schwarzen Beutel in die Höhe. »Mordtasche.«
    Ich war nicht die Einzige, die Perry Mason guckte.
    Ich zeigte ihm den Weg die Treppe hoch in den dritten Stock, blieb jedoch im zweiten stehen. Ich wollte das Geschrei, aber nicht unbedingt die Worte hören. Die Worte kannte ich ja bestimmt schon. Das Geschrei enttäuschte mich nicht.
    Donny Mooma konnte Aurora Paradise nicht das Wasser reichen.
    Als ich ihn aus ihrem Zimmer kommen hörte, rannte ich wieder in die Hotelhalle. Er kam eilig die Treppe herunter und blieb erst oben am letzten Absatz stehen, damit es aussah wie ein lässiger Abgang.
    Inzwischen waren Mrs Davidow und meine Mutter in die Halle gekommen und hatten das Polizeiauto entdeckt.
    »Was ist denn? Was ist los?«
    Donny tippte sich – gar nicht schlecht für ihn – respektvoll an die Dienstmütze. »Polizeiliche Angelegenheiten, Madam. Sie werden es dann ja erfahren.«
    Ich folgte ihm auf die Veranda hinaus. »Es hat sich gar nicht so abgespielt, wie Sie alle dachten, stimmt’s? Ralph Diggs wollte Morris Slade töten, stimmt’s? Und es gab ein …«
    Mir gegenüber musste er ja nicht respektvoll sein. »Kümmer du dich mal schön um deinen eigenen Kram, Kleine!« Er stieg in seinen Wagen und knallte die Tür zu.
    Ich lächelte. Es war mein eigener Kram! Ich ging zurück ins Büro und rief bei Axels Taxiunternehmen an.
    »Eh, ich konnt’s ja kaum glauben, dass du den erschossenen Kerl gefunden hast!« Delbert wandte sich über die Schulter nach hinten.
    »Ich konnt’s auch kaum glauben.« Das sagte ich im Vorbeifahren zu dem kleinen Hügel, auf dem Brittens Laden stand. »Hab ich auch gar nicht. Mr Butternut hat ihn gefunden.«
    Auf der Anhöhe oben stand Ulub mit seinem Buch und schwenkte den Arm, und Mr Root saß da und hörte zu. Ich holte mein Beutelchen mit dem Kleingeld hervor, um mich zu vergewissern, dass der Zettel mit der Gedichtzeile noch da war. Wieso sollte er auch nicht? Weil ständig Sachen verschwinden. Ich schaute auch gleich nach, ob ich genug Geld dabeihatte für ein Eiscremesoda und ein Trinkgeld für Delbert.
    »Der Kerl hat im Ho- tel gearbeitet. Drüben beim Silver Pear ist er erschossen worden … Mann, eh! Da hab ich dich doch hingefahren!«
    Als ob ich das nicht selbst wüsste. Delbert würde wohl gleich das Lenkrad aus der Halterung drehen, wenn ich ihn ignorierte, überlegte ich. Und dann würden wir mit Karacho in Walters Haus rasen (an dem wir soeben vorbeifuhren). Also sagte ich: »Na, so ein Pech.«
    »Pech? Pech?« Delbert genoss es sichtlich, mir etwas an den Kopf zu werfen, etwas, das zur Abwechslung mal er wusste und ich nicht, wie er glaubte. »Umgebracht und totgemacht ist wohl für dich Pech!«
    Eins allein reichte Delbert wohl nicht. »Der arme Ralph Diggs.«
    »Mensch, Mädchen, dass dir das nich ärger is. Du hast ihn doch gekannt!«
    Ich rutschte auf meinem Sitz herum. »Nicht so gut. Er hat ja gar nicht lang bei uns gearbeitet.«
    »Ja, hmmm …« Er schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad und versuchte, sich einen anderen Grund zu überlegen, wieso mir das jetzt ärger sein sollte.
    Wir waren schon fast beim Gerichtsgebäude, als ihm die andere Hälfte der Geschichte einfiel. Deshalb hatte er auch keine Zeit, sich groß über Morris Slade auszulassen, vor allem, weil ich seinen Redefluss mittendrin

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