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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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tatsächlich!) der Gehängte.
    »Das bedeutet aber nichts Schlimmes«, sagte Mrs Louderback.
    Für mich schon, wenn ich kopfüber aufgehängt wäre. Ich nickte und wartete auf die nächste Karte.
    Waisen-im-Schneesturm. »Da sind sie wieder. Behaupten Sie jetzt aber nicht, die seien okay.«
    Sie lachte kurz auf. »Kommt drauf an, was du für ›okay‹ hältst.«
    »Na, zunächst mal, dass man nicht in Lumpen durch Schnee und Regen schlurfen muss.«
    Mrs Louderback wurde nachdenklich. »Aber vielleicht bewegen die sich auf etwas ganz Großartiges zu.«
    Ich hoffte, das war jetzt nicht das Stichwort, damit Gott auf der Bühne erschien, und wechselte das Thema. »Beim letzten Mal haben wir darüber gesprochen, dass das Slade-Baby entführt wurde. Sie wissen schon, aus dem Belle Ruin.«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, das Baby war überhaupt nicht dort. Im Belle Ruin, meine ich. Das sollten die Leute bloß denken.«
    Mrs Louderback guckte erstaunt. »Aber wieso sollten Eltern so was machen?«
    »Keine Ahnung. Damit man auch ganz bestimmt dachte, dass Baby Fay damals am Leben war. Und vergessen Sie nicht, die Kinderschwester war gar nicht mit dabei. Die war angeblich krank. Und das Baby sei auch krank, behaupteten sie, vielleicht um die Leute davon abzuhalten, dass sie es unbedingt sehen wollten. Was ist, wenn die Eltern das Fehlen des Babys irgendwie rechtfertigen mussten? Wenn Fay angeblich entführt worden war, na, das würde die Sache doch erklären.«
    Mrs Louderback schaute auf die Karten, aber ich glaube, sie sah sie gar nicht. Dann sagte sie: »Die junge Spiker, die Babysitterin, die sagte doch, sie sei aus dem Zimmer gegangen und hätte zwanzig Minuten lang woanders telefoniert. Und als sie zurückkam, sei das Baby verschwunden und Morris Slade im Zimmer gewesen.«
    Ich nickte ihr zu. Für jemanden in ihrem Alter konnte sich Mrs Louderback echt gut an Einzelheiten erinnern, fand ich.
    Sie fuhr fort: »Da gibt’s aber ein Problem, stimmt’s? Woher sollten die Kidnapper wissen, dass sie rausgehen würde? Und lang genug wegblieb, dass sie die Leiter rauf- und wieder runterklettern konnten? Man könnte fast meinen, es war im Voraus arrangiert worden.«
    Ich hockte zusammengesunken auf meinem Stuhl und wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass der Anruf geplant war. »Aber wie hätte es im Voraus arrangiert werden können, außer Gloria Spiker war eingeweiht? Und nicht bloß Gloria, auch ihre Freundin. Denn mit der hat sie doch zwanzig Minuten geredet. Das hat die Frau von der Vermittlung bestätigt.« Eine Verschwörung? Das war ja noch aufregender.
    »Könnte es sein, dass die Kidnapper das Zimmer beobachtet haben? Vielleicht durch ein Fernglas? Und sie rausgehen sahen?«
    »Vielleicht. Aber es hätte ja sein können, dass sie gleich umdreht und wieder reinkommt.« Es sah so aus, als müsste ich nach Cold Flat Junction fahren und noch mal mit Gloria Spiker Calhoun reden, um zu sehen, ob sie die Wahrheit sagte.
    »Also, Emma, jetzt sollten wir wirklich wieder auf dich zurückkommen.«
    Ich hatte ehrlich gesagt gedacht, dass wir schon längst wieder bei mir waren .
    »Diese Waisen-Karte taucht immer wieder auf. Jetzt schon zum dritten Mal.«
    Eigentlich war es das vierte Mal, darauf wollte ich aber nicht herumreiten. »Die zehn Waisenkinder, die Miss Landis – also, Miss Louise Landis –, kennen Sie die? Sie ist aus Cold Flat Junction.«
    Mrs Louderback schürzte die Lippen und dachte nach. Sie gehörte nicht zu denen, die gedankenlos mit Antworten um sich schmeißen. »Nein, glaube ich nicht.«
    »Na, um den Waisenkindern eine Freude zu machen, brachte sie zehn davon zum Mittagessen ins Hotel Paradise.«
    »Wie überaus nett von ihr.«
    Ich guckte skeptisch. Eigentlich war es meine Idee gewesen. Aber mit Nettigkeit hatte das nichts zu tun gehabt. Das Mittagessen war eher so was wie Bestechung gewesen, und eine Aufführung von Medea, das Musical gab’s noch als Dreingabe. »Diese Waisenkinder waren aber ganz anders als die hier.« Ich hatte das Kinn in die Hände gestützt und einen ganz anderen Blick auf die Karten. »Die hatten furchtbare Tischmanieren.«
    »Wie schade. Ich nehme an, deine Mutter hat sich für sie viel Mühe gegeben.«
    Meine Mutter ? Ich war diejenige, die Will und Mill zu der Aufführung breitschlagen musste. Ich stupste auf die Karte. »Diese Waisen gibt es ja natürlich nicht in echt, die stehen für irgendwas.«
    »Was

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