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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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zu Zeit mit meinen ziemlich begrenzten sportlichen Fähigkeiten vorlieb zu nehmen.«
    Oz erwiderte, es würde ihm eine besondere Ehre sein, und drückte sich die Handschuhe geradezu zärtlich an die Brust. Dann aßen sie von dem Kuchen und tranken den Apfelwein. Anschließend probierte Oz seinen neuen Anzug an, der ihm perfekt passte und in dem er beinahe wie ein kleiner Rechtsanwalt aussah. Louisa hatte weitsichtig besonders breite Säume genäht, damit der Junge ruhig noch ein wenig wachsen konnte, was sich mittlerweile fast täglich beobachten ließ. Solcherart ausstaffiert, nahm Oz seine Baseballhandschuhe und seine Pfeife und ging alles seiner Mutter zeigen. Kurze Zeit später hörte Lou seltsame Laute und Geräusche aus Amandas Zimmer. Als sie nachschauen ging, sah sie Oz auf einem Hocker stehen, ein Laken um die Schultern, einen Baseballhandschuh wie eine Krone auf dem Kopf und einen langen Stock in der Hand.
    »Und der große, tapfere Oz, der jetzt nicht mehr der ängstliche Löwe war, erschlug alle Drachen und rettete alle Mommys, und danach lebten sie alle glücklich und zufrieden in Virginia.« Er nahm seine Krone aus gefettetem Leder ab und verneigte sich mehrmals. »Vielen Dank, meine treuen Untertanen, gern geschehen.«
    Dann setzte Oz sich neben seine Mutter, nahm ein Buch vom Nachttisch und schlug es an einer Stelle auf, die mit einem Streifen Papier gekennzeichnet war. »Also, Mom«, sagte Oz, »jetzt kommt die unheimliche Stelle, aber reg dich nicht auf, denn die Hexe frisst die Kinder gar nicht.« Er rutschte dicht an sie heran, legte einen ihrer Arme um seine Taille und begann, mit großen Augen die unheimliche Stelle vorzulesen.
    Lou kehrte in die Küche zurück, setzte sich in ihrem neuen Kleid, das ihr ebenfalls perfekt passte, an den Tisch und las beim warmen Licht der Petroleumlampe die wundervollen Worte Whitmans. Es wurde so spät, dass Cotton sich zum Bleiben entschloss und sich vor dem Kohlenfeuer zum Schlafen zusammenrollte. Und so ging ein weiterer schöner Tag auf dem Berg zu Ende.

 
KAPITEL 32
    Ohne dass Louisa oder Eugene Bescheid wussten, nahm Lou eine Laterne und Zündhölzer und ritt mit Oz auf Sue zum Bergwerk hinunter. Lou sprang ab, doch Oz blieb auf dem Pferd sitzen und starrte auf die Stollenöffnung, als wäre sie der Eingang zur Hölle. »Ich geh da nicht rein«, verkündete er.
    »Dann warte hier draußen«, entgegnete seine Schwester.
    »Warum willst du da hinein? Nach dem, was mit Diamond passiert ist? Am Ende fällt dir noch der Berg auf den Kopf, und das tut bestimmt ganz schön weh.«
    »Ich will wissen, was die Männer vorhaben, die Diamond gesehen hat.«
    Lou zündete die Laterne an und verschwand im Stollen. Oz wartete in der Nähe des Eingangs. Ging erst ein paar Schritte nervös auf und ab, rannte Lou dann hinterher und holte sie rasch ein.
    »Ich dachte, du wolltest nicht mit«, meinte Lou.
    »Ich bin dir nur nachgelaufen, weil du Angst haben könntest«, erwiderte Oz, wobei er sich an seine Schwester klammerte.
    Sie gingen weiter und fröstelten wegen des kalten Luftzugs, aber auch vor Angst. Lou schaute sich um und entdeckte neu eingesetzte Stützbalken an den Wänden und der Decke des Stollens. Auf den Wänden befanden sich auch Markierungen in weißer Farbe. Ein lautes Zischen drang aus der Tiefe des Gangs zu ihnen.
    »Eine Schlange?«, fragte Oz.
    »Wenn ja, ist sie mindestens so groß wie das Empire State Building. Komm schon.« Sie eilten weiter, und das Geräusch wurde mit jedem Schritt lauter. Sie bogen um eine Ecke, und das Zischen wurde fast ohrenbetäubend. Es hörte sich an, als würde irgendwo unter hohem Druck Dampf entweichen. Eine weitere Biegung folgte; dann rannten sie ein Stück und gelangten an einen letzten Knick, wo sie abrupt stehen blieben.
    Die Männer trugen Schutzhelme und hatten batteriebetriebene Lampen dabei. Ihre Gesichter waren hinter Schutzmasken verborgen. Im Boden des Stollens klaffte ein Loch, in dem ein dickes Stahlrohr verschwand. Eine Maschine, die wie eine Pumpe aussah, war mit Schläuchen an das Rohr angeschlossen und erzeugte das Zischen, das Lou und Oz anfangs gehört hatten. Die Männer mit den Masken drängten sich um das Loch, bemerkten die Kinder aber nicht. Lou und Oz zogen sich langsam zurück; dann machten sie kehrt und rannten. Und prallten mit Judd Wheeler zusammen. Sie wichen ihm aus und hetzten weiter.
    Kurz darauf tauchten Lou und Oz aus dem Stollen auf. Lou war mit einem Satz auf Sues Rücken, doch Oz -

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