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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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finsterer Miene. »Nur dass ich es Ihnen nicht verkaufe. Sie werden dieses Land nicht zerstören, wie Sie ’s überall sonst getan haben.«
    Miller beugte sich vor. »Diese Region stirbt allmählich, Miss Cardinal. Das Holz geht zur Neige. Die Bergwerke werden stillgelegt. Die Leute finden keine Jobs mehr. Welchen Nutzen haben die Berge, wenn man nicht versucht, sie den Menschen dienlich zu machen? Sie geben nicht mehr her als Steine und Bäume.«
    »Ich hab ein Stück Papier, auf dem steht, dass dieses Land mir gehört, aber im Grunde kann’s gar nicht sein, dass die Berge jemandem gehören. Ich hüte sie nur. Und sie schenken mir alles, was ich brauche.«
    Miller schaute sich prüfend um. »Alles, was Sie brauchen? Sie haben hier oben weder Elektrizität noch ein Telefon. Und ich denke, als gottesfürchtige Frau sehen Sie ein, dass der Herr uns Verstand gegeben hat, damit wir die Welt für unsere Zwecke nutzen können. Was bedeutet schon ein Berg, wenn es auf der anderen Seite darum geht, dass Menschen ein besseres Leben führen können? So wie Sie sich verhalten, verstoßen Sie gegen das, was in der Bibel steht.«
    Louisa starrte den Mann an, und es schien, als würde sie jeden Moment in schallendes Gelächter ausbrechen. »Gott hat diese Berge für die Ewigkeit geschaffen. Uns Menschen hat er nur für einen winzigen Zeitraum hierher gesetzt. Was schließen Sie daraus?«
    Miller verdrehte verzweifelt die Augen. »Hören Sie, mein Unternehmen hat die Absicht, gewaltige Summen zu investieren, um diese Region wieder zu beleben. Wie können Sie sich dem so einfach in den Weg stellen?«
    Louisa erhob sich. »So, wie ich ’s immer getan habe. Auf beiden Füßen.«
    Cotton folgte Miller und Wheeler zu ihrem Wagen nach draußen.
    »Mr Longfellow«, sagte Miller, »Sie sollten Ihrer Mandantin gut zureden, unser Angebot anzunehmen.«
    Cotton schüttelte den Kopf. »Wenn Louisa Mae Cardinal einmal einen Entschluss gefasst hat, können Sie sie ebenso wenig umstimmen, wie Sie verhindern können, dass jeden Tag die Sonne aufgeht.«
    »Aber vergessen Sie nicht, dass die Sonne auch wieder untergeht«, sagte Miller.
    Nachdenklich schaute Cotton dem Wagen nach, in dem die Männer von der Southern Valley die Farm verließen.
    Die kleine Kirche stand auf einer Wiese, ein paar Meilen von der Cardinal-Farm entfernt. Sie war aus roh behauenen Holzbalken erbaut, verfügte über einen kleinen Turm, ein schlichtes Fenster aus einfachem Glas und war von bezauberndem Charme. Es war Zeit für einen durch und durch bodenständigen Gottesdienst, und Cotton hatte Lou, Oz und Eugene dorthin gefahren. Sie nannten den Gottesdienst »bodenständig«, weil es - wie Cotton erklärte - beim anschließenden Kirchfest keine Tische und Stühle gab, sondern nur Decken, Laken und Planen. Im Grunde sei es nichts anderes als ein ausgiebiges Picknick, das als Kirchgang getarnt war.
    Lou hatte angeboten, bei Amanda zu bleiben, damit Louisa an dem Ereignis teilnehmen konnte, aber die alte Frau wollte nichts davon wissen. »Ich les in der Bibel, ich bete zu Gott, aber ich brauch mich nicht mit anderen Leuten zusammenzusetzen und mit ihnen zu singen, um meinen Glauben zu beweisen.«
    »Warum soll ich denn hingehen?«, fragte Lou.
    »Weil ’s nach der Kirche ein Abendessen gibt, und die Speisen dort sind nicht zu übertreffen«, erwiderte Louisa lächelnd.
    Oz hatte seinen Anzug angezogen und Lou ihr neues Kleid und dicke braune Strümpfe, die durch Gummibänder gehalten wurden, während Eugene zu einem sauberen weißen Oberhemd den Hut trug, den Lou ihm geschenkt hatte. Es waren auch ein paar Neger gekommen, unter ihnen eine zierliche junge Frau mit ausdrucksvollen Augen und wunderschöner glatter Haut, mit der Eugene sich lange angeregt unterhielt. Cotton erklärte, dass es in dieser Gegend nur wenige Neger gäbe und dass man deshalb keine eigene Kirche für sie habe. »Und darüber bin ich sogar sehr froh«, fuhr er fort. »Das ist hier im Süden sehr ungewöhnlich. In den Städten hingegen dürften die Vorurteile trotz allem ziemlich ausgeprägt sein.«
    »Wir haben in Dickens ein Schild mit der Aufschrift >Nur für Weiße< gesehen«, sagte Lou.
    »Das wundert mich nicht«, sagte Cotton. »Aber in den Bergen ist es anders. Ich will gar nicht behaupten, dass die Menschen hier oben Heilige sind, denn das sind sie ganz bestimmt nicht, aber das Leben ist hart, und die Leute versuchen, mit allem zurechtzukommen. Dabei bleibt ihnen nicht viel Zeit, sich über

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