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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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untersucht zu haben. Stimmt das?«
    »Das stimmt«, sagte Ross, und seine Brust hob sich.
    »Und wie viele dieser Personen haben Sie für unzurechnungsfähig befunden?«
    Sofort senkte sich Ross’ Brust wieder; mit dieser Frage hatte er offensichtlich nicht gerechnet. »Äh ... schwer zu sagen.«
    Cotton blickte kurz zu den Geschworenen und ging dann auf den Zeugen zu.
    »Wieso? Sie müssen es nur sagen. Lassen Sie mich Ihnen ein wenig helfen. Waren es hundert Prozent? Fünfzig Prozent?«
    »Keine hundert Prozent.«
    »Aber auch keine fünfzig?«
    »Nein.«
    »Dann gehen wir mal hoch. Achtzig? Neunzig? Fünfundneunzig?«
    Ross dachte kurz nach. »Fünfundneunzig könnte ungefähr hinkommen.«
    »Also gut. Lassen Sie mich mal sehen. Das sind dann also neunzehnhundert von zweitausend. Eine Menge Verrückter, Dr. Ross.«
    Die Zuschauer lachten, und Atkins schlug mit dem Hammer auf den Richtertisch, konnte sich ein kleines Lächeln aber auch nicht verkneifen.
    Ross funkelte Cotton wütend an. »Ich beurteile die Leute so, wie ich sie zu sehen bekomme, Herr Anwalt.«
    »Wie viele Opfer von Schlaganfällen haben Sie hinsichtlich ihrer geistigen Zurechnungsfähigkeit untersucht, Dr. Ross?«
    »Äh ... nun ja, nicht, dass ich mich jetzt konkret an einen Fall erinnern könnte .«
    Cotton schritt vor dem Zeugen auf und ab, der seinen Blick auf den Anwalt geheftet ließ. Eine gerade Reihe Schweißperlen erschien auf Ross’ Stirn. »Ich nehme mal an, die meisten Leute, die Sie zu sehen bekamen, haben unter irgendeiner Geisteskrankheit gelitten. Im vorliegenden Fall aber geht es um das Opfer eines Schlaganfalls, dessen körperliches Unvermögen den Anschein erweckt, als wäre die betreffende Person geistig nicht zurechnungsfähig, auch wenn das vielleicht gar nicht der Fall ist.« Cotton suchte und fand Lou auf dem Balkon. »Ich will damit sagen, bloß weil eine Person weder reden noch sich bewegen kann, lässt sich daraus nicht schlussfolgern, dass sie nicht mitbekommt, was um sie herum vor sich geht. Es ist sehr gut möglich, dass sie alles sieht, hört und versteht. Alles!«
    Cotton schwenkte herum und blickte seinen Zeugen an. »Und bei ausreichend langer Genesungszeit wird sie sich möglicherweise völlig erholen.«
    »Bei der von mir untersuchten Frau halte ich eine Genesung für sehr unwahrscheinlich.«
    »Sind Sie medizinischer Experte für Schlaganfälle?«, fragte Cotton mit scharfer Stimme.
    »Äh ... nein. Aber ...«
    »Dann verlange ich die richterliche Anweisung, diese Aussage nicht zur Kenntnis zu nehmen.«
    Atkins wandte sich an die Geschworenen. »Ich weise Sie hiermit an, die von Dr. Ross gemachte Aussage, nach der sich Miss Cardinal nicht mehr erholen wird, in keiner Weise in Ihre Überlegungen mit einzubeziehen, da er nachweislich nicht die fachliche Kompetenz hat, eine solche Diagnose zu stellen.«
    Atkins und Ross warfen sich aufgrund der Wortwahl des Richters scharfe Blicke zu, während Cotton eine Hand vors Gesicht nahm, um sein Grinsen zu verbergen.
    »Dr. Ross«, fuhr Cotton fort, »Sie können uns also nicht mit Sicherheit sagen, dass Louisa Mae Cardinal nicht doch heute, morgen oder übermorgen wieder in der Lage sein wird, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln?«
    »Die Frau, die ich untersucht habe .«
    »Bitte beantworten Sie die Frage, Sir.«
    »Nein.«
    »Was nein?« Freundlich fügte er hinzu: »Bitte drücken Sie sich klar aus, auch im Interesse der Geschworenen.«
    Frustriert verschränkte Ross die Arme. »Nein. Ich kann nicht mit Sicherheit ausschließen, dass Miss Cardinal sich heute, morgen oder übermorgen erholen wird.«
    Goode erhob sich. »Euer Ehren, ich sehe, wohin diese Befragung führt, und ich glaube, ich habe eine Lösung. Dr. Ross’ Diagnose zufolge ist Miss Cardinal momentan nicht zurechnungsfähig. Sollte sie sich erholen - und wir alle hoffen, dass dies der Fall sein wird -, kann der vom Gericht einberufene Verwalter entlassen werden, und Miss Cardinal kann sich wieder selbst um ihre Angelegenheiten kümmern.«
    »Bis dahin wird Miss Cardinal kein Land mehr verblieben sein«, entgegnete Cotton.
    Goode spannte zum Beginn seiner Rede einen Bogen. »Nun, dann kann Miss Cardinal die Annehmlichkeiten einer halben Million Dollar genießen, die ihr von der Southern Valley für ihr Land geboten wurde.«
    Bei der Erwähnung dieser unchristlichen Summe durchlief ein lautes Raunen die Menge. Ein Mann wäre fast über die Brüstung des Balkons gefallen, hätten seine Nachbarn ihn nicht

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