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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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keine Möglichkeit, den Berg rauf oder runter zu kommen. Es dauerte vier Tage, bis Miss Lousia mich benachrichtigen konnte. Sobald der Sturm abflaute, ging ich hinauf und behandelte sie, aber sie hatte schon aus eigener Kraft das Schlimmste hinter sich. Einen jungen Menschen hätte die Krankheit selbst mit medizinischer Hilfe umgebracht, doch Louisa Cardinal hatte die Lungenentzündung mit nichts als ihrem eisernen Überlebenswillen besiegt, obwohl sie in den Siebzigern war. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Cotton ging zu den Geschworenen und baute sich vor ihnen auf. »Sie haben es gehört. Eine Frau mit unverwüstlichem Lebenswillen. Einem Willen, der sich nichts und niemandem beugt.«
    »Einspruch, Euer Ehren«, rief Goode. »Ist das eine Frage oder eine göttliche Verkündigung Ihrerseits, Mr Longfellow?«
    »Beides, hoffe ich, Mr Goode.«
    »Nun, drücken wir es mal so aus«, sagte Barnes. »Würde ich wetten, dann auf keinen Fall gegen Miss Louisa.«
    Cotton blickte zu den Geschworenen hinüber. »Ich ebenso wenig. Keine weiteren Fragen.«
    »Mr Goode, wen rufen Sie als nächsten Zeugen auf?«, fragte Atkins.
    Der Staatsanwalt erhob sich und sah sich im Saal um. Er schaute und schaute, bis sein Blick auf den Balkon fiel, dessen Ränder entlangwanderte und dann auf Lou und Oz hängen blieb. Schließlich blickte er Oz an.
    »Junger Mann, warum kommst du nicht hier herunter und sprichst mit uns?«
    Cotton sprang auf. »Euer Ehren, ich sehe keinen Grund .«
    »Herr Richter«, wurde er von Goode unterbrochen, »es sind die Kinder, die den Vormund bekommen sollen. Deshalb halte ich es für vernünftig, eins von ihnen anzuhören. Und für einen kleinen Mann hat er eine prächtige Stimme, was inzwischen wohl jeder in diesem Saal bestätigen kann.«
    Die Menge lachte unterdrückt, und Atkins schlug nachdenklich mit dem Hammer auf den Tisch, während er sich für eine Zeitspanne, die sechs Herzschläge Cottons in Anspruch nahm, den Wunsch des Anwalts durch den Kopf gehen ließ. »Also gut. Aber denken Sie daran, Goode, er ist ein kleiner Junge.«
    Lou nahm Oz an der Hand, und sie stiegen langsam die Treppen hinunter, vorbei an den Sitzreihen. Alle Augen im Saal waren auf sie gerichtet. Oz legte die Hand auf die Bibel und wurde vereidigt, während Lou zurück zu ihrem Platz ging. Oz kauerte auf dem Stuhl und wirkte so klein und hilflos, dass Cotton das Herz schwer wurde. Goode trat näher an den Jungen heran.
    »Also, Mr Oscar Cardinal ...«, begann er.
    »Mein Name ist Oz, und meine Schwester heißt Lou. Sagen Sie bloß nicht Louisa Mae zu ihr, sonst wird sie sauer und haut Ihnen eine rein.«
    Goode lächelte. »Mach dir darum mal keine Sorgen. Oz und Lou also.« Er lehnte sich gegen den Zeugenstand. »Weißt du, es tut dem Gericht sehr leid, dass es deiner Mom so schlecht geht.« »Bald geht’s ihr wieder besser.«
    »Ach ja? Sagen das die Ärzte?«
    Oz blickte zu Lou hinauf, doch Goode berührte seine Wange und drehte seinen Kopf zurück.
    »Nein, nein, mein Junge. Hier im Zeugenstand musst du die Wahrheit sagen. Du kannst nicht zu deiner Schwester schauen und sie um Antworten bitten. Du hast bei Gott geschworen, die Wahrheit zu sagen.«
    »Ich sag immer die Wahrheit. Großes Ehrenwort.«
    »Du bist ein braver Junge. Also, noch einmal - haben die Ärzte gesagt, dass es deiner Mutter bald besser geht?«
    »Nein. Die sind nicht sicher.«
    »Woher weißt du es dann?«
    »Weil ... weil ich ’s mir gewünscht habe. Am Wunschbrunnen.«
    »Am Wunschbrunnen?«, fragte Goode mit einem Gesichtsausdruck, der den Geschworenen nur allzu deutlich zeigte, was er von der Antwort hielt. »Gibt es hier in der Gegend einen Wunschbrunnen? Ich wünschte, wir hätten einen zu Hause in Richmond.«
    Die Menge lachte, und Oz’ Gesicht verfärbte sich rosa. Unruhig rutschte er auf dem Stuhl herum. »Es gibt einen Wunschbrunnen«, sagte er. »Mein Freund Diamond Skinner hat uns davon erzählt. Du wünschst dir was und lässt das Wertvollste zurück, was du hast. Dann geht der Wunsch in Erfüllung.«
    »Hört sich ja toll an. Du hast es dir also gewünscht?«
    »Ja, Sir.«
    »Und du hast das Wertvollste dagelassen, das du hattest? Was war es denn?« Oz blickte nervös durch den Saal. »Die Wahrheit, Oz. Denk daran, was du Gott versprochen hast, Junge.«
    Oz holte tief Luft. »Mein Bär. Ich hab meinen Bär hergegeben.«
    Wieder kicherten die Zuschauer unterdrückt, bis sie die Tränen sahen, die das Gesicht des kleinen Jungen

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