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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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er ähnelte ihm. Der Mann hatte sie angestarrt, dann aber schnell weggeschaut.
    Cotton blickte zu den vielen Autos und Droschken und sagte zu dem Jungen: »Du und dein Daddy, ihr geht wohl besser rein und seht zu, dass ihr einen Platz bekommt. Das Gericht scheint heute ein beliebter Ort zu sein.«
    Als sie den Gerichtssaal betraten, staunte Cotton noch immer über die große Zuschauermenge. Allerdings war der größte Teil der Farmarbeit in diesen Wochen bereits getan, und die Leute hatten ein wenig Zeit für andere Dinge. Und für die Stadtbewohner bot sich eine großartige Show zu einem fairen Preis. Sie wollten offenbar nicht die kleinste Kleinigkeit verpassen, sich nicht das kleinste Wortgefecht entgehen lassen. Für viele würde es wohl eines der aufregendsten Ereignisse ihres Lebens werden. Und war das nicht traurig, dachte Cotton.
    Er wusste, dass einiges auf dem Spiel stand. Ein sterbender Ort, der vielleicht von einem schwerreichen Unternehmen zu neuem Leben erweckt würde. Dem entgegenhalten konnte er nur eine alte, bettlägerige Frau, die offenbar nicht mehr bei Sinnen war. Und da waren zwei verängstigte Kinder, die auf ihn zählten. Und in einem anderen Bett lag eine andere Frau, an die er sein Herz verlieren würde, wenn sie nur wieder aufwachte. O Herr im Himmel, wie sollte er das alles jemals überstehen?
    »Sucht euch einen Sitzplatz«, sagte Cotton zu den Kindern. »Und verhaltet euch ruhig.«
    Lou gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Viel Glück.« Sie überkreuzte ihre Finger für ihn. Ein Farmer, den sie kannten, machte in einer Sitzreihe Platz für sie.
    Cotton ging den Gang hinauf und nickte den Leuten zu, die er kannte. In der ersten Reihe saßen Miller und Wheeler.
    Goode saß am Beratungstisch; er wirkte so glücklich wie ein Hungriger beim Kirchenmahl. Er betrachtete die Menge, die sich danach zu verzehren schien, seinem Kampf beizuwohnen.
    »Sind Sie bereit?«, fragte Goode.
    »Genauso bereit wie Sie«, spielte Cotton mit.
    Goode grinste. »Bei allem gebotenen Respekt, aber da habe ich so meine Zweifel.«
    Gerichtsdiener Fred erschien und sagte seinen üblichen Spruch; alle standen auf, und das Gericht des ehrenwerten Henry J. Atkins konnte tagen.
    »Schicken Sie die Geschworenen herein«, forderte der Richter Fred auf, und die Geschworenen traten ein. Cotton schaute sich jeden genau an. Es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht, als er George Davis unter den Erwählten entdeckte.
    »Herr Richter!«, donnerte er. »George Davis gehört nicht zu den von uns gewählten Geschworenen. Er hat eigene Interessen, was den Ausgang dieser Verhandlung angeht.«
    Atkins beugte sich vor. »Cotton, Sie wissen genau, wie schwierig es für uns ist, genügend Geschworene zu bekommen. Ich musste Leroy Jenkins entlassen, da seine Frau erkrankt ist, und Garcie Burns ist von seinem Muli getreten worden. Ich weiß, George Davis ist nicht gerade beliebt, aber er hat das gleiche Recht wie jeder andere auch, dem Gericht zu dienen. George, wirst du dich mit diesem Fall fair und unvoreingenommen auseinander setzen können?«
    Davis trug seinen Sonntagsanzug und sah ganz respektabel aus. »Jawohl, Sir«, antwortete er höflich und schaute sich um. »Sie wissen doch alle, dass ich direkt neben Louisa wohne. Wir kommen gut miteinander aus.« Er lächelte, wobei er seine faulen Zähne zeigte. Überhaupt schien er mit dem Lächeln Schwierigkeiten zu haben, ganz so, als hätte er es noch nie versucht.
    »Ich bin sicher, Mr Davis wird einen hervorragenden Geschworenen abgeben, Euer Ehren«, sagte Goode. »Keinerlei Bedenken meinerseits.«
    Cotton sah zu Atkins, und der seltsame Ausdruck auf dem Gesicht des Richters ließ die Frage in ihm aufsteigen, was hier wirklich vor sich ging.
    Lou saß auf ihrem Sitz und kochte innerlich vor Zorn. Es war nicht richtig. Sie wollte aufstehen und hinausschreien, dass es falsch war, doch zum ersten Mal in ihrem Leben war sie zu eingeschüchtert. Immerhin war dies ein Gericht.
    »Er lügt!«, gellte eine Stimme, und im ganzen Saal fuhren die Köpfe herum, hielten die Leute nach dem Rufer Ausschau.
    Lou sah, dass Oz neben ihr auf seinem Sitz stand und damit alle im Gerichtssaal überragte. Seine Augen glühten, und sein Finger deutete starr auf George Davis. »Er lügt«, rief Oz noch einmal mit einer so tiefen Stimme, dass Lou sie beinahe nicht als die ihres Bruders wiedererkannt hätte. »Er hasst Louisa. Es ist nicht richtig, dass er da sitzt.«
    Wie alle anderen war auch Cotton völlig

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