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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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beiseite und besprach einige Dinge mit ihm, die Lou nicht mithören konnte.
    Als sie den Wagen vom Hof lenkten, fuhren sie an Pferchen vorbei, in denen so viel Vieh stand, dass man durchaus von einer Herde sprechen konnte. Außerdem waren da noch Schweine und Schafe, ein Hof voller Hühner, vier schöne Pferde und doppelt so viele Maultiere. Die Getreidefelder erstreckten sich, so weit das Auge reichte, und alles war mit gefährlich aussehendem Stacheldraht umzäunt. Lou konnte George und seine Männer auf den Feldern mit Maschinen arbeiten sehen, die dichte Staubwolken aufwirbelten, so schnell verrichteten sie ihr Werk.
    »Sie besitzen mehr Felder und Tiere als wir«, sagte Lou. »Wie kommt es dann, dass sie nichts zu essen haben?«
    »Weil ihr Pa es so will. Und sein Pa hat mit George Davis dasselbe gemacht. Hat jeden Dollar zweimal umgedreht, bis er den Löffel abgegeben hat.«
    Sie ratterten an einem Gebäude vorbei, und Louisa deutete auf das massive Vorhängeschloss an der Tür. »Der Mann lässt eher das Fleisch im Räucherhaus verrotten, als dass er ’s seinen Kindern gibt. George Davis verkauft seine ganze Ernte unten im Holzfällerlager und an die Bergleute, oder er schafft sie nach Tremont und Dickens.« Sie deutete auf ein großes Gebäude, dessen erster Stock eine Reihe von Türen aufwies. Die Türen standen offen, und man konnte im Innern große Pflanzenblätter an Haken hängen sehen. »Dort wird Burleytabak getrocknet. Er laugt den Boden aus. Was George nicht selbst kaut, das verkauft er. Und er hat diese Whiskeybrennerei, trinkt selbst aber keinen Tropfen, sondern verkauft das Teufelszeug an andere Männer, die ihre Zeit und ihr Geld lieber für ihre Familien verwahren sollten. Er stolziert mit einer dicken Rolle Dollars rum und hat eine so schöne Farm und all diese wunderbaren Maschinen und lässt dabei seine Familie verhungern.« Sie ruckte an den Zügeln. »Trotzdem tut der Mann mir irgendwie leid. Er ist die ärmste Seele, die mir je begegnet ist. Irgendwann wird der liebe Gott George Davis zeigen, was er von alledem hält. Aber noch ist der Tag nicht gekommen.«

 
KAPITEL 28
    Eugene lenkte den von Maultieren gezogenen Wagen. Oz, Lou und Diamond saßen hinten auf Säcken mit Saatgut und anderen Vorräten, die sie vom Eiergeld und den paar Dollars, die Lou von ihrem Einkaufsbummel in Dickens noch übrig hatte, bei McKenzie’s gekauft hatten.
    Unterwegs gelangten sie auch in die Nähe eines ziemlich breiten Seitenarms des McCloud River, und Lou sah zu ihrem Erstaunen eine Reihe Automobile und Pferdewagen, die unweit des flachen, grasbewachsenen Ufers abgestellt waren. Leute standen am Flussufer, und einige hatten sich sogar in das braune Wasser gewagt, das nach einem kürzlichen Regen und dank des kräftigen Windes ziemlich unruhig war. Ein Mann mit hochgekrempelten Hemdsärmeln war gerade damit beschäftigt, eine junge Frau im Wasser unterzutauchen.
    »Stehen bleiben!«, rief Diamond. »Das muss ich mir angucken.«
    Eugene brachte die Maultiere zum Stehen, und die drei Kinder sprangen vom Wagen. Lou drehte sich zu Eugene um, der keinerlei Anstalten machte, ihnen zu folgen.
    »Kommst du nicht mit?«
    »Gehen Sie nur, Miss Lou, ich bleib hier und ruh mich was aus.«
    Lou nahm es stirnrunzelnd zur Kenntnis und lief hinter den anderen her.
    Diamond hatte sich durch eine Gruppe Gaffer gedrängt und hielt den Blick gebannt auf irgendetwas gerichtet. Als Oz und Lou sich ihm näherten und erkannten, was es war, wichen sie entsetzt zurück.
    Eine ältere Frau, bekleidet mit einer Art Turban aus zusammengehefteten Stoffstreifen und einem langen Hanfstrick und mit einem Gürtel um die Taille, ging mit gemessenen Schritten im Kreis. Dabei drang ein unverständlicher Singsang aus ihrem Mund. Es war die Sprache einer Betrunkenen, einer Verrückten oder einer religiösen Fanatikerin, die in Zungen redete. Neben ihr war ein Mann in T-Shirt und langer Hose zu sehen. Eine Zigarette klebte in seinem Mundwinkel. In jeder Hand hielt der Mann eine Schlange, wobei die Reptilien völlig starr waren, sich nicht bewegten und an gebogene Metallstäbe erinnerten.
    »Sind die giftig?«, wollte Lou im Flüsterton von Diamond wissen.
    »Na klar! Das klappt nur, wenn man mindestens ’ne Viper nimmt.«
    Oz hatte seinen ängstlichen Blick starr auf die reglosen Lebewesen gerichtet, jederzeit bereit, sich mit einem Sprung zwischen die Bäume in Sicherheit zu bringen, sobald die Tiere auch nur zuckten. Lou spürte das, und als

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