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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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getaucht wird, schickt Gott ’nen Engel, der auf einen aufpasst. Ich glaub, ich hab schon ’ne ganze Armee zusammen, die mich beschützt.«
    »Das steht nicht in der Bibel«, beharrte Lou.
    »Vielleicht solltest du sie noch mal lesen.«
    »Welcher Teil soll es denn sein? Verrat mir das mal.«
    »Erster Teil.« Diamond pfiff nach Jeb, rannte das letzte Stück bis zum Wagen und sprang auf.
    »Hey, Eugene«, sagte er. »Ich sag dir Bescheid, wenn sie das nächste Mal tauchen. Dann gehn wir zusammen.«
    »Wurdest du nie getauft, Eugene?«, wollte Lou wissen, während sie und Oz auf den Wagen kletterten.
    Eugene schüttelte den Kopf. »Aber als ich hier saß, überkam’s mich plötzlich. Ich glaub, es wurd auch Zeit.«
    »Es überrascht mich, dass Louisa dich nicht taufen ließ.«
    »Miss Louisa, die glaubt an Gott, aus tiefster Seele. Aber mit der Kirche hat sie ’s nich’ so. Sie sagt, so wie die Leute in ihren Kirchen tun, vertreiben sie Gott aus ihren Herzen.«
    Während der Wagen sich in Bewegung setzte, holte Diamond ein kleines Glas mit einem winzigen Schraubdeckel aus der Tasche. »Hey, Oz, das hier hab ich von dem Prediger gekriegt.
    Heiliges Tauchwasser.« Er reichte Oz das Glas, der es ratlos betrachtete. »Ich glaub, du solltest deiner Mom von Zeit zu Zeit ’nen Tropfen davon geben. Ich wette, es hilft.«
    Lou wollte schon protestieren, als sie den Schock ihres Lebens bekam: Oz gab Diamond das Glas zurück.
    »Nein, danke«, sagte er leise und wandte den Blick ab.
    »Biste ganz sicher?«, fragte Diamond. Oz erwiderte, er sei vollkommen sicher, und Diamond drehte das Fläschchen um und schüttete das heilige Wasser aus. Lou und Oz wechselten einen Blick, und der traurige Ausdruck im Gesicht ihres Bruders schnitt Lou tief ins Herz. Sie sah zum Himmel hoch. Wenn sogar Oz jede Hoffnung aufgegeben hatte, so ließ das Ende der Welt bestimmt nicht mehr lange auf sich warten. Sie drehte allen den Rücken zu und tat so, als würde sie das Bergpanorama bewundern.
    Es war später Nachmittag. Cotton hatte soeben das Buch zugeklappt, aus dem er Amanda vorgelesen hatte. Seine wachsende Enttäuschung war offensichtlich.
    Lou, die auf einem umgedrehten Eimer stand, verfolgte alles durchs Fenster.
    Cotton betrachtete die Frau. »Amanda, ich weiß genau, dass Sie mich hören können. Sie haben zwei Kinder, die Sie dringend brauchen. Sie müssen aufstehen. Wenn schon aus keinem anderen Grund, dann wenigstens für Lou und Oz.« Er hielt inne und schien seine Worte mit besonderer Sorgfalt zu wählen. »Bitte, Amanda, ich würde alles geben, was ich habe, wenn Sie jetzt aufstehen würden.« Ein paar spannungsvolle Sekunden verstrichen, und Lou hielt den Atem an, doch die Frau rührte sich nicht. Schließlich ließ Cotton verzweifelt den Kopf sinken.
    Als er später aus dem Haus kam und in seinen Olds stieg, um heimzufahren, rannte Lou mit einem Korb voller Speisen hinter ihm her.
    »Vom Vorlesen kriegt man sicher großen Hunger.«
    »Vielen Dank, Lou.«
    Cotton stellte den Korb auf den Beifahrersitz. »Louisa hat mir erzählt, du wärst Schriftstellerin. Worüber möchtest du denn schreiben?«
    Lou stellte einen Fuß auf die Türschwelle des Automobils. »Mein Dad hat über die Berge hier geschrieben, aber mir fällt einfach nichts ein.«
    Cotton ließ den Blick über die Landschaft schweifen. »Weißt du, dass dein Daddy mit ein Grund dafür war, dass ich hergekommen bin? Als ich an der Universität von Virginia Jura studierte, habe ich seinen ersten Roman gelesen und war von der Kraft und Schönheit seiner Geschichte tief beeindruckt. Und dann entdeckte ich in der Zeitung einen Bericht über deinen Dad. Er hat dem Reporter gesagt, die Berge hätten ihn schon immer zum Schreiben angeregt. Ich dachte, wenn ich herkäme, würde es mir genauso gehen. Ich wanderte durch die Gegend, bewaffnet mit Notizblock und Bleistift, und wartete darauf, dass die wunderschönen Formulierungen in meinem Kopf entstanden, damit ich sie aufs Papier bringen konnte.« Er lächelte traurig. »So hat es aber nicht funktioniert.«
    Lou nickte verständnisvoll. »Vielleicht ist das bei mir genauso.«
    »Na ja, die Menschen verbringen den größten Teil ihres Lebens auf der Jagd nach irgendwas. Vielleicht macht gerade das uns zu Menschen.« Cotton wies die Straße hinunter. »Siehst du die alte Hütte da hinten?« Lou betrachtete eine lehmverfugte, halb verfallene Blockhütte, die sie schon lange nicht mehr benutzten. »Louisa erzählte mir von einer

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