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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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die Schlangen sich plötzlich bewegten, ergriff sie Oz’ Hand und zog ihn weg. Diamond folgte ihnen widerstrebend, bis sie sich außer Hörweite der anderen Zuschauer befanden.
    »Was machen sie mit diesen Schlangen, Diamond?«, fragte Lou.
    »Die vertreiben damit böse Geister und machen alles fürs Tauchen bereit.« Er schaute sie an. »Seid ihr schon mal getaucht worden?«
    »Es heißt getauft, Diamond«, verbesserte Lou ihn. »Wir wurden in einer katholischen Kirche getauft. Und dabei spritzt der Priester einem nur ein paar Tropfen Wasser auf den Kopf.« Sie blickte zum Fluss, wo die Frau soeben auftauchte und einen dicken Schwall Wasser ausspuckte. »Er hat es nicht darauf angelegt, einen zu ertränken.«
    »Kadolisch? Hab ich noch nie gehört. Ist das neu?«
    Lou hätte beinahe laut aufgelacht. »Nicht ganz. Unsere Mom ist katholisch. Dad hat für die Kirche nie allzu viel übrig gehabt. Wir Katholiken haben sogar unsere eigenen Schulen. Oz und ich haben in New York eine besucht. Sie hat richtige Klassen und einen Lehrplan, und man lernt Dinge wie die Sakramente, das Glaubensbekenntnis, den Rosenkranz und das Vaterunser. Und man erfährt etwas von den Todsünden. Und von lässlichen Sünden. Und man macht seine erste Beichte und bekommt die erste heilige Kommunion. Und dann die Firmung.«
    »Ja«, sagte Oz, »und wenn man stirbt, dann bekommt man die ... wie heißt das noch, Lou?«
    »Die Letzte Ölung. Die Sterbesakramente.«
    »Damit man nicht in der Hölle schmort, Diamond«, erklärte Oz.
    Diamond zupfte an seinen Locken und machte ein aufrichtig verwirrtes Gesicht. »Mann. Wer hätte gedacht, dass Gott richtig harte Arbeit bedeutet? Wahrscheinlich gibt’s deswegen keine Kadolischen hier oben. Weil der Kopf zu sehr angestrengt wird.«
    Diamond deutete mit einem Kopfnicken auf die Gruppe am Fluss. »Die da unten sind ganz strenge Baptisten, ’n paar spaßige Regeln haben die. Zum Beispiel, dass man sich nicht die Haare schneiden lassen darf und die Frauen sich die Gesichter nicht anmalen dürfen. Und die haben auch ’n paar ganz besondere Vorstellungen von der Hölle und so. Wenn jemand ihre Regeln übertritt, sind die ganz schön sauer. Die leben und sterben nach der Bibel. Wahrscheinlich sind sie nich’ so seltsam wie ihr Kadolischen, aber manchmal gehn die einem schon ganz schön auf die Nerven.« Diamond gähnte und streckte die Arme. »Seht ihr, deshalb geh ich nich’ in die Kirche. Ich hab die Kirche immer da, wo ich grad bin. Wenn ich mit Gott reden will, sag ich >Howdy-howdy, Gotte, und dann quatschen wir ’n bisschen.«
    Lou starrte ihn entgeistert an. Ihr verschlug es die Sprache angesichts dieses Vortrags ecklesiastischer Weisheit aus dem Mund des Theologieprofessors Diamond Skinner.
    Diamonds Augen weiteten sich plötzlich vor Erstaunen. »Also nee, jetzt guckt euch das mal an!«
    Sie alle konnten verfolgen, wie Eugene zum Flussufer hinunterging und jemanden ansprach, der wiederum dem Prediger im Fluss etwas zurief, während er gerade ein neues Opfer aus dem Wasser zog.
    Der Prediger kam an Land und unterhielt sich ein oder zwei Minuten lang mit Eugene und führte ihn dann ins Wasser, tauchte ihn unter, sodass von ihm nichts mehr zu sehen war, und betete über ihm. Der Mann hielt Eugene so lange unten, dass Lou und Oz sich schon Sorgen machten. Doch als Eugene wieder zum Vorschein kam, lächelte er, bedankte sich bei dem Mann und kehrte zum Wagen zurück. Diamond rannte plötzlich zum Prediger hinunter, der sich umsah und Ausschau nach anderen hielt, die ein göttliches Bad im Fluss nehmen wollten.
    Lou und Oz verfolgten gebannt, wie Diamond mit dem heiligen Mann in die Mitte des Flusses watete und schließlich ebenfalls untergetaucht wurde. Er kam wieder hoch, unterhielt sich kurz mit dem Mann, steckte irgendetwas in seine Tasche und kam triefnass und lächelnd zu den anderen zurück, und sie eilten alle zum Wagen.
    »Warst du noch nicht getauft?«, fragte Lou.
    »Und ob«, sagte Diamond und schüttelte sich das Wasser aus dem Haar, dessen Locken kein bisschen in Unordnung geraten waren, »das ist schon das neunte Mal, dass ich zum Tauchen war.«
    »So was macht man doch nur einmal, Diamond!«
    »Na ja, schadet bestimmt nich’, wenn man ’s öfter macht. Ich will auf jeden Fall hundertmal Tauchen voll machen. Ich glaub, dann ist mir ’n Platz im Himmel sicher.«
    »So geht das aber nicht«, rief Lou.
    »Klar geht das so«, widersprach er. »Steht sogar in der Bibel. Jedes Mal, wenn man

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