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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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eine Weile später mit Lydia abseits der Tanzfläche im Ballsaal stand. Unschuldig sah sie den Tänzern zu, doch ihre Stimme triefte vor Vergnügen.
    »Ich schwöre bei meiner Seele, mehr war nicht. Hat Maria dir etwa etwas anderes erzählt?« Sie tastete nach einer Haarsträhne, die sich in der Bibliothek selbstständig gemacht hatte, und beschäftigte sich damit, sie wieder festzustecken.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Eliza den Kopf schüttelte. »Sie hasst Getratsche, wie du weißt. Und ich denke, sie glaubt dir. Vielleicht glaube sogar ich dir schon halb.« Eliza zuckte die Schulter oder seufzte; Lydia konnte es nicht genau sehen. »Warum solltest du lügen, wenn ein solcher Skandal dich in meiner Achtung nur noch steigen lassen würde?«
    »Na hoffentlich weiß ich eure große Güte zu schätzen.« Lydia presste die Lippen zusammen. Die unausgesprochenen Fragen beantwortete sie nicht.
Warum Mr Blackshear? Warum heimlich? Wann habt ihr das arrangiert, und warum riskierst du deine Position dafür?
Sie trug das Herz eben nicht auf der Zunge. Warum hatte sie dann aber so von Henry gesprochen?
    »Für
seine
Beweggründe würde ich allerdings nicht die Hand ins Feuer legen. Wer weiß, ob diese Sache mit den Karten nicht der erste Schritt einer komplizierten Intrige ist?«
    »Dann lässt der zweite aber ganz schön auf sich warten, oder?« Genug von diesem Thema. Sie stieß sich von der Wand ab. »Ich werde mich ab sofort nicht mehr oben mit ihm treffen. Das habe ich Maria auch schon gesagt, und das werde ich dem Gentleman ebenfalls sagen.«
    Und sie tat es, als er zufällig am Ende des Ballsaals in der Nähe einiger Topfpalmen stand, die es ihr erlaubten, unbemerkt mit ihm zu sprechen. Er nickte besorgt. Offensichtlich machte er sich Vorwürfe, doch er sprach sie nicht laut aus, um das kurze Gespräch nicht unnötig zu verlängern.
    »Wir sind sowieso fast bereit für die Spielhöllen«, sagte sie, ehe er vorschlagen konnte, den Plan gänzlich zu begraben. »Aber wir müssen uns zumindest noch einmal beraten, nachdem du dir die Clubs angeschaut hast.«
    »Ich könnte vielleicht ein Treffen arrangieren.« Stirnrunzelnd betrachtete er den nächsten Palmenkübel. »Ich habe einen Freund, der …« Er brach ab und sah sie an. »Kann ich dir schreiben?« Seine Effizienz ließ ihr ein wohliges Kribbeln über den Rücken laufen. Wie schnell er sich mit den veränderten Umständen arrangierte und alles Nötige in die Hand nahm. Eine Gewohnheit aus Soldatentagen, ohne Zweifel.
    »Ich gebe dir die Adresse. Alles Weitere überlasse ich dir.« Für gewöhnlich hätte sie zumindest wissen wollen, was für einen Treffpunkt er im Sinn hatte. Doch wenn sie sich in der Spielhölle auf ihn verlassen musste, konnte sie damit ebenso gut sofort beginnen.
    Wills erster Eindruck der ersten Spielhölle, in die er je seinen Fuß gesetzt hatte, war, dass die Leute, die ihm von derartigen Etablissements erzählt hatten, es versäumt hatten, auf die Inneneinrichtung einzugehen. Schlagartig wurde ihm klar, was das
Beecham’s
zu sein versuchte, aber bei Weitem nicht war.
    »Gaff nicht so, wenn’s geht«, murmelte Cathcart. »Sonst bist du gleich abgestempelt.«
    Und Will schrieb es sich hinter die Ohren:
Gaffen!
Wenn er in eine Hölle ging, um ernsthaft zu spielen, konnte es nicht schaden, so zu tun, als hätte er noch nie ein Kartenspiel aus der Nähe gesehen.
    Nicht, dass es ihm schwerfallen würde, Überraschung zu heucheln. Die dunkle, unscheinbare Treppe und die drei Türen, die sich auf dem Weg ins Allerheiligste hinter ihnen geschlossen hatten, hatten ihn auf etwas Heruntergekommenes, Zweckmäßiges vorbereitet. Einen verrauchten Raum mit vielleicht ein, zwei Bildern an den schmierigen Wänden, derbe Motive, mittelmäßig in der Ausführung.
    Stattdessen funkelte der Saal geradezu. Der riesige Kronleuchter funkelte tatsächlich; sein Licht wurde von großen, goldgerahmten Spiegeln zurückgeworfen, die vermutlich das Schummeln erleichtern sollten. Schön waren sie trotzdem. Die Rechtecke in der weißen Kassettendecke waren dezent mit Gold abgesetzt und harmonierten elegant mit dem gebohnerten Parkettfußboden.
    Für einen Ort mit einem solch unschönen Zweck sah der Raum erstaunlich ansprechend aus. Das war allerdings auch gut so, denn es gab keine Fenster, die irgendeine andere Aussicht geboten hätten.
    Außerdem war es fraglich, wie viel die Kunden, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf zweieinhalb Meter grünen Wolltuchs, das

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