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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Das wird nicht billig.« Der Narr konnte der Versuchung, beneidet zu werden, nicht widerstehen. Selbst, wenn er vorhatte, abzulehnen, würde er das Spielchen auskosten, solange es ging. Er sprach bereits lauter, sodass das halbe Dutzend Männer am anderen Tisch das Theater mitverfolgen konnte.
    Nun, das kam Will ebenfalls zugute. Vor Zeugen würde Kieferknochen nicht gut einen Rückzieher machen können, wenn er einmal zugestimmt hatte. »Auf Dauer kann ich sie mir in der Tat nicht leisten. Ich dachte eher an eine einzelne Nacht. Was wäre da ein angemessenes Gebot meinerseits?«
    »Sagen
Sie
es mir.« Jetzt hörte der ganze Raum zu, und Roanoke wusste es. »Sie hat Titten wie Pflaumenpudding, sie kratzt Ihnen den Rücken wie eine Wildkatze und sie kann einen Mann durch Raum und Zeit blasen. Was ist Ihnen eine solche Nacht wert?« Er trank den Rum aus und stellte das Glas hörbar auf der Bande ab.
    »Pflaumenpudding. Na, wenn das nicht verführerisch klingt!« Der Viscount warf diese milde Bemerkung in die knisternde Stille zwischen den beiden Männern. Er trat auch einen Schritt auf sie zu. Zwar sah er Will nicht an, erhob auch nicht die Hand, doch es war klar, dass er sich in Position brachte, um seinen Freund notfalls von allzu großen Dummheiten abzuhalten.
    Will umklammerte den Queue. Cathcart konnte einiges verhindern, aber nicht alles. Ein emporschießender Ellbogen, eine hinabsausende Faust, ein Sprung, und Roanoke hätte das Ende seines Queues im Gesicht. Zähne würden umherfliegen wie Weizenkörner unter einer Mühlenschütte. Blut würde fließen und sich wie eine Epidemie auf seiner weißen Krawatte ausbreiten.
Damit du dir endlich merkst, wie man eine Dame behandelt.
    Das würde er nicht tun. Er würde sie gewinnen. Seine Finger lockerten sich und er klopfte sich mit dem Queue in die Handfläche. »Zweihundert. Pudding mag ich nämlich zufällig sehr gern.«
    Eine irrsinnige Summe. Wenn ihm das nicht bereits klar gewesen wäre, hätte er es an der Reaktion der Zuhörer erkannt.
    »Dreihundert.« Kieferknochens Augen glitzerten gierig.
    »Zweihundertfünfzig.« Noch mehr Überraschung im Publikum, und ein oder zwei Scherze über seine Zurechnungsfähigkeit.
    »Zweihundertfünfzig, abgemacht.« Roanoke schnappte sich den Queue, grinste und positionierte sich für den ersten Stoß.
    »Himmel, guter Mann, es gibt genügend Mädchen, die das alles für ein paar Schilling machen!«, appellierte ein Geck in einer purpurfarbenen Samtweste an seinen Verstand.
    »Egal.« Will ließ eine Schulter kreisen, um sie zu lockern. »Ich verliere nicht.«
    Und er verlor nicht. Er musste gewinnen, also gewann er. Ab und zu war das Leben tatsächlich so einfach. All seine gewalttätigen Impulse verwandelten sich in den nächsten geschmeidigen Queuestoß. Spielball gegen roten Ball. Roter Ball gelocht. Spielball an die Bande und ins Kopffeld, aus Roanokes Reichweite. Keine ausholenden Gesten, keine Schadenfreude, nur stille, tödliche Präzision.
    Nach seinem letzten Stoß wandte er sich ab und gab den Queue weiter, ohne überhaupt abzuwarten, bis die Kugeln in die Löcher gingen. »Sie dürfen sie jederzeit schicken. Wissen Sie noch, welches Zimmer Sie mir gegeben haben, oder brauchen Sie eine Wegbeschreibung?« Er griff nach seinem Rock.
    »Kennst du diese Barbara?« Eliza lehnte sich in ihrem Sessel vor, die Ellbogen auf den Lehnen und die Finger verschränkt. »Ich habe heute Nachmittag mit ihr gesprochen. Sie sagt, sie hätte sich gestern Abend in der Bibliothek mit ihm unterhalten, aber als sie zur Sache kam, hat er sich entschuldigt und ist gegangen.«
    »Ist das denn so unvorstellbar? Vielleicht macht er jemand anderem den Hof und will nichts Unziemliches tun.« Lydia strich sich die Röcke glatt und vermied es, Eliza in die Augen zu sehen.
    »Dann wäre er aber schön blöd, überhaupt hierherzukommen. Welche junge Dame wäre begeistert, wenn ihr …« Maria unterbrach sich. Lydia blickte auf und sah, dass ihre Freundin sich zur Tür umgedreht hatte. Eine einzige missbilligende Stirnfalte verlief zwischen ihren Brauen.
    Sie drehte sich ebenfalls um. In der Tür stand Edward, den Frack über dem Arm, und ließ den Blick durch den Damensalon wandern. Er traf ihren Blick und hielt ihn. Dann räusperte er sich. »Lydia.« Er legte den Frack auf den anderen Arm. »Könnte ich dich kurz sprechen?«

14
    Will stand am Kamin und beobachtete die Tür. Er stand völlig still, nur die Zehen eines Fußes bewegten sich rastlos

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