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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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gesiezt?
    Geduzt. Das wurde hier noch nicht erwähnt, doch Modráček hat Štefl gleich nach dem Krieg eine dieser Kitschvillen gebaut.
    Petra: Also, ich mache weiter. Servus, Doktor, da bin ich aber froh, dass ich dich wieder sehe. Ich hab’ was für dich. Das wird dich als Krimiautor interessieren. Ich weiß, dass die dir deine Krimis jetzt nicht herausgeben, aber du wirst doch nicht die Flinte ins Korn werfen, das wird sich mit der Zeit ändern, nicht? Na komm und schau’s dir an. Du wirst echt Augen machen. Ist es irgendwie so abgelaufen?
    Luděk jedoch schüttelt den Kopf. Ich hab’ doch schon gesagt, dass er ihn dort im Untergrund als Arzt gebraucht hat. Und daher bat er ihn sozusagen ans Lager seiner quasi schwer kranken Frau. Mit Blankorezepten und gleich auch mit dem Stempel, damit er sofort nach der Untersuchung die Medikamente verschreiben könne. Und als sie die Praxis verließen, stibitzte der Herr Architektzusätzlich einen ganzen Stapel Rezeptformulare. Sodass er dort unten einen Arzt sowie Rezepte und Stempel zur Verfügung haben würde.
    Und?
    Was und? Wieder ganz einfach. Als sie das Haus in der Běhounská 3–5 betraten, spitzte der Herr Architekt die Ohren, ob nicht jemand auf der Treppe sei, und sagte dann: Geh vor, Jiří, ich schau nur in den Briefkasten.
    Aber das tat er nicht.
    Sondern holte in dem Moment, als der Doktor ihm den Rücken zukehrte, das Fläschchen und den kleinen Lappen zum Verschließen der Näschen seiner reizenden Opfer aus der Brusttasche und trat, oder wenn du willst, sprang, hopsasa!, von hinten auf den Krimiautor zu. Und packte ihn anschließend unter den Armen und zog ihn geradewegs in den Keller …
    Aber da nahm Luděks Näschen (effektiv wie der Bolzenschneider eines Einbrechers) schon Witterung auf. Dort, wo der Lužánky-Park in die Lužánecká ulice mündet, gibt es in einer Hütte mit Gärtchen eine gemütliche kleine Weinschenke. Und von dort duftete es jetzt nach Kartoffelpuffern. Luděk hatte von jeher plebejische Gelüste, und Petra war es nicht gelungen, ihn auf etwas Annehmbareres, wie zum Beispiel Couscous oder Sushi, umzugewöhnen. Und so setzten sie sich und ließen sich zu den Kartoffelpuffern erst mal jeder nur ein Deziglas und dann eine ganze Flasche Rotwein bringen. Sie schwiegen lange. Und erst dann sagte Petra: Mag sein.
    Mag sein, aber Luděk, es bleiben immer noch, falls ich richtig rechne, an die zehn Mieter übrig. Vollkommenfremde Menschen, die keinen Tau von etwas hatten. Somit in keiner Weise gefährlich, aber auch auf keine Weise nützlich, oder? Menschen, die er einfach so auf der Straße aufgesammelt hat. Wofür jedoch? Warum jedoch?
    Luděk wischte sich den fettigen Mund in der Serviette ab, die er nachher zu ganz kleinen Kügelchen zerknüllte und, nachdem er sie auf seine Hand gelegt hatte, wegschnipste und bis in die Krone eines nahen Gingkobaumes feuerte. Petra klatschte, und von den anderen Tischchen sahen sich die Leute nach ihnen um.
    Du vergisst, dass das ein Architekt war, der immer noch nicht sein Meisterstück gebaut hatte. Es existierte zwar diese Olmützer Villa und auch das Haus in der Eliška-Machová-Gasse, die Villa für seine Schwester, aber das war immer noch nicht das Chef d’Œuvre, mit dem er einem Gočár, Krejcar oder Fuchs gleichgestellt gewesen wäre. Und er hatte auch ein schlechtes Gewissen wegen seiner Architekturgeschäftchen nach dem Krieg. Und jetzt hatte er endlich seine Gelegenheit bekommen.
    Ich verstehe nicht.
    Und wie du verstehst. Oben war es zu der Zeit nicht möglich, etwas Ordentliches zu bauen, dort herrschte der Sozrealismus. Und so musste er mit seinem Traum hinabsteigen. Pass auf. Die Brünner Architekten waren große Bewunderer des genialen schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier. Ohne seinen nachhaltigen Impuls hätten sich in Europa keine funktionalistischen Bauten und keine funktionalistischen Siedlungen auszubreiten begonnen. Und die gesamte Architekturwelt schaute nach dem Krieg nach Marseille, wo Le Corbusier1946 seine Unité d’Habitation zu bauen anfing. Im Jahre 1952 stellte er sie fertig, und unter den Brünner Architekten zirkulierte die Nummer einer Schweizer Zeitschrift, in der die Unité d’Habitation vorgestellt wurde, ein Haus, das als „vertikale Gartenstadt“ konzipiert war, ein komfortabler und eleganter menschlicher Bienenstock. Für Architekten ein Kultprojekt. Und jetzt schau dir Modráček an! Er ist begeistert! Er hockt in seinem Keller auf

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