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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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hängt doch mit keinem deiner Fälle zusammen!
    Wieso denn nicht? Das heißt, will sagen, natürlich nicht! Aber auch das kommt vor. Manchmal schießt meine Intuition, um es so auszudrücken, übers Ziel.
    Wir haben ihn dann nicht mehr getroffen. Aber ich werde nie vergessen, wie schön er sich meiner Frau gegenüber verhalten hat. Als er gegangen war, leuchteten ihre Augen. Diese herrlichen Worte von ihm, eigentlich jenes Zitat aus der „Göttlichen Komödie“, hat sie innerlich erleuchtet, und dieses Licht glänzt seit seinem Besuch bei uns immer in ihren Augen … Ich fühle mich ihm verpflichtet. Falls was mit ihm passieren sollte, werde ich seinen Namen in diese Grabplatte eingravieren, auch wenn niemand es von mir verlangt. Zu all seinen Verwandtendazu, die in Dachau, in Auschwitz, Buchenwald und wer weiß wo noch umgekommen sind …
    Eine Weile hockten wir in dieser Friedhofssteinmetzwerkstatt nur so da und schwiegen. Ich ein Marmorkreuz mit rostiger Dornenkrone im Rücken, er wiederum einen steinernen Engel, der sich mit den Händen das Gesicht verdeckte.
    Ich räusperte mich. Hör mal, Radek, damit ich nicht drauf vergesse, ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich den Fall von deiner Frau schon abgeschlossen habe.
    Ja?, fragte er. Und da erkannte ich, dass er im ersten Moment nicht wusste, wovon ich da sprach. Und so wartete ich einfach eine Zeit lang, bis er es realisieren würde.
    Ich kann dir versichern, dass deine Frau keinen Liebhaber hat. (In Wahrheit hätte ich sagen müssen: keinen Liebhaber
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hat. Um ihren Liebhaber haben die sich schon gekümmert. Und ich hätte ruhig auch hinzufügen können, dass sie noch einige Zeit lang keinen haben wird. Ihre Muschi ist jetzt nämlich vor Angst so zusammengezogen, dass man dort nicht einmal einen Wiesenfuchs-schwanzhalm hineinschieben könnte, und wenn jetzt noch das öffentliche Blutgericht erfolgt mit dem Sekretär, wie es bei ihnen nun mal üblich ist, wird dieser Schraubstock der Angst ihre Muschi noch ein Weilchen im Griff haben. Nach einiger Zeit wird sie sich freilich wieder lüstern öffnen und sich bemühen, das, was sie versäumt hat, nachzuholen. Aber das wird mich nichts mehr angehen, weil ich von Radek nie mehr auch nur irgendeinen Auftrag annehmen werde.)
    Weißt du, Dan, rückte er heraus, ich wusste es natürlich. Lucie würde mir so was nie antun.
    Dann erklär mir mal, warum du mich engagiert hast, wenn du es ohnehin gewusst hast? Warum du jetzt für etwas blechen wirst, das du schon vorher umsonst gehabt hast?
    Die Kumpel hier im Beisel Zur Leiche haben mich dauernd angemacht. Dass so eine schöne Frau angeblich immer noch einen weiteren Stecher hat.
    Ach ja? Vielleicht solltest du die Kumpels wechseln. Oder wenigstens die Kneipe.
    Radek kramte seine Geldbörse hervor, und mir kam es auf einmal peinlich vor, ein Honorar von ihm anzunehmen. Ich hatte zwar eine gründliche Ermittlung durchgeführt, die daraus hervorgehende Diagnose jedoch ein wenig, nun ja, entstellt wiedergegeben. Aber sagen wir, dem ruhigen Schlaf meines Patienten zuliebe. Aha. So ganz koscher war das zwar nicht, aber im besagten Fall hätte die Wahrheit Radek mächtig aus der Bahn geworfen. Und würde ich jetzt das für den Ergebnisbericht im Voraus vereinbarte und nicht gerade kleine Honorar ablehnen, würde ich in Radek den Verdacht erwecken, dass irgendetwas nicht in Ordnung wäre. Und außerdem hatte ich es mir mehr als irgendwann sonst verdient, ich hatte mich ja auf ein sehr riskantes Unternehmen eingelassen. Trotz meiner professionellen Perfektion und der evidenten Unprofessionalität jener Stasiwächter hätte ich einen Fehltritt tun können. Und schon wäre ich in der Tinte gesessen. Um diesen „staatsfeindlichen Verschwörer“ herumzuschleichen, bei dem die Stasi Schmiere stand,um gegebenenfalls eine weitere Beute einzusacken, da wär’s um Kopf und Kragen gegangen. Also ließ ich mir das Honorar auf die offene Hand blättern, zu einer kleinen Pyramide, und verteilte es in allen meinen Taschen. Und noch was, Radek versichern, dass seine Frau keinen Liebhaber habe, konnte ich schon, aber ihn darauf hinweisen, dass sie auch ihn in den nächsten Tagen und möglicherweise sogar Wochen nicht ranlassen würde, weil ihre Muschi noch vor Angst verschlossen war, war mir natürlich nur schwer möglich. Damit würde der Bursche schon allein fertig werden müssen.
    Obwohl ich nicht daran zweifelte, meine Pappenheimer zu kennen und von den Kerlen, die das Haus des

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