Das Versprechen des Architekten
einen Knoten reinmachen konnte.
Hast du’s gesehen oder gehört?
No comment.
Statt ins Taschentuch hat er sich Knoten in den Schwanz gemacht?
So ist es, Daniel.
Gut, ich erzähl’s dir, wenn du mir versprichst, dass es unter uns bleibt. Wenn ihnen zu Ohren kommt, dass ich was ausplaudere, krieg’ ich die Kündigung. Wenn nicht was Schlimmeres. Also gut, alles hat damit angefangen, dass mich wieder der Leiter vom Elektrohaus aufgesucht hat. Ich hab’ gerade im Schaufenster Konserven geschlichtet, eine Pyramide damit gebaut –
Dani, Danilein, weißt du was, überspring das mit der Pyramide. Das würde sich ziemlich in die Länge ziehen. Spann uns nicht auf die Folter, du wirst es später zu Ende erzählen. Warte, so warte doch, zuerst mit der Zunge. Vergiss die guten Manieren nicht!
Und Meli schaut irgendwohin ins Nichts: Sie ist zugleich intensiv anwesend und intensiv abwesend, und als es so weit ist, schreit sie nicht, sie stöhnt nur leise, wird dafür aber noch lange geschüttelt von wiederholten elektrischen Zuckungen, bis bei ihr endlich die Sicherungen ausfallen und sie ruhiggestellt bleibt. Der Privatdetektiv wiederum ist mit seiner Ausdauer bei Weitem noch nicht am Ende, der Schweiß rinnt an ihm herab, Meli wischt ihm mit einem Kissen die Stirn ab, und dann, als hätten sie die Rollen getauscht, schreit Dan so laut es geht, und Meli sieht ihn von unten mit großen, amüsierten Augen an.
Also wo waren wir stehen geblieben?
Dass du deinen ersten Fall bekommen hast und dass es damit losging, dass, als du gerade Konservenbüchsen zu einer Pyramide aufgeschlichtet hast, wieder der Leiter vom Elektrohaus zu dir gekommen ist …
Und weil ich, wie du weißt, sensibel bin für Details, bemerke ich gleich, dass er an der rechten Hand gelbeFinger hat, wie man es bei diesen maßlosen Rauchern sieht. Etwas stimmt nicht mit ihm, und er ist ja auch ein Klient von mir gewesen vor nicht allzu langer Zeit, da kann ich ihn nicht hängen lassen. Hätte ja eingetreten sein können, was ich den paradoxen Effekt nenne, das heißt, dass ihm nämlich ein unseliger Irrtum unterlaufen ist, als er seine Frau loswerden wollte. Das hab’ ich schon bei einigen Fällen erlebt, die ich vor vielen Jahren gelöst habe. Man entledigt sich einer Frau, die einem untreu war, und dann macht man plötzlich Augen, dass man sich gewaltig geirrt hat, weil es ohne sie nicht weitergeht. Oder er könnte zu mir gekommen sein, um sich wegen etwas zu beschweren, das zwar nicht in meiner Verantwortung lag, ich hab’ ja nur seinen Wunsch erfüllt, aber ich hätte ihn wenigstens genau anhören und ihm zum Beispiel sagen müssen, dass so etwas einfach passiert. Und deswegen lud ich ihn am Abend zu mir hier ein.
Ich bitte ihn weiter und frage, ob er Kaffee oder lieber Tee möchte. Ich stelle Wasser auf für den Kaffee, fordere ihn auf, sich zu setzen, und da fängt er schon zu erzählen an. Und erklärt mir, dass die Bredouille, in der er gerade ist, überhaupt nicht damit zusammenhängt, weswegen er sich jetzt an mich wendet. Er hat einfach irgendwelche Probleme als Leiter vom Elektrohaus. Weil das kein Spaß ist, dieses sozialistische Eigentum am Hals zu haben und all den Angestellten dabei auf die Finger zu schauen. Wiederholt aber neuerlich, dass er nicht deswegen zu mir gekommen ist, denn dabei würde ich ihm nicht helfen können. Die Sache, bei der ich ihm behilflich sein könne, betreffe seinen besten Freund, Honza Rychlík. Honzahabe eine Frau, die mit Typen herummache, er nämlich, der Leiter vom Elektrohaus, habe sie zufällig dabei erwischt. Aber es sei völlig ausgeschlossen, es Honza jetzt einfach zu sagen, weil der so verschossen sei in seine Frau, dass er, ohne was Handfestes zu sehen, einen triftigen Beweis, ein Corpus Delicti, es schlichtweg nicht glauben und ihn, den Leiter vom Elektrohaus, auch noch der üblen Nachrede bezichtigen würde.
Daraufhin fragte ich ihn, ob es nicht besser wäre, es dabei zu belassen, wenn Honza Rychlík ohnehin von nichts eine Ahnung habe und glücklich lebe, zumal der Liebhaber sich mit großer Wahrscheinlichkeit einmal verflüchtigen würde, wahrscheinlich handle es sich nur um so eine nichtige kleine Episode, wie jede Ehe sie durchläuft, wir sind ja Menschen und keine Serafim. Aber er widersprach mir energisch: Honzas Gattin sei das fatale Unglück seines Lebens, ein kapitales Luder, das mit Honza wie mit ihrem Putzfleck umgehe, und jetzt sei die Gelegenheit da, wie man ihn von diesem Felsblock
Weitere Kostenlose Bücher