Das Versprechen Des Himmels
konnte kochen, wie die kleinen, gewürzten Muscheln, die sie ihnen zum Mittagessen servierte, bewiesen!
Lalo stellte eine Reihe gezielter Fragen, machte Vorschläge (die Feltheryn im allgemeinen akzeptierte), packte dann seinen Notizblock ein und verabschiedete sich. Feltheryn dachte einen Augenblick lang an das Bett, das ihn im ersten Stock lockte, doch dann fiel ihm noch ein Detail zu der Bühnendekoration ein (eine Tür, die wirklich sein und sich öffnen und schließen lassen mußte), das er Lalo gegenüber nicht erwähnt hatte, und so eilte er dem Maler hinterher. Als er ihn endlich (im Wilden Einhorn) gefunden, die Sache geregelt hatte und zum Theater zurückgekehrt war, war auch schon die Zeit gekommen, sich zu schminken und noch einmal die Dialoge durchzugehen.
Und als wären all die bisherigen Aufregungen des Tages noch nicht genug gewesen, verspätete sich auch noch Glisselrands Rückkehr von ihrer Sponsorensuche! Feltheryn schminkte sich weiter und schlüpfte in sein Kostüm, aber als die Nacht hereinbrach, wurde er immer besorgter, und er stand schon kurz davor, die Vorstellung abzusagen und eine Suchmannschaft loszuschicken, als sich die Tür öffnete, seine Hauptdarstellerin kam und begann, sich umzukleiden.
»Liebster, du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein aufregender Tag das gewesen ist!« rief sie fröhlich, schlüpfte aus ihren Kleidern heraus und in ihr Kostüm hinein.
»Ich könnte raten«, erwiderte Feltheryn, während er mit einem winzigen Kamelhaarpinsel Lippenrot auftrug.
»Weißt du«, plapperte sie munter weiter, »alle haben mich immer wieder gedrängt, ich sollte mich von dem schäbigen kleinen Haus unten am Schimmelfohlenfluß fernhalten, aber irgend etwas in mir, irgendein Instinkt, hat mir gesagt, daß jemand, der so wunderschöne Blumen züchtet - du hast sie doch bestimmt auch schon einmal gesehen, die schwarzen Rosen, nicht wahr? -, wirklich ein netter Mensch sein muß! Also, nachdem ich drei Häuser aufgesucht hatte, deren Besitzer alle eindeutig eine Menge Geld, aber keinen Geschmack haben, ohne auch nur eine einzige Spende zu bekommen, habe ich beschlossen, meinem Gefühl zu folgen!«
Feltheryn hörte auf, sich zu schminken, und saß stocksteif da, den Pinsel reglos in der Hand. Er wußte ganz genau, wer in dem Haus am Schimmelfohlenfluß wohnte. Seine Nackenhärchen begannen, sich aufzustellen.
»Ich war natürlich nicht so dumm zu versuchen, die Schutzzauber am Eisentor zu verletzen«, fuhr sie fort. »Schließlich benutzen die Leute ja nicht ohne Grund Schutzzauber. Statt dessen bin ich weitergegangen und habe an den Rosen geschnuppert. Sie haben einen lieblichen Duft. Das hat genügt, um die Aufmerksamkeit der Dame des Hauses zu erregen, ohne ihr das Gefühl zu vermitteln, ich wäre aufdringlich oder würde versuchen, ihre Privatspähre zu verletzen. Als ich weder gegangen bin noch versucht habe, die Blumen zu pflücken, war ihre Neugier geweckt, und sie ist auf die Veranda herausgekommen. Ich habe ihr zugewinkt, ihr zu ihren Rosen gratuliert und sie gefragt, wo man irgendwo ähnliche Pflanzen kaufen könnte. Sie hat nur darüber gelächelt, ich glaube mit einer Andeutung von Verachtung, aber ich habe mich nicht davon stören lassen. Ich habe ihr erzählt, wie sehr mich ihre Rosen an die erinnern würden, die wir aus Papier herstellen müssen, wenn wir Rokallis Tochter aufführen, und dadurch wußte sie natürlich, daß ich beim Theater bin. - Hilfst du mir mal in das Korsett, Liebster? - Also, das Tor ist aufgeschwungen, und sie hat mich zum Tee eingeladen! Das ist einer der angenehmeren Aspekte, wenn man beim Theater ist, meinst du nicht auch, Feltheryn? Fast alle freuen sich, wenn sie einen Schauspieler zu sich einladen können, vielleicht aus dem Gefühl, an der Berühmtheit teilhaben zu können. Abgesehen natürlich von so einer Sache wie damals in Sofreldo, als die ganze Stadt den Baron und die Baronin gerügt hat, nur weil sie eine Schauspielerin zum Frühstück eingeladen haben, aber andererseits war das ja auch eine Grenzstadt. Du kannst dir jedenfalls gar nicht vorstellen, wie entzückt ich war, als ich das Innere ihres Hauses gesehen habe. Feltheryn, es war, als wäre ich wieder zu Hause gewesen. Es war eine herrliche Farbenpracht! Seide, Satin und Samt, alles war auf die fröhlichste und wildeste Art wahllos verstreut! Ich habe ihr meine Strickarbeit gezeigt und glaube, sie war davon sehr angetan. Und ich habe ihr einen kleinen Beutel von meiner
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