Das Versprechen des Opals
Möglichkeit war, wenn sie sich von Ralphs Manipulationen frei machen wollte.
»Warst du nie neugierig auf deine englische Verwandtschaft? Hast du nie hinfahren und sie besuchen wollen?«
Miriam machte ein überraschtes Gesicht. »Warum sollte ich?« Sie hüstelte verächtlich. »Sie wollten nichts mit meiner Mutter zu tun haben, und ich wollte schon gar nichts mit ihnen zu tun haben«, sagte sie eisig. »Selbst als ich das Geld und dieGelegenheit dazu hatte, ist es mir nie in den Sinn gekommen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.«
Fiona wusste, dass sie möglicherweise zu weit gehen würde, doch die Frage plagte sie schon seit Jahren: »Aber du hattest doch sicher ein Anrecht auf ein Erbe, oder? Du warst ein eheliches Kind, die Ehe zwischen Henry und Maureen war rechtmäßig – und den Briefen von Miriam Beecham-Fford zufolge hat Henrys Bruder keine Kinder gehabt.«
Miriam seufzte und schloss die Augen. »Kann sein«, erklärte sie müde. »Ich habe eigentlich nie darüber nachgedacht.« Sie öffnete die Augen wieder und schaute Fiona streng an. »Es gibt noch mehr im Leben als das Geld – und an allem, was sie mir hätten hinterlassen können, hätte das Blut meiner Mutter geklebt. Und wenn du jetzt damit fertig bist, lass uns über etwas anderes reden.«
Fiona wurde rot und schaute wieder auf ihre Hände. Mim hatte wahrscheinlich auf ein Vermögen verzichtet. Der Stolz war in ihrer Familie tief verwurzelt. Fiona hatte jedoch Verständnis dafür. Für Blutgeld hätte sie auch nichts übrig gehabt. »Ralph hat angerufen«, fiel ihr plötzlich ein. »Wollte wissen, ob die Suche erfolgreich war und wann Louise nach Brisbane zurückkehrt. Das mit der Suche hab ich ignoriert und ihm gesagt, dass sie nächste Woche zur gerichtlichen Anhörung kommt.«
»Das Mädchen ist zu mager«, sagte Mim. »Wird ihr gut tun, ein bisschen Landluft zu schnuppern und anständiges Essen in den Bauch zu kriegen. Und dass sie mal für eine Weile Abstand von Ralph hat, wird ihr auch nicht schaden. Hab ihm noch nie über den Weg getraut.« Sie schaute Fiona stirnrunzelnd an. »Und was ist mit dir? Wartet in Brisbane ein bestimmter junger Mann auf dich?«
Fiona schüttelte den Kopf und strahlte. »Immer noch jung,frei und Single. Und das soll vorerst auch so bleiben. Ich hab noch ’ne Menge vor, bevor ich häuslich werde.«
»Schade.« Miriam machte ein unschuldiges Gesicht. »Ich hatte irgendwie gehofft, du hättest ein Auge auf unseren Mr Connor geworfen.«
Fiona wurde rot. Sie stand vom Bett auf, trat ans Fenster und schaute hinaus auf die Weiden. »Ich kenne den Mann doch kaum«, sagte sie schroffer als beabsichtigt. »Außerdem – ist es nicht verboten, dass Anwälte und ihre Mandanten sich miteinander einlassen?«
»Das gilt nur für Ärzte und ihre Patienten.«
Fiona starrte aus dem Fenster und wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Das Schweigen zog sich in die Länge. Im Geiste sah sie dunkles Haar und braune Augen, eine nackte, muskulöse Brust und schmale Hüften. Schon der Klang seiner Stimme am Telefon hatte ein Kribbeln in ihrer Magengrube hinterlassen. Sie nahm sich zusammen und wandte sich vom Fenster ab. »Apropos Jake, ich hab vergessen, dir zu erzählen, dass ich gestern Abend mit ihm gesprochen hab. Er kommt wieder her, um uns beim Suchen zu helfen. Müsste morgen Früh hier sein.«
»Das ist schön, Schatz.«
Miriams wissendes Lächeln ärgerte Fiona aus irgendeinem Grund. Sie ging um das Bett herum, ohne Miriam anzublicken, und nahm die Spieldose vom Nachttisch. »Die hab ich ja noch nie gesehen«, sagte sie. »Wo kommt die denn her?«
Miriam erzählte ihr von Isaac. »Sie ist hübsch«, sagte sie dann. »Und wahrscheinlich sehr selten. Ein schwarzer Harlekin ist ziemlich ungewöhnlich.« Sie seufzte. »Sie hat mich zu sehr an die alten Zeiten erinnert, und deshalb habe ich sie weggeräumt. Ich hatte fast vergessen, dass sie da war, bis es mir neulich wieder eingefallen ist.« Betrübt musterte sie dieSchramme am Sockel. »Schade, dass ich sie zerbrochen habe. Sie wird nie wieder so aussehen wie früher.«
Fiona beobachtete, wie die Figuren zur Musik tanzten. Es war ein geisterhafter, glockenartiger Refrain, und sie erkannte nur, dass es ein Walzer war. »Also hier hast du den verborgenen Hinweis gefunden«, murmelte sie. »Muss eine ziemliche Überraschung gewesen sein.«
»So leicht überrumpelst du mich nicht, mein Schatz«, sagte Miriam mit durchtriebenem Lächeln.
Fiona kam plötzlich ein
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