Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
blauen Augen blickten dunkel und nachdenklich in den Hof hinaus. »Die Armee hat schon Pferde bei uns geordert«, sagte er schließlich. »Anscheinend können sie nicht genug bekommen.«
    »Wechsle nicht das Thema«, fuhr sie ihn an. »Warum sollen wir in einem britischen Krieg kämpfen? Wir sind ein junger Staat, wir haben erst seit achtundfünfzig Jahren eine demokratische Regierung. Großbritannien erwartet zu viel.«
    Edward stand auf, lehnte sich an den Kamin und scharrte mit dem Fuß in der Asche. »Deutschland ist eine Bedrohung für den Weltfrieden, Honey«, sagte er bedächtig. »Großbritannien und Australien haben ein Verteidigungsbündnis. Die Briten haben unsere Armee und unsere Marine ausgebildet, und wenn Großbritannien besiegt wird, verlieren wir den Schutz der Royal Navy. Australien ist zu isoliert. Es wäre für jeden eine leichte Beute.«
    Miriam erschien das durchaus logisch, doch sie wollte sich nicht überzeugen lassen. »Du hast hier eine wichtige Aufgabe«, erwiderte sie störrisch. »Wir werden den Rinderbestand vergrößern müssen, und das schaffe ich nicht allein – nicht mit einem sechs Monate alten Säugling.«
    Edward kniete zu ihren Füßen nieder, nahm ihre Hände und drückte sie kurz an die Lippen. »Amerika und Australien sind einander sehr ähnlich«, begann er. »Aber Amerika hat seine Feuerprobe im Bürgerkrieg bestanden und kann sich jetzt stolz als besondere Nation betrachten. Australien ist noch zu jung, es muss seinen Nationalstolz noch finden, und es hat sich noch nie wirklich bewähren müssen. Dieser Krieg wird uns nicht nur Gelegenheit geben, dem ›Mutterland‹, wie du es nennst, zu helfen, er wird uns auch als Australier einen.«
    Die dunkle Bedeutung seiner Worte ließ sie schaudern. »Eigentlich willst du nur sagen, dass es eine aufregende Sache ist. Es ist ein Abenteuer – eine Möglichkeit, dir zu bestätigen, wie hart und tapfer du bist, und zum Teufel mit den Menschen, denen was an dir liegt!«
    Edward lächelte. »Das spielt natürlich auch eine Rolle, schätze ich. Aber, Mim, mein amerikanisches Erbe ist das gleiche wie das der Australier. Der Pioniergeist ist hier so lebendig wie in Texas. Unser Einfallsreichtum ist der der Holzfäller, der Bergleute und Rancher, und wir kämpfen für unsere Ziele auchgegen jede Autorität. Unser Credo ist, dass ein Mann seinem Kameraden beistehen und er für die Schwachen eintreten muss, was auch geschieht. Dieser Krieg ist für uns Australier die Gelegenheit, der Welt zu zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind, und zugleich zu einer großen Nation zusammenzuwachsen, die eines Tages Geltung besitzen wird.«
    Miriam dachte an die schrecklichen Geschichten, die ihr Vater und Kate ihr über ihre Erlebnisse mit den Engländern erzählt hatten. Ihre einzige Loyalität galt Australien. Tränenblind zog sie die Hände weg. »England ist nicht mein ›Mutterland‹«, fauchte sie. »Und deins auch nicht.«
    Sie stand auf und schlang die Arme um die Taille, und die Tränen rannen ihr übers Gesicht. »Geh nicht, Edward!«, flüsterte sie. »Bitte geh nicht!«
    Er nahm sie sanft bei den Armen und drehte sie zu sich um. »Wäre es dir lieber, dass ich hier bleibe, während meine Freunde in Europa kämpfen? Würdest du den anderen Frauen in die Augen sehen können, wenn sie mich einen Feigling nennen? Wir würdest du dich fühlen, wenn wir in die Stadt fahren, um einzukaufen, und niemand mit uns spricht?«
    Sie starrte ihn entsetzt an, und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Das würde nicht passieren, oder?«
    »Doch«, sagte er. »Das würde passieren. Schon jetzt steht in der Zeitung, wie Männer vor ihren Frauen und Familien beschämt wurden: von einer Armee von Frauen, die entschlossen waren, dafür zu sorgen, dass sie ihre Pflicht tun.« Er atmete tief und bebend ein. »Aber darum geht es nicht«, fuhr er in scharfem Ton fort. »Ich gehe, weil ich es will. Mein Pflichtgefühl gegenüber meinem Land erlaubt mir nicht, hier zu bleiben und nichts zu tun.«
    Sie wollte protestieren, aber er schnitt ihr mit einem flüchtigen Kuss das Wort ab.
    »Ich werde nicht lange wegbleiben«, murmelte er. »Man rechnet damit, dass der Krieg bis Weihnachten vorbei ist.«
    Er zog sie an sich und hielt sie fest, bis sie den Kopf an seine Brust sinken ließ. Sie hörte das stetige Pochen seines Herzens und atmete den Geruch nach Pferdeställen und den Duft der Seife ein, den seine frisch gewaschenen Haare und seine Kleider

Weitere Kostenlose Bücher