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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Zureiter nützlich waren: Er hatte sich daran gemacht, Pferde auszubilden.
    Miriam hatte in sich eine natürliche Begabung für den Umgang mit diesen frisch zugerittenen Fohlen entdeckt; natürlich wurden die meisten an Farmer und Viehtreiber verkauft, aber einige blieben auf Bellbird und wurden zu Rennpferden ausgebildet. Ihre Erfolge sprachen sich herum, und Miriam und Edward entwickelten ein Zuchtprogramm. Schon bald war Bellbird bekannt für gutes Blut und viel versprechende Fohlen.
    Frank heiratete Gladys, die er 1912 beim Picknickrennen kennen gelernt hatte, und ihr erstes Kind kam in dem kleinen Holzhaus zur Welt, das Edward abseits der Farmgebäude hatte bauen lassen. Dieses Häuschen erhielt einen Anbau, als die Zwillinge geboren wurden, und Miriam fragte sich, wann sie selbst endlich das Baby bekommen würde, nach dem sie sich so sehr sehnte.
    Nach zwei Fehlgeburten wurde Chloe in einer heißen Sommernacht im Februar 1914 geboren. Aber schon dräuten die Schatten über dem Paradies des Outback, denn in Europa herrschte große Unruhe.
    Edward saß am Küchentisch und brütete über den Zeitungen, die an diesem Morgen endlich mit der Post eingetroffen waren. Wie die Briefe waren sie schon ein paar Wochen alt, denn sie kamen mit dem Pferdefuhrwerk von der nächstenPoststation, die mehr als zweihundertfünfzig Meilen weit entfernt war.
    »Sieht aus, als ob die ganze Welt in Aufruhr wäre«, sagte er, als er die Zeitung zusammenfaltete und auf den verschrammten Tisch legte. »England hat mit einem Iren-Aufstand und mit einem Bergarbeiterstreik zu kämpfen. Deutschland ist besorgt wegen einer möglichen französisch-russischen Allianz, denn die Franzosen finanzieren den russischen Eisenbahnbau entlang der deutschen Grenze. Die Österreicher haben immer neuen Ärger in Bosnien-Herzegowina und haben gedroht, jegliche serbische Agitation in ihren Grenzen im Keim zu ersticken.«
    »Kate hat immer gesagt, ein kurzer, heißer Krieg reinigt die Luft und löst die Spannung.« Miriam saß am Herd und stillte Chloe. Das Saugen des winzigen Mündchens an ihrer Brust erfüllte sie mit einer Liebe und Zärtlichkeit, die jeden Gedanken an die Welt außerhalb der Bellbird-Farm vertrieb. »Und dass die Iren sich selbst regieren dürfen, wird allmählich Zeit.«
    »Vermutlich.« Edward klang nicht gerade überzeugt.
    Er starrte ins Feuer. Das Licht schimmerte in seinem Haar und milderte die härteren Konturen seines Gesichts. Miriam hatte plötzlich das Bedürfnis, ihn zu berühren, und sie streckte die Hand aus. »Mach dir keine Sorgen, Liebster«, sagte sie. »Europa ist weit weg von Bellbird. Die Welt soll ihre Kriege führen und sich um Grenzen streiten, so lange sie Lust dazu hat. Wir sind hier in Sicherheit.«
    »Nicht, wenn die Briten beschließen, sich einzuschalten.«
    Sie war erschrocken über seine heftige Reaktion. »Aber was hast du damit zu tun, Ed? Du bist Amerikaner. Großbritannien hat dir nichts zu befehlen.«
    Er lächelte, und sein Gesicht verlor die Schatten der Müdigkeit und war wieder jugendliche sechsundzwanzig Jahre alt. »Schätze, da hast du Recht, Honey«, sagte er und küsste ihreHand. »Aber wir Boys aus Texas sind bockbeinig, und wenn es Krieg gibt, werde ich nicht hier draußen sitzen bleiben. Ich lebe schon zu lange in Australien, um es nicht als meine Heimat, mein Land, zu betrachten.«
    Miriam sah das Leuchten in seinem Blick, und dunkle Vorahnungen ließen sie frösteln.
    Dieses Frösteln verstärkte sich kurz nach ihrem zwanzigsten Geburtstag.
    Am 28. Juni 1914 wurde der österreichische Thronerbe Franz Ferdinand in Sarajevo erschossen, und vier Wochen später wurde Serbien der Krieg erklärt. Als Österreich-Ungarn mobilmachte, tat es auch Russland. Deutschland erklärte erst Russland den Krieg und im August auch Frankreich. Der deutsche Einmarsch in das neutrale Belgien bewirkte eine Rückzugsforderung Großbritanniens, und als diese ignoriert wurde, erklärte Großbritannien am 4. August Deutschland den Krieg.
    Miriam saß mit düsterer Miene im Wohnzimmer und verfolgte die Neuigkeiten, die über das Funkgerät gemeldet wurden. »Du kannst nicht gehen«, sagte sie mit Entschiedenheit, als Edward die Verbindung mit den anderen Farmen im Outback beendet hatte. »Die Regierung hat bereits ein Gesetz erlassen, das ihr erlaubt, die nationale Weizen- und Wollproduktion aufzukaufen, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann das auch für Rindfleisch gilt. Ich werde dich hier brauchen.«
    Seine

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