Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
an die Brust. Sein entschlossener, wütender Blick verschlug ihr die Sprache, und sie rutschte die Leiter hinunter, um ihm Platz zu machen.
    »Puh, bin ich froh, da wieder raus zu sein!«, ächzte er undfuhr sich durchs Haar, um es von Staub und Spinnweben zu befreien. »Das ist ein verdammter Backofen da oben, und dass die Balken noch zusammenhalten, ist reines Glück.«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen«, sagte Louise ungeduldig. »Lassen Sie lieber sehen, was in der Schachtel ist.«
    Aber Jake behielt die Hutschachtel fest im Arm, und sie gingen hinaus auf die Veranda, wo Leo, Mim und Chloe gerade über die bevorstehende Pferdeauktion in Burke redeten. Er stellte die Schachtel vor Mim auf den Tisch.
    In erwartungsvollem Schweigen beobachteten sie, wie Mim mit den Fingerspitzen über das morsche Leder strich. Die Hutschachtel war an drei Seiten abgerundet und an der vierten flach; sie war offensichtlich für einen Damenhut gedacht, denn für einen Bowler oder einen Zylinder war sie zu groß.
    Miriams Finger malten ein Muster in den Staub. »Das ist eins von nur zwei Gepäckstücken von Kate, die nach dem Untergang der Titanic gefunden wurden. Der Inhalt war natürlich verdorben, aber ich wollte sie nicht wegwerfen – nicht, nachdem ich wusste, was damit passiert war. Also habe ich sie benutzt, um Kates Tagebücher und Journale aufzubewahren.«
    Aller Augen waren auf sie gerichtet, als sie an den Schließen nestelte. Sie waren eingerostet und wollten sich nicht öffnen lassen, bis Jake sie mit einem Taschenmesser aufhebelte.
    Alle starrten auf die Kollektion von Tagebüchern, Notizheften und Briefen. »Wir fangen gleich an«, sagte Miriam. »Wir haben nur noch fünf Tage Zeit, ehe wir nach Brisbane fahren.«
    Chloe half ihrer Mutter ins Bett. Als sie sich abwandte, das Licht ausknipste und die Tür schloss, überkam sie eine unerträgliche Traurigkeit. Mim war ein solcher Fels, eine treibende Kraft in ihrem Leben – wie um alles in der Welt sollte sie ohnesie zurechtkommen? Fünfundsiebzig – das war doch kein Alter. Das Leben war einfach nicht fair.
    »Schläft sie?« Als sie Leos vertraute Stimme hörte, drehte sie sich um. »Es war ein langer Tag«, flüsterte sie. »Eigentlich sogar eine lange Woche – und es ist noch nicht vorbei.«
    Leo legte ihr den Arm um die Schultern. »Du bist auch müde«, sagte er leise. »Wir alle sind es. Sogar Louise hat für heute das Handtuch geworfen.«
    Chloe drehte sich in der Tür zu ihrem Zimmer um und schaute ihren gut aussehenden Ehemann an. Sie mochten geschieden sein, aber sie liebte ihn immer noch – und war immer noch in so vielen Dingen auf ihn angewiesen. »Glaubst du, wir werden die Urkunden jemals finden?«, fragte sie. »Oder ist das Wunschdenken?«
    Er lächelte und küsste sie sanft auf die Stirn. »Wer weiß? Aber sie haben uns alle wieder zusammengeführt, und das kann ja nichts Schlechtes sein, oder?«
    Sie erwiderte sein Lächeln und schüttelte den Kopf. »Wir waren immer eine einträchtige Familie, aber das hier hat unser Zusammengehörigkeitsgefühl noch verstärkt. Wir reden miteinander, statt zu streiten, Louise isst wieder und sieht so glücklich aus wie seit Ewigkeiten nicht, und Fiona ist dabei, sich zu verlieben, auch wenn ihr das noch nicht bewusst ist.«
    Er zog eine weiße Braue hoch. »Dann ist es dir also auch aufgefallen.« Seine Augen funkelten vergnügt. »Wurde auch Zeit, dass sie jemanden findet. Man sollte sein Leben nicht allein leben.« Er schwieg, und sein Blick wurde eindringlich. »Die Einsamkeit hat es an sich, dass sie uns selbstsüchtig macht. Das ist nichts für Leute wie uns.«
    Sie löste sich von ihm und legte die Hand auf den Knauf, um die Tür zu schließen. »Du bist nie einsam gewesen«, erwiderte sie. »Ja, man könnte nicht mal sagen, dass du alleinbist – nicht bei den vielen Frauen, die du im Laufe der Jahre gehabt hast.«
    Er lehnte sich an den Rahmen, sodass sie die Tür nicht zuziehen konnte. »Ich bin einsam ohne dich«, sagte er. »Die anderen Frauen waren nur ein Gegenmittel, eine Ablenkung von dem, was wirklich wichtig war. Sie haben mir sehr wenig bedeutet.«
    »Komm mir nicht damit!«, zischte sie. »Du hast während unserer ganzen Ehe andere Frauen gehabt – also spiel jetzt nicht den treuen Husaren, Leo. Das nehme ich dir nicht ab.«
    Sein Gesicht war das Inbild reumütigen Jammers. Er legte eine Hand auf sein Herz und schüttelte den Kopf. »Ich bin ein schwacher, hilfloser Mann, Chloe«,

Weitere Kostenlose Bücher