Das Versprechen des Opals
ihm immer einen Schritt voraus sein. Wenn die Urkunden da sind, müssen wir sie vor ihm finden.«
Er schwieg nachdenklich. »Ich habe mich beim Bergbauministerium erkundigt, weil ich hoffte, dass da vielleicht noch eine Kopie der Originalurkunden vergraben liegt. Aber in den Anfangstagen sind viele Unterlagen verloren gegangen – durch Buschfeuer, Hochwasser und schlichte Nachlässigkeit. Sie wurden meistens am jeweiligen Ort auf bewahrt; die Behörden haben erst sehr viel später angefangen, die Schürflizenzen zentral zu sammeln.«
»Was ist mit Tagebüchern, Kalendern, Briefwechseln? Die Pioniere haben so was häufig geführt, und ich würde mich wundern, wenn weder Kate noch Henry irgendwelche Aufzeichnungen über diese Zeit hinterlassen hätte.« Chloe störte die Stille. Die Sonne ging endgültig unter, und schnell wie immer senkte sich die Nacht herab.
»Kates Tagebücher!« Mims jäher Ausruf ließ sie alle zusammenschrecken. »Jetzt erinnere ich mich, ich habe sie in die Hutschachtel getan.«
»In welche Hutschachtel?«, fragte Louise. »Wir haben den ganzen Dachboden abgesucht, und da oben ist nichts mehr, auch keine Hutschachtel.«
»Habt ihr auch hinter dem Kamin nachgesehen? Das war immer mein Lieblingsversteck, schon als ich noch ein kleines Mädchen war. Ich bin sicher, ich habe sie dort abgestellt.« Miriamwollte sich aus dem Sessel quälen, aber sofort befahl man ihr, sitzen zu bleiben.
Jake stand auf und folgte den beiden Schwestern in die Diele.
»Die werden Sie brauchen.« Fiona hielt ihm eine Taschenlampe entgegen. »Ist stockfinster da oben.«
Jake lächelte sie an, sah, wie schön ihre Augen waren, und schaute rasch weg. Sie bedeutete eine Komplikation, und das war das Letzte, was er gebrauchen konnte, wenn er einen klaren Kopf behalten wollte.
Die Leiter war beiseite gestellt worden; er schleppte sie zurück an die Speicherluke und kletterte hinauf. Fiona hatte Recht, es war finster und beinahe unerträglich heiß unter dem niedrigen Dach, obwohl es bereits Nacht wurde. Schon fühlte er, dass ihm Schweißperlen über den Rücken liefen und auf die Stirn traten. Gut, dass er nicht an Klaustrophobie litt.
Vornübergebeugt stand er da und leuchtete mit der Taschenlampe an die hintere Wand und den gemauerten Kamin. Wenn etwas dahinter war, konnte er es nicht sehen, aber als er den Lichtstrahl über den Boden wandern ließ, erkannte er, dass der Weg dorthin mit Schwierigkeiten gepflastert war. Die schmalen Trägerbalken waren trocken vom Alter und wahrscheinlich voller Holzwürmer, und der verputzte Lattenboden dazwischen sah so zerbrechlich aus wie Porzellan. Ein falscher Schritt, und er würde unten auf dem Boden landen – wahrscheinlich mit einem gebrochenen Genick, dachte er, wenn ich Glück habe.
»Sehen Sie was?«, rief Fiona von unten. »Was machen Sie denn da oben?«
Jake leckte sich den Schweiß von der Oberlippe und balancierte auf zwei Deckenbalken voran. »Nicht so ungeduldig!«, rief er zurück. »Das ist nicht so einfach hier, wissen Sie.«
»Beeilen Sie sich, Jake! Sie brauchen ja eine Ewigkeit.«
Er geriet ins Schwanken, als er die Taschenlampe auf die Dachbodenluke richtete. Fiona war die Leiter heraufgestiegen und saß mit baumelnden Beinen auf der Kante. »Ich wäre hier schneller fertig, wenn Sie mich nicht stören würden«, sagte er verkniffen.
Ihm war bewusst, dass sie ihn amüsiert beobachtete, als er die nächsten drei Schritte ein wenig zu hastig unternahm und nur mit knapper Not die Bodendielen erreichte, die rund um den Kamin lagen.
»Können Sie schon was erkennen?«
Jake biss die Zähne zusammen. Wenn sie ihn noch einmal fragte, würde er … Die Taschenlampe flackerte und erlosch, gerade als er den dunklen Gegenstand in der Ecke entdeckt hatte. »Na toll!«, knurrte er. »Das hat mir gerade noch gefehlt, verdammt.«
»Ich hole Ihnen eine andere Taschenlampe«, erbot sich Fiona kichernd.
»Lassen Sie nur«, grunzte er und kroch auf dem Bauch voran, bis er die Hutschachtel erreicht hatte. »Ich hab sie!«, rief er triumphierend.
»Gut gemacht«, lobte sie. »Werfen Sie sie rüber!«
Jake wischte sich den Schweiß vom Gesicht und zerrte an seinem durchgeschwitzten, schmutzigen Hemd. Den Teufel werde ich tun, dachte er, und tastete sich zurück zur Luke. Nach all dieser Plackerei kommt es überhaupt nicht in Frage, dass sie die Schachtel in die Finger kriegt.
Endlich hatte er Fiona erreicht. Er drückte die große, ziemlich unhandliche Hutschachtel
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