Das Versprechen des Opals
sich, als sie Ralph auf einer Cocktailparty kennen lernte, bei der Spenden für das kleine Theater eingeworben wurden, an dem sie drei Jahre lang gespielt hatte. Ihre Schauspielkarriere kam allmählich in Gang, und sie träumte davon, eines Tages im National Theatre an der South Bank aufzutreten.
Ralph hatte ihr geschmeichelt und sie mit üppigen Einladungen und Geschenken umworben, und sie war hingerissen gewesen. Es hatte sie glücklich gemacht, Ratschläge und Aufmerksamkeiten von einem so weltgewandten Mann zu bekommen, dem offenbar noch Großes bevorstand – und dieses vorübergehende Bedürfnis nach einer Aufpäppelung ihres Egos hatte sie mit Liebe verwechselt. Jetzt sah sie es ganz klar. Warum zum Teufel war es ihr vorher nicht bewusst geworden?
Als er beiläufig angedeutet hatte, dass die Schauspielereiund Bankgeschäfte eigentlich nicht gut zusammenpassten, hatte sie das Theater und die Freunde, die dazugehörten, aufgegeben und ihn geheiratet. Rückblickend erkannte sie, dass er sie manipuliert und mühelos zu einem Schatten ihrer wahren Persönlichkeit gemacht hatte. Ralph hatte sie vollständig übernommen. Er hatte ihre Kleider ausgewählt, ihre Frisuren, sogar ihr Make-up. Er hatte das Haus gekauft, ohne sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern, hatte entschieden, dass sie keine Kinder bekommen würden, weil diese sich auf ihren Lebensstil auswirken würden. Er erlaubte ihr nicht zu arbeiten; er bezahlte alle Rechnungen und sorgte dafür, dass das Geld hereinkam, er heuerte und feuerte das Hauspersonal und erwartete, dass sie ihm dankbar war.
Und sie war es gewesen – bis vor ein paar Tagen. Jetzt, im ungeschönten Licht der Einsicht und mit klarem Blick auf ihre Ehe, wusste sie, dass Ralph sie nie geliebt hatte. Ihre Ehe war eine Farce. Er hatte sie benutzt, weil sie schwach war, und es hatte ihm Spaß gemacht, sie zu steuern. Je schwächer sie wurde, desto stärker dominierte er sie, bis sie schließlich selbst völlig verblasst war.
Das Leben hier auf Bellbird hatte ihr die Augen geöffnet und ihr gezeigt, was wahre Liebe bedeutete, und sie hatte gesehen, wie viel ihr entgangen war, weil sie die Eintracht der Familie zugunsten ihrer Ehe mit Ralph geopfert hatte. Fiona hat Recht gehabt, gestand sie sich ein. Er hat meine Freunde vertrieben, mir meine schauspielerischen Ambitionen, sogar meine Familie genommen und mich vollständig isoliert, sodass ich niemanden mehr hatte – außer ihm. Ich bin zu seinem Spielzeug geworden, zu seiner Marionette. Er zog die Fäden und ließ Louise tanzen.
Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, und sie wischte sie weg. Für Selbstmitleid war es zu spät. Sie musste einen Wegfinden, aus seinem Schatten hinauszutreten und in der Familie, die sie liebte, wieder gutzumachen, was sie angerichtet hatte. Und irgendwann musste sie die wahre Louise wiederfinden.
»Wenn du entschlossen bist, diesen Irrsinn weiterzutreiben, dann werde ich nach Hause fahren müssen, um zu sehen, was ich tun kann«, erklärte Leo. »Zwei Millionen sind eine Menge Geld, aber ein paar Leute schulden mir noch einen Gefallen, und es wird Zeit, dass ich ihn einfordere.«
»Ich fahre mit«, sagte Chloe. »Du hast doch nichts dagegen, Mum? Ich hab ein bisschen auf der hohen Kante, aber es wird ein Weilchen dauern, es flüssig zu machen.«
»Ich rechne nicht damit, dass ich dieses Blutgeld bezahlen muss«, sagte Miriam. »Und ich will auf keinen Fall, dass ihr euch wegen dieser Geschichte ruiniert. Das ist ein Streit zwischen Brendt und mir, und wenn alle Stricke reißen, kann ich immer noch Bellbird verkaufen.«
»Nur über meine Leiche!«, rief Fiona empört. »Bellbird gehört uns, ich würde es nicht ertragen, wenn Dempster es übernähme.«
»Wir wollen nicht übertreiben«, sagte Jake in ruhigem Ton. »Dempster muss erst einmal den Nachweis für üble Nachrede erbringen. Der Fall würde wahrscheinlich vor einem Geschworenengericht verhandelt werden, und die Geschworenen müssten zu einer Mehrheitsentscheidung gelangen. Wenn nur der geringste Verdacht bestehen bleibt, dass er Ihre Familie betrogen hat, dann wird er verlieren – oder schlimmer: Es könnte sein, dass das Schmerzensgeld auf einen Dollar reduziert wird. Damit würde das Gericht ihm seine Verachtung zeigen und einen Schatten auf seine Glaubwürdigkeit werfen.«
Miriam nickte. »Es würde bedeuten, dass er seine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen muss. Und das wirder nicht wollen. Wie einer von euch schon
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