Das Versprechen des Opals
grässlichen Familie einzulassen.«
»Was ist mit Maureen, Mutter?« Seine Stimme zitterte vor Angst.
»Was im Dorf passiert, sollte uns nicht berühren«, sagte sie gleichmütig. »Aber da du dafür gesorgt hast, dass das doch der Fall ist, wirst du dich unmittelbar nach der Jagd in mein Zimmer begeben, und dann werde ich dir sagen, was du tun wirst.«
»Ich werde Maureen suchen«, sagte er und riss an den Zügeln.
Sie hielt ihn fest; ihre Hand umfasste seinen Arm wie ein Stahlreifen. »Wenn du das tust, kann ich dir nicht helfen. Du weißt, wie dein Vater reagieren wird, wenn er erfährt, was du getrieben hast.«
»Aber ich muss zu ihr, Mutter. Ich muss wissen, dass ihr nichts passiert ist.« Er sah das Gesicht seiner Mutter, und es überlief ihn eisig. »Was ist?«, fragte er. »Was ist geschehen?«
Sie zog die Hand zurück und raffte die Zügel zusammen. Kerzengerade saß sie auf dem Pferd, die Schultern gestrafft in der lang geübten Entschlossenheit, jedes Gefühl, das sie möglicherweise überkam, zu beherrschen. »Ich habe immer schon gesagt, dass die Iren Barbaren sind, und was sie mit Maureen O’Halloran gemacht haben, ist der Beweis dafür.« Gebieterisch schaute sie ihn an; ihr Mund war ein harter Strich. »Ihre eigene Familie hat sie verstoßen, was ich ihr nicht verdenken kann.«
»Wo ist sie?«, flüsterte Henry.
Lady Miriam betrachtete ihn eine ganze Weile. »Du warst immer mein Liebling«, sagte sie schließlich, ließ die Schultern hängen und senkte den Kopf. »Wie konntest du uns das antun, Henry? Wie konntest du mein Vertrauen so missbrauchen?«
»Sag mir, wo sie ist.« Seine Ungeduld ließ ihn heftig werden.
Das Schweigen zog sich in die Länge, und die Welt schien ins Stocken zu geraten, als sie ihn ansah. »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie endlich. Ihre Hand ließ ihn innehalten, und es war, als glitzerten in ihren Augen unvergossene Tränen. »Vergiss sie, mein Sohn! Um das Mädchen wird man sich kümmern, und auch wenn dein Vater dir die Hölle heiß machen wird – du musst Manns genug sein, es durchzustehen.« Mit einem kaum merklichen Kopfschütteln nahm sie sich erneut zusammen. »Ich hoffe, du wirst daraus lernen, Henry, denn eine zweite Chance wirst du nicht bekommen.«
Ungeduld und Angst ließen ihn grob werden, und er riss an den Zügeln. »Woher weißt du das alles?« Der dringende Wunsch, Maureen zu finden, hielt seine Neugier wach.
»Ich habe meine Informanten.« Sie hatte die Fassung wiedergewonnen. »Mir entgeht kaum etwas von dem, was hier in der Gegend geschieht, Henry.«
»Du hast es also die ganze Zeit gewusst?«
Sie nickte knapp. »Ich habe gehofft, du würdest zur Vernunft kommen.« Ihr Ton wurde giftig. »Jeder junge Mann muss sich die Hörner abstoßen. Aber anscheinend hast du den Verstand verloren – und jede gebotene Zurückhaltung dazu.« Sie ritt davon.
Henry war einen Augenblick lang wie gelähmt von dieser wütenden Antwort. Noch nie hatte er sie zornig erlebt, aberjetzt verstand er, weshalb sie ein so perfekter Widerpart für Sir Oswald war.
Er lenkte sein stampfendes Pferd von der Gesellschaft weg und bemerkte, dass Lady Miriam seinen Vater in ein Gespräch verwickelte und ihn geschickt von ihm ablenkte.
»Zumindest haben wir jemanden auf unserer Seite«, murmelte er. »Bleibt abzuwarten, wie lange.« Mutter mochte stark und raffiniert sein, aber den Geldbeutel verwaltete sie nicht – und es stand nicht in ihrer Macht, an der Verlogenheit von Generationen etwas zu ändern.
Das Pferd war kaum noch zu bändigen; es zerrte am Zaumzeug, und Henry lenkte es durch den Torbogen in die Felder hinter dem Haus. Er warf noch einen Blick über die Schulter, bevor er die Zügel schießen ließ und durch den kalten, klaren Morgen zur verlassenen Jagdhüterhütte galoppierte.
Der Unterstand aus Flechtwerk und Lehm, tief im Wald verborgen, war in den weichen Boden gesackt, und das Dach lehnte bedenklich schief an einem knorrigen Baumstamm. Der steinerne Kamin war eingestürzt, der Fensterladen war schief, und die Tür hing an einer einzigen verrosteten Angel. Tiefe Stille umgab diesen einsamen kleinen Unterschlupf; Henry hörte den eigenen schnellen Herzschlag, als er sein Pferd jäh zum Stehen brachte.
Er sprang aus dem Sattel und rief ihren Namen. Niemand antwortete, und die Angst schmeckte sauer in seinem Mund, als er die Tür aufstemmte, um in die Hütte zu gelangen. Er war vom Sonnenlicht geblendet, und drinnen herrschte Dunkelheit. Er rief noch
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