Das Versprechen des Opals
davonmachte, und bin ihm nachgelaufen.«
Die Hand des jungen Mannes fuhr zu seiner Westentasche, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. »Guter Gott!«, flüsterte er. »Und ich habe nichts davon bemerkt.«
Patrick warf einen Blick zu der Frau hinüber; sie beäugte ihn argwöhnisch. Rasch schaute er weg und überreichte demMann die Uhr. »Flink wie die Kobolde sind sie, wahrhaftig. Man muss Augen im Hinterkopf haben, wenn man sie schnappen will.«
»Ich danke Ihnen, Mr …?«
»Patrick Dempster, Sir. Zu Ihren Diensten.« Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er seinen kriecherischen Tonfall verabscheute, aber wenn er für seine Mühen ein wenig Geld bekommen würde, konnte er damit leben.
»Henry Beecham, und das ist meine Frau Maureen.« Er zögerte, und seine Finger wühlten fruchtlos in den kleinen Taschen seiner Weste. »Es ist mir peinlich, aber ich habe im Augenblick kein Kleingeld«, erklärte er mit rotem Gesicht. »Bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich Ihnen äußerst dankbar bin – und dass ich Ihre Ehrlichkeit sehr bewundere.«
Patrick starrte ihn an, und seine Gedanken überschlugen sich, während er diese neue Erkenntnis verdaute. Der knauserige Mistkerl würde ihm keinen Penny geben! Jetzt bereute er, dass er die verdammte Uhr nicht behalten hatte. Hätte einen guten Preis dafür bekommen können.
Dann verrauchte sein Zorn. Er schaute zwischen dem Mädchen und dem Mann hin und her, und plötzlich wurde ihm klar, was er zuvor gespürt, aber nicht namhaft hatte machen können. Dieser Mann war von seiner Familie in die Verbannung geschickt worden, und zwar wegen des irischen Mädchens an seiner Seite. Er entspannte sich. Hier würde er mit Bedacht vorgehen. Denn wenn der Mann auch kein Geld bei sich hatte – die Reichen versorgten ihre ungeratenen Söhne immer mit genügend Geld, um ihnen ein behagliches Leben zu ermöglichen. »Werden Sie heute abfahren, Sir, oder bringen Sie nur jemanden zum Schiff?«, fragte er.
Henry tätschelte die Hand seiner Frau und lächelte sie an. »Wir fahren heute ab, Mr Dempster. Sie auch?«
Patrick nickte. »Aber ich erwarte nicht, dass wir uns wiedersehen. Ich reise auf dem Zwischendeck.« Er legte einen Finger an die Hutkrempe und warf noch einmal einen Blick auf die Frau. Sie taxierte ihn immer noch, und das Misstrauen in ihrem Blick war unübersehbar. Er wusste, dass sie sich von ihm nicht hatte täuschen lassen.
»Ich wünsche Ihnen und Ihrer Frau alles Gute.« Er wollte sich abwenden.
Henrys Stimme ließ ihn innehalten. »Meine Frau und ich wären entzückt, wenn Sie mit uns zu Abend essen wollten, Mr Dempster.« Er sah Patrick herausfordernd an. »Wie es scheint, reisen wir unter ähnlichen Bedingungen.«
Patrick bemerkte den entsetzten Ausdruck der Frau; mit gesenktem Blick nahm er das Angebot an und schüttelte dem Mann die Hand. Keiner von beiden sollte das hoffnungsvolle Funkeln sehen, das zweifellos in seinen Augen lag.
Noch einmal warf er einen wachsamen Blick zu Beechams Frau, bevor er sich nach seiner Tasche bückte. Er würde auf der Hut sein müssen, wenn er sie überzeugen wollte. Das Mädchen war offensichtlich gescheit, und er musste befürchten, dass sein noch unvollkommener Plan scheitern würde, wenn er es nicht auf seine Seite brächte.
Aber was für ein Plan!, dachte er, als er ihnen über die Gangway zur dritten Klasse folgte. Beecham stand bereits in seiner Schuld, und die Idee, die ihm gekommen war, nahm zusehends Gestalt an. Er hatte sechs Monate Zeit, um diese Idee zu vervollkommnen – und dann würde er sie Beecham vortragen, dem nichts anderes übrig bleiben würde, als zuzustimmen. Dafür würde er sorgen.
VIER
F iona stieg aus dem Pool und schlang sich das Badetuch um die Hüften. Die Sonne sank schnell, und der Abend verhieß nach der Hitze des Tages eine willkommene Kühle. Sie frottierte sich das Haar, während sie das Sicherheitstor schloss und barfuß zu ihrem Apartment im Erdgeschoss zurücktappte. Nach ihrer langen Abwesenheit hatte sie noch Papierkram aufzuarbeiten, und sie wollte auch die Fotomappe noch einmal durchsehen, bevor sie sie in der Redaktion ablieferte.
Der zweigeschossige Apartmentblock stand auf einer Anhöhe, die einen Ausblick auf den Fluss und die Stadt Brisbane bot, und verfügte über einen Swimmingpool, einen Fitnessraum, zwei Whirlpools und eine Kinderkrippe. Es war Fiona bewusst, dass sie großes Glück gehabt hatte, das Apartment kaufen zu können, bevor die
Weitere Kostenlose Bücher