Das Versprechen des Opals
Immobilienpreise ins Uferlose gestiegen waren. Der exklusive Wohnblock befand sich so weit vom hektischen Freeway entfernt, dass man den endlosen Verkehr, der vor Sonnenaufgang einsetzte und bis weit in die Nacht hinein andauerte, nicht mehr hörte. Zugleich lag er nah genug am Fluss, dass man mit dem Wassertaxi in die Stadt fahren konnte. Deshalb waren die Apartments bei Geschäftsleuten sehr begehrt.
Sie ging hinein und schloss die Tür hinter sich. Es war schön, wieder zu Hause zu sein, Platz für sich allein und fürvertraute Dinge zu haben, nachdem sie so lange in den feuchten Regenwäldern Brasiliens campiert hatte. Und es war eine Erleichterung zu wissen, dass sie tun und lassen konnte, was sie wollte, und nicht ständig hinter einem Mann herlaufen musste.
Sie lächelte liebevoll, als sie an Barney dachte. Er war ein guter Kumpel, humorvoll und ein guter Gesprächspartner – aber eine Katastrophe, was Beziehungen anging. Ihnen beiden war klar gewesen, dass er als Reporter oft unterwegs sein würde und ihr Job ebenso zeitraubend war – aber Barney hatte nie daran gedacht, ihr Bescheid zu sagen, wenn er auf Reportagereise ging, und sie wusste nicht mehr, wie oft sie damit gerechnet hatte, ihn zu Hause anzutreffen, nur um nach zwei Tagen einen Anruf aus der Äußeren Mongolei oder einem ähnlich entlegenen Flecken der Welt zu bekommen. Im Laufe von zwei Jahren waren seine Entschuldigungen immer dürftiger und ihre Geduld immer geringer geworden, und als er zu einem speziellen Wochenende, das sie gemeinsam geplant hatten, nicht aufgekreuzt war, hatte sie seine Sachen gepackt, sie in die Redaktion getragen und auf seinem Schreibtisch deponiert.
Fiona schob den Gedanken an Barney beiseite und betrachtete ihr Heim. Die weißen Bodenfliesen des geräumigen quadratischen Wohnzimmers kühlten ihre Füße. Am anderen Ende schloss sich eine winzige Küche an. Bei der ledernen Polstergarnitur und den Wänden hatte sie sich ebenfalls für Weiß entschieden, das sie mit bunten Teppichen und Kissen aufgepeppt hatte. Gern hätte sie auch Zimmerpflanzen gehabt, aber die wären bei ihren ausgedehnten Reisen eingegangen, und deshalb hatte sie darauf verzichtet.
Für Nippes und Firlefanz hatte sie nichts übrig, und deshalb standen nur ein paar Familienfotos auf den niedrigen Couchtischen, und in den Regalen waren ihre Bücher säuberlich aufgereiht. An den Wänden hingen ein paar von den eigenen Bildernneben der gerahmten Urkunde für den Preis, den sie im Jahr zuvor für eine Fotoserie mit Aboriginekindern im Outback gewonnen hatte.
Vor ihrem Schlafzimmer lag eine kleine Terrasse mit Blick auf den Pool. Ein Fenster, das vom Boden bis zur Decke reichte, füllte fast die gesamte Wand aus, und zarte Musselinvorhänge filterten die Sonne. Nebenan lag das Badezimmer, und ein Korridor führte zu einem zweiten Schlafraum mit Bad.
Sie streifte den nassen Bikini ab, ließ sich auf das Doppelbett fallen und trocknete sich das Haar weiter ab. Wenn sie es schaffte, ihre Arbeit bis heute Abend zu beenden, könnte sie gleich morgen früh nach Bellbird auf brechen. Dann hätte sie Mim eine Weile für sich allein. Es war eine Ewigkeit her, dass sie ausführlich miteinander geplaudert hatten, und sie freute sich auf das, was sie ihren Bellbird-Sommer nannte: die zwei Wochen, die alle Mitglieder der Familie gemeinsam auf der Farm im Outback verbrachten.
Fiona zog eine Grimasse, als sie merkte, dass ihr Haar ein Eigenleben entwickelte. Was würde sie nicht für glänzendes, glattes Haar geben, das sich nicht jedes Mal, wenn es nass wurde, zu Korkenzieherlocken kringelte? Es hatte auch nicht Mums prachtvolle kupferrote Farbe – es war eher von tristem Braun. Sie warf die Bürste beiseite und betrachtete finster ihr Spiegelbild. Die brasilianische Sonne hatte die Sommersprossen wieder hervortreten lassen; zwar brachte die Sonnenbräune das Blau ihrer Augen zum Leuchten, aber sie wünschte doch, sie hätte nicht Leos eindrucksvolle Patriziernase geerbt.
Sie wandte sich ab, zog Jeans und ein T-Shirt an und wühlte etwas Essbares aus dem Kühlschrank. Mit einem Pasta-Salat und einem kühlen Glas Wein neben sich griff sie zum Telefon und versuchte noch einmal, ihre Schwester anzurufen. Aber der Auftragsdienst vereitelte ihre Bemühungen, und sie gab auf.Louise wartete, während Rafe die Tür aufschloss, und tat ihr Bestes, entspannt zu wirken. Rafe war den ganzen Abend über sehr distanziert gewesen, und die Heimfahrt war schweigend
Weitere Kostenlose Bücher