Das Versprechen des Opals
du, wie peinlich es ist, wenn die eigene Ehefrau mit jedem herumflirtet, der Hosen anhat? Wie widerlich es ist, mit anzusehen, wie eine Frau in den mittleren Jahren sich mit Männern lächerlich macht, die nur halb so alt sind wie sie?«
Sie schnappte nach Luft. »Das hab ich nicht getan.« Aber sie verspürte leise Gewissensbisse. Hatte sie vielleicht doch mit Ed geflirtet, ohne es zu merken? Er sah gut aus, und es machte Spaß, mit ihm zu plaudern; er hatte sie zum Lachen gebracht, und das hatte gut getan.
Rafe öffnete die Schlafzimmertür. »Wir werden übrigens nicht zu Mim fahren. Ich habe ein geschäftliches Meeting.« Er schloss die Tür mit Nachdruck, als wolle er betonen, dass das Gespräch beendet sei.
Louise blieb auf ihrem Hocker sitzen und starrte die Tür an. Sie war wie gelähmt vor Schreck, und in ihrem Kopf überschlugensich die Dinge, die sie ihm hätte sagen wollen – aber sie wusste, dass sie sie niemals aussprechen würde, denn wenn sie es sich recht überlegte, war ihr Benehmen heute Abend vielleicht tatsächlich ein bisschen kokett gewesen. Sie hatte ziemlich lange mit Ed geplaudert, und Rafe war immer schon eifersüchtig gewesen. Sie hätte wissen müssen, wie er reagieren würde.
»Zu dumm, dumm, dumm«, murmelte sie, warf den Bademantel über den Schemel und schlüpfte ins Bett. Die Laken und Bezüge waren frisch gebügelt und schmiegten sich glatt und kühl an ihre Haut. Louise ließ den Kopf auf das Kissen sinken und dachte noch einmal an die bestürzende Szene, die sich soeben abgespielt hatte.
Rafe war ein guter Ehemann, und sie wusste nicht, wie sie ohne ihn überleben sollte. Er hatte ihr gezeigt, wie man sich kleidete und wie man sich in der High Society benahm. Er hatte ihr beigebracht, höflichen Smalltalk zu führen, und sie mit der Politik des Bankgeschäfts vertraut gemacht. Er bot ihr ein Heim und einen Lebensstil, für den andere Frauen alles gegeben hätten. Er war großzügig mit seinem Geld und stellte nie irgendwelche Fragen, wenn sie etwas kaufen wollte; er unterstützte sie bei ihrer Diät und sagte ihr immer wieder, wie wunderbar sie aussehe. Wie oft hatte er ihr gesagt, seine Eifersucht sei lediglich seine Art und Weise, ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebe? Sie hatte sich idiotisch benommen.
Aber es war grausam von ihm, die jährliche Reise nach Bellbird abzusagen, obwohl er wusste, wie sehr sie sich darauf gefreut hatte. Die erste heiße Träne
rollte ihr über die Wange, und sie vergrub das Gesicht im Kopfkissen. Vielleicht würde er es sich anders überlegen und ihr verzeihen, wenn sie sich noch
mehr Mühe gab, ihm zu gefallen. Sie wollte ihn nicht verlieren, denn dazu liebte sie ihn zu sehr.
Miriam sagte Jake gute Nacht und verschwand in ihrem Schlafzimmer. Der Drache des Schmerzes breitete schon wieder seine Flügel aus, und sie war froh, dass sie sich gleich ins Bett fallen lassen und die Wirkung der Tabletten abwarten konnte. Sie warf die Arbeitskleidung über die Stuhllehne und entschied, dass sie auch morgen noch ihren Dienst tun würde – sie hatte jetzt nicht mehr die Energie, den kupfernen Wasserboiler anzuwerfen.
Sie stellte die Spieldose auf die Frisierkommode und zog sie auf. Die leisen Walzerklänge wehten durch das Zimmer, während sie ihr langes Baumwollnachthemd anzog und ins Bett stieg.
Es war ein merkwürdiger Tag, sinnierte sie, während sie die winzigen tanzenden Figuren betrachtete. Jakes Gesellschaft war angenehm, auch wenn ihr nicht gefiel, dass Eric auf seinem Bett schlief. Der verdammte Kater, dachte sie lächelnd, weiß jedenfalls, was er will.
Sie kuschelte sich in die Kissen und ließ sich von der Musik beruhigen, und als ihre Schmerzen gelindert waren, konnte sie sich auf den nächsten Teil der Geschichte konzentrieren. Sie würde alles richtig erzählen müssen, wenn Jake verstehen sollte, wie viel es ihr bedeutete.
Sie schloss die Augen und dämmerte dem Schlaf entgegen, eingelullt von den rhythmischen Bewegungen eines Geisterschiffs, das sich durch den Ozean pflügte.
Maureen umklammerte die Reling und hielt das Gesicht in den Wind. Nach der stickigen Luft in ihrem Quartier unter Deck tat es gut, hier oben zu sein. Vielleicht würde die kalte Salzluft die Übelkeit vertreiben, die sie schon so lange begleitete und durch das Stampfen des Schiffs nicht besser geworden war.
Sie konnte sich diese Übelkeit nicht erklären, denn sie hatteihren Onkel schon oft auf seinem Fischerboot begleitet, und das Auf und Ab der
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