Das Versprechen des Opals
verlaufen. Kein gutes Zeichen. Wenn Rafe in dieser Stimmung war, konnte es tagelang dauern, bis er wieder mit ihr sprach, und wie immer hatte sie keine Ahnung, was sie falsch gemacht hatte.
Ihre Gedanken waren in Aufruhr, als sie über den Marmorboden in die Küche ging. Hatte sie etwas gesagt oder getan, was ihm missfallen hatte? Vielleicht hatte es ihm nicht gepasst, dass sie sich so lange mit dem Theatermann unterhalten hatte – aber Ed war so interessant gewesen, dass sie die Zeit vergessen hatte. Außerdem hatte Rafe selbst vorgeschlagen, dass sie den Finanzdirektor bei Laune halten solle, während er sich mit jemandem aus einer anderen Firma unterhielt.
Ungeschickt hantierte sie mit dem Wasserkessel, und sie hätte ihn beinahe fallen lassen, als sie ihn füllte. Diese ausgedehnten Schweigeperioden machten sie nervös, und je länger sie dauerten, desto hektischer wurde sie. »Kaffee?«, fragte sie, als sie seine Schritte nahen hörte.
Er nahm einen Karton Orangensaft aus dem Kühlschrank, schlug die Tür zu und warf ihr einen eisigen Blick zu, ehe er wieder hinausging.
Louise lehnte sich an die kalte weiße Theke, und ihre Finger umklammerten die Kante. »Tu das nicht, Rafe!«, sagte sie in die Stille hinein. »Sag mir wenigstens, was ich dir getan habe.«
Sie erhielt keine Antwort; seine schweren Schritte auf den hellen Kiefernholzstufen waren das Einzige, was sie hörte.
Louise drehte sich um und starrte zum Fenster. Wegen der Küchenbeleuchtung konnte sie weder den Garten noch den Himmel sehen – nur das eigene Spiegelbild. Eine Fremde. Eine magere, blasse Fremde, die sich an die Kante der Spüle klammerte, als gehe es um ihr Leben.
»Ich halte das nicht aus«, murmelte sie. »Ich mache das nicht mehr mit.« Mit diesem tapferen Vorsatz verließ sie die Küche und stieg die Treppe hinauf.
Das Haus war riesig. Es stand auf einem vier Hektar großen, erstklassigen Ufergrundstück und hatte fünf Schlafzimmer und Bäder, drei Wohn- und Empfangsräume sowie ein Spielzimmer. Zwei Hausmädchen, die zweimal wöchentlich kamen, hielten alles in Ordnung. Im Garten gab es ein Schwimmbecken und einen Whirlpool, und auch darum kümmerte sich Personal. In Augenblicken wie diesem verabscheute Louise das alles. Sie fühlte sich, als sei sie in einem Luxushotel gestrandet – denn zu Hause hatte sie sich hier noch nie gefühlt, eher wie in einem Musterhaus. Wenn sie Kinder hätten, verhielte sich vielleicht alles anders, aber Rafe hatte ihr erklärt, wie wenig das zu ihrem Lebensstil passen würde, und Louise hatte mittlerweile widerwillig akzeptiert, dass er vielleicht Recht hatte.
Sie wanderte die Galerie entlang und zögerte kurz, ehe sie die Schlafzimmertür öffnete. Rafe war nirgends zu sehen, aber im Bad rauschte die Dusche. Rasch zog sie sich aus, schlüpfte in ihr Nachthemd und hüllte sich in einen Frottee-Bademantel. Als Rafe eintrat, saß sie an der Frisierkommode.
»Ich wünschte, du würdest mit mir reden«, sagte sie bemüht unbekümmert, während sie sich abschminkte. »Wenn du mir nicht erklärst, was los ist, wie kann ich es dann in Ordnung bringen?« Ihr Puls raste, und sie hatte einen trockenen Mund. Dennoch blieb sie entschlossen sitzen und vollzog ihr abendliches Ritual.
Sie beobachtete Rafe im Spiegel, während er seine Kleidung für den nächsten Morgen zurechtlegte. Seine Miene war unbewegt, sein Mund eine schmale Linie purer Missbilligung. Sie drehte sich auf ihrem Hocker um und faltete die Hände fest im Schoß.
»Ich weiß, was du treibst, Louise«, antwortete er kalt.
»Ich treibe doch gar nichts«, erwiderte sie, wurde aber rot, und ihre Hände drehten und zwirbelten den Frotteegürtel, während Rafe sie unerbittlich und durchdringend anstarrte. Wieso flößt er mir dauernd Schuldgefühle ein, wenn ich überhaupt keinen Grund habe, mich schuldig zu fühlen? Sie musste sich anstrengen, um weiterhin ruhig und gefasst zu bleiben.
»Dein Gesicht verrät dich doch!«, fauchte er. »Ich bin nicht dumm, Louise. Ich weiß, dass du eine Affäre mit dem Mann hast, mit dem du heute Abend geredet hast.«
Sie machte große Augen, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Sei nicht albern!« Die Worte sprudelten hervor, ehe sie nachdenken konnte. Sie biss sich auf die Lippe. »Ich habe ihn heute Abend zum ersten Mal gesehen«, murmelte sie.
»Albern?«, wiederholte er eisig. »Ich? Albern? Ich glaube, du solltest dir dein eigenes Benehmen ansehen, ehe du mir so etwas vorwirfst, Louise. Weißt
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