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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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versucht hast, mich umzubringen.« Er rieb das Kinn an ihrem Gesicht. »Es kann unser kleines Geheimnis bleiben.«
    Die Hand presste sie unentrinnbar auf das Kopfkissen. Ihre Augen waren weit aufgerissen und voller Angst.
    »Wenn du es wagst, davon zu erzählen, werde ich allen sagen, dass du dich mit jedem einlässt. Dass du mehr als willig warst und die Sache nur aus dem Ruder gelaufen ist.« Wieder rieb er sein Stoppelkinn an ihrer Wange. »Kein achtbarer Mann wird dich mehr beschäftigen, damit du dich um seine Gören kümmerst. An deiner Stelle wäre ich also sehr vorsichtig, Kate. Es gibt nur noch ein Gewerbe, das ein Mädchen wie du ergreifen kann, wenn es keine Referenzen hat, keinen Gönner. Undich würde nicht gern sehen, dass das geschieht – nicht bei einer, die eines Tages meine Frau sein wird.«
    Kate starrte ihn entsetzt an. Er grinste auf sie herab. Sie zuckte zusammen, als er die Decke herunterzog, und ein verzweifeltes Stöhnen drang aus ihrer Kehle, denn seine Finger strichen über ihr dünnes Nachthemd, zogen ihre sengende Bahn über ihren Bauch und die Wölbung ihrer Brüste.
    »Ich kriege dich, Kate«, murmelte er. »Dessen kannst du sicher sein.«
    Am 15. April 1895 erreichte die Swallow Port Philip. In den sechs Monaten auf hoher See waren acht Kinder zur Welt gekommen, vier Passagiere waren gestorben, und ein Matrose war in einem Sturm vor Kap Horn über Bord gegangen. Es hatte drei Hochzeiten und zahllose Verlobungen gegeben, aber ob diese Verbindungen die zermürbenden Kämpfe, die ihnen bevorstanden, überleben würden, wusste noch niemand zu sagen.
    Die dröhnende Sirene der Swallow untermalte die aufgeregte Stimmung, und Maureen und Henry drängten sich mit den anderen Auswanderern an der Reling.
    »Unsere neue Heimat«, rief Henry durch den Lärm. »Sieh doch, Maureen, sieh nur, wie schön es dort ist!«
    Maureen ließ sich von ihm umarmen. »Und das Wasser ist so blau wie der Mantel Unserer Lieben Frau«, flüsterte sie ehrfürchtig. »Noch nie habe ich etwas so Prachtvolles gesehen.«
    »Ja, und schau, wie die Sonne darauf funkelt. Wie Sterne.« Er streckte den Zeigefinger aus. »Es ist so hell, dass einem fast die Augen wehtun.«
    Maureen beschirmte die Augen mit der Hand und spähte zum Ufer. Die Swallow glitt mitten durch eine hufeisenförmige Bucht, und auf dieser Seite ragten gewaltige rote Klippen über einem hellgelben Sandstrand empor, der von Wellen wie vonzarter Spitze gesäumt war. Das Land dahinter war grün wie Irland. Ihr Heimweh war ein Schmerz tief in ihrem Innern, schlimmer als jeder andere, den sie auf dieser endlosen Reise erlitten hatte.
    »Wir sind zu Hause, Liebling.« Henry sprach sanft in ihr Haar. »Wir wollen einander versprechen, dass wir jede Gelegenheit, die uns dieses wundervolle Land bietet, nach besten Kräften nutzen werden.«
    Tränenblind drehte Maureen sich in seinen Armen um und umschlang ihn fest. »Wir haben uns«, sagte sie leise. »Das ist genug.«
    Henry hob das Gesicht zur Sonne und holte tief Luft. »Unsere Kinder werden hier blühen und gedeihen«, sagte er. »Wir müssen dafür sorgen, dass sie niemals erleben müssen, was wir durchgemacht haben.«
    Maureen nickte; ihr Herz war so voll, dass sie ihre Gefühle nicht in Worte fassen konnte; außerdem machten die bohrenden Kreuzschmerzen es ihr schwer, sich zu konzentrieren.
    »Ihr werdet es nie erraten«, sagte eine atemlose Stimme hinter ihnen. Es war Kate, die sich durch das Gedränge zur Reling vorkämpfte. »Mr Reed hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will!«
    »Herzlichen Glückwunsch.« Es war schön, Kate wiederzusehen; sie brachte Leben und Fröhlichkeit mit. Die letzten paar Wochen ohne sie waren langweilig gewesen.
    Kate schüttelte den Kopf, und wie immer befreite sich ihr schwarzes Haar von den Haarnadeln und fiel über ihre Schultern herab. »Ich habe ihn abgewiesen.«
    Maureen war verblüfft. »Warum? Ich dachte, du hast ihn gern – und er ist ebenso reich wie gut aussehend.«
    Kate lachte. »Ich hab ihn gern, ja, aber nicht gern genug, um ihn zu heiraten.« Sie zuckte unbekümmert die Achseln. »Außerdemwill er eigentlich nur eine Mutter für seine Kleinen, und ich bin noch nicht bereit, mich zu binden.«
    Maureen legte ihr den Arm um die Schultern. Es war eine Ewigkeit her, dass sie Gelegenheit gehabt hatten, sich zu unterhalten, denn irgendwann hatte Kate plötzlich ihre Sachen gepackt und war ohne eine richtige Erklärung auf das Oberdeck gezogen. »Du hast uns gefehlt

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